Auch beim EZ-Pokal in der Neckarsporthalle sorgen Katharina Heinz (links) und Sonja Lenhardt regelmäßig für einen ordnungsgemäßen Spielverlauf. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Stefanie Gauch-Dörre

Esslingen - Als Kinder haben Katharina Heinz und Sonja Lenhardt die Handballer des Bundesligisten Frisch Auf Göppingen von der Tribüne aus angefeuert. Am 13. August 2016 blicken sie vom Feld aus auf die Tribüne der EWS-Arena. 3600 Zuschauer sind gekommen und freuen sich auf den Saisonauftakt der Göppinger gegen den schweizer Traditionsclub Pfadi Winterthur. Heinz und Lenhardt stehen zwischen den Profisportlern - ihre Aufgabe: Sie leiten die Partie, bei der die neuen Regeln des Deutschen Handball Bundes (DHB) gleich Anwendung finden.

Gern erinnern sich Heinz und Lenhardt an diesen Abend zurück. „Wir sind beide im Göppinger Raum aufgewachsen und unter den Zuschauern waren viele Freunde und Verwandte von uns. Es hat richtig Spaß gemacht, vor so einer Kulisse zu pfeifen“, betont Heinz. Die beiden sind froh, dass im Vorgespräch mit den beiden Trainern auch die neuen Regeln besprochen wurden. Denn nach einer Balleroberung der Göppinger traf Manuel Späth nur den Pfosten des leeren Winterthuer Tores - die Gäste hatten einen siebten Feldspieler eingesetzt und Späth wurde beim Wurf aus der eigenen Hälfte behindert. Klare Sache für Heinz und Lenhardt: Sie entscheiden auf Siebenmeter.

Klare Entscheidungen wie diese sind wichtig für die Unparteiischen. Denn Akzeptanz-Probleme gibt es durchaus, vor allem dann, wenn man neu in einer Liga ist. Lenhardt betont, dass sie sich als Frauen den Respekt zudem härter erarbeiten müssen als ihre männlichen Kollegen. „Die dürfen sich eher mal einen Fehler erlauben. Wir werden da doch härter beurteilt. Männlichen Kollegen wird eher mal etwas verziehen“, berichtet die 37-Jährige, die ebenso wie Heinz seit 2002 als Handball-Schiedsrichterin aktiv ist.

Dass sich die beiden für das Schiedsrichterwesen und damit auch gegen das eigene Handballspielen entschieden haben, hat sich gelohnt: Seit 2015 sind sie im Bundesliga-Kader des DHB. Sie kommen regelmäßig in der 2. Bundesliga der Frauen zum Einsatz und pfeifen zudem Bundesliga der Frauen, 3. Liga der Männer und in der männlichen A-Jugend-Bundesliga. Beim HC Wernau (Lenhardt) und TSV Heiningen (Heinz) halten sie sich aber weiterhin mit Handball-Training fit. Beide waren im Rückraum aktiv - und das durchaus erfolgreich: Die 30-Jährige Heinz spielte unter anderem für die HSG Deizisau/Denkendorf in der Baden-Württemberg Oberliga, und Lenhardt bringt als Spielerin Regionalliga-Erfahrung mit (TV Holzheim, HC Wernau).

Seit die Schiedsrichterinnen im Bundesliga-Kader randürfen, hat sich für sie einiges geändert. „Das Tempo ist jetzt schneller und das gesamte Umfeld professioneller“, erklärt Lenhardt. Kennengelernt hat sich das Schiedsrichtergespann - wie könnte es anders sein - beim Handball: Sie hatten gemeinsame Freunde bei der TS Göppingen. Als Spielerinnen standen sie offiziell nie gemeinsam auf dem Feld. Aber zumindest hat es mal zu einem Hobby-Turnier in Spanien gereicht, an das sich beide gerne erinnern.

Ihr gemeinsames Ziel ist es, sich stetig zu verbessern und dazuzulernen. Kein schlechtes Vorhaben - vielleicht reicht es irgendwann sogar zum Elite-Kader des DHB und zu internationalen Einsätzen. Aber das, so betonen beide, entscheiden andere. Sie wollen nur immer wieder ihr Bestes geben.