Ralf Bader macht sich viele Gedanken darüber, wie die Neuhausener Mannschaft besser werden kann. Foto: Rudel - Rudel

Neuhausen – Als einer der Top-Aufstiegskandidaten in die Runde der Baden-Württemberg Oberliga gestartet, spielen die Handballer des TSV Neuhausen bislang eine etwas holprige Saison. Platz drei als Zwischenbilanz ist für den im Sommer verpflichteten Trainer Ralf Bader von daher „sehr zufriedenstellend“, wie er im Interview sagt. Nun stehen den MadDogs spannende Tage bevor: Sonntag (11 Uhr) treten sie zur Endrunde des HVW-Pokals in eigener Halle an, schon am Dienstag (20.30 Uhr) erwarten sie den Zweiten TSV Schwäbisch Gmünd zum Spitzenspiel.

Am Sonntag steht die Pokal-Endrunde an. Sind Sie trotzdem in Gedanken schon zwei Tage weiter?

Bader: Mittlerweile spielt der Pokal schon eine Rolle für uns, weil wir die Endrunde zuhause haben und uns da natürlich gut präsentieren wollen. Und wenn man so dicht am Titel des Pokalsiegers dran ist, möchte man den auch haben. Allerdings haben wir uns in der Trainingswoche ausschließlich auf Schwäbisch Gmünd vorbereitet.

Ganz glücklich können Sie über die kurze Pause nicht sein.

Bader: Ich hätte das Spiel gegen Schwäbisch Gmünd lieber wie geplant an diesem Samstag gehabt oder es ins neue Jahr verlegt, aber ein anderer Termin war nicht möglich. Ganz glücklich bin ich nicht, aber wir müssen da jetzt durch – wir hatten in dieser Saison schon andere schwierige Situationen und haben sie gut gemeistert.

Die Mannschaft hat zuletzt drei Spiele in Folge gewonnen – die bisher erreichten 20:8 Punkte hochgerechnet, dürfte es mit dem Aufstieg aber knapp werden.

Bader: Eng wird es auf jeden Fall. Ich bin sehr überrascht, wie es in dieser Liga läuft: An fast jedem Wochenende hat ein Favorit verloren. Das scheint normal zu sein. Von daher wäre man mit 16 Minuspunkten wahrscheinlich nicht ganz aus dem Aufstiegsrennen, aber unser Anspruch ist es, besser zu werden. Wir sind jetzt auf einem guten Weg, wir haben mit Ausnahme der Langzeitverletzten wieder einen kompletten Kader zur Verfügung. Natürlich wollen wir am Ende weniger Minuspunkte als 16 haben.

Warum hat der Favorit Neuhausen bislang so viele Punkte gelassen – abgesehen von den Verletzungsproblemen?

Bader: Mit einem neuen Trainer und dem Abgang von zentralen Spielern wie Markus Fuchs und Philipp Frey ist es sicherlich nicht einfach, von Anfang an konstante Leistungen zu zeigen. Außerdem war es klar, dass unsere neue 3-2-1-Deckungsformation nicht gleich jedes Mal sattelfest sein kann. Aber den Hauptgrund sehe ich ganz klar darin, dass wir brutal viele Verletzte hatten. Der TSV Deizisau und der TV Plochingen haben momentan eine ähnliche Situation und gewinnen kein Spiel mehr. Wir haben aus dieser Phase noch einige Punkte geholt. Wir hatten unsere schwierige Phase schon, ich hoffe, es kommt keine zweite dazu.

Von daher können Sie im Moment mit Platz drei zufrieden sein.

Bader: Das ist sehr zufriedenstellend, weil wir es in der eigenen Hand haben, zumindest noch auf den zweiten Platz zu kommen.

Sie haben die neue 3-2-1-Abwehr angesprochen. In der Defensive ist die Mannschaft insgesamt variabler geworden.

Bader: Die Abwehr ist für mich das Wichtigste im Handball, zusammen mit dem Torhüter. Notgedrungen mussten wir unsere Defensive umstellen, weil wir so viele Ausfälle hatten. Das Spiel gegen den TSV Blaustein, als wir sogar Markus Fuchs reaktivieren mussten, war dazu der Auslöser. Da war klar, dass wir nicht 60 Minuten lang mit der 3-2-1-Abwehr spielen können, weil sie doch sehr aufwendig und kräfteraubend ist. Wir haben auf eine 5-1-Formation umgestellt, die in diesem Spiel hervorragend funktioniert hat. Die Spieler haben das mitgenommen – und mittlerweile können wir zwischen den beiden Formationen relativ frei wechseln. Das hat uns aus der Not heraus eine zweite Option gebracht.

Wie viele Ihrer Ideen stecken denn schon in der Mannschaft?

Bader: Es gibt einen längerfristigen Plan. Ich bin in Neuhausen angetreten, um nicht nur eine oder zwei Spielzeiten zu machen. Was diese Saison angeht, bin ich nicht ganz unzufrieden, aber es ist alles noch in Rohform. Ich würde sagen, jetzt zur Winterpause sind wir für diese Saison vielleicht bei 50 Prozent – die letzten Monate müssen wir nutzen, um weiterzukommen.

Es wäre für den Verein und die Region gut, wenn Neuhausen wieder in der 3. Liga spielen würde. Wie stark empfinden Sie den Aufstiegsdruck?

Bader: Ich persönlich empfinde von außen kaum Druck. Der Druck kommt aus mir selbst, weil ich erfolgreich sein will und natürlich auch Bestätigung für meine Arbeit haben möchte. Aber es ist mit dem Verein klar kommuniziert, dass wir eine Mannschaft aufbauen wollen, die ständig konstante Leistung auf einem höheren Niveau bringt. Das soll dann auch irgendwann in der 3. Liga sein. Aber ich habe keine Vorgabe, dass wir in dieser oder der nächsten Saison hoch müssen.

Sie haben beim VfL Pfullingen und dem TV Neuhausen/Erms bei Vereinen Erfahrungen gesammelt, die sich in einem professionelleren Rahmen bewegt haben. Könnte sich der TSV Neuhausen langfristig in der 3. Liga halten, die sich ja auch immer weiter entwickelt?

Bader: Zu hundert Prozent. Ich bin fest davon überzeugt, dass die 3. Liga für Neuhausen Stand heute schon machbar ist. Gerade weil die Leute um die Mannschaft herum super engagiert sind. Die Aufgabenteilung ist sehr gut ausdifferenziert, das habe ich in anderen Vereinen auch schon ganz anders erlebt. Also da mache ich mir überhaupt gar keine Sorgen. Letztendlich hängt es am sportlichen Erfolg und damit an den einzelnen Spielern. Es ist in dieser vierten Liga schwierig, gute Spieler länger zu halten. Sie möchten so schnell wie möglich 3. Liga oder 2. Bundesliga spielen, was in der Region ja auch möglich ist. Man muss den Spielern ein Umfeld bieten, in dem sie daran glauben, ihre Ziele in unserem Verein erreichen zu können. Das ist schon eine Aufgabe, die wir angenommen haben. Ich bin sicher, dass es früher oder später wieder hoch geht in die 3. Liga – und dann geht der zweite Teil der Aufgabe los, das zu stabilisieren.

Das Interview führte Sigor Paesler.