Auf den Trainer Pascal Morgant lässt Geschäftsführer Bernd Aichele (rechts) nichts kommen. Verantwortlich für den schlechten Saisonverlauf sind seiner Meinung nach die vielen Langzeitverletzten. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Ostfildern - Nach der ersten Saisonhälfte stehen die Handballerinnen des TV Nellingen ohne Punkt auf dem letzten Tabellenplatz der Handball-Bundesliga. Die Verantwortlichen setzen darauf, dass im neuen Jahr die Langzeitverletzten wieder fit sind. „14 Punkte sollten es schon sein“, sagt Bernd Aichele, der Geschäftsführer der TV Nellingen Handball GmbH, zur Zielsetzung im neuen Jahr.

Acht Spiele, acht Niederlagen, ohne Punkt Tabellenletzter - haben Sie das so erwartet?

Aichele: Nein. Wir tun uns schwer damit, so viele verletzte Spielerinnen zu kompensieren. Aber wir sind optimistisch, dass sich das zu Beginn des neuen Jahres bessert und dann die nötigen Punkte eingefahren werden.

Zu befürchten ist, dass die Negativserie weitergeht. In den beiden letzten Spielen in diesem Jahr gegen Frisch Auf Göppingen am 28. Dezember und gegen TuS Metzingen am 30. Dezember sind keine Punkte zu erwarten. Das bedeutet, der TV Nellingen feiert mit 0:20 Punkten Silvester. Oder glauben Sie an Handball-Wunder?

Aichele: Wir würden tatsächlich zwei Wunder benötigen, um gegen diese Mannschaften zu punkten. Aber im Handball ist nichts unmöglich.

Metzingen möchte mit dem Spiel gegen Nellingen in der Porsche-Arena Ende Dezember einen neuen Zuschauerrekord im Frauen-Handball aufstellen. Interessiert Sie das in der derzeitigen Lage überhaupt?

Aichele: Das ist einzig und alleine eine Metzinger Angelegenheit. Für uns steht allein der sportliche Aspekt im Vordergrund.

Wie viele Punkte werden für den Bundesliga-Klassenverbleib benötigt?

Aichele: Eine schwierige Frage (lange Pause). Ich glaube, 14 Punkte sollten es bis Saisonende schon sein.

Und gegen welche Mannschaften wollen Sie die nach der schlechten Punktausbeute bisher holen?

Aichele: Gegen Mannschaften aus dem unteren Tabellendrittel. Ab Platz neun kämpfen die Mannschaften um den Klassenverbleib. Die Tabelle der Bundesliga ist einfach zweigeteilt.

Einem Geschäftsführer eines punktlosen Tabellenletzten muss die Frage nach der Verantwortung des Trainers für diese Situation gestellt werden…

Aichele: Der Trainer Pascal Morgant ist absolut unantastbar. Er kann nichts dafür, dass wir mit unseren bescheidenen finanziellen Mitteln keine gestandenen Bundesliga-Spielerinnen verpflichten konnten. Bei uns gibt es keine Trainer-Diskussion.

Wie ist die finanzielle Lage? Kann sich Nellingen in der Winterpause Neuverpflichtungen leisten?

Aichele: Neuverpflichtungen werden wir uns nur leisten, wenn sie finanziell zu uns passen. Zu mehr fehlt uns die Unterstützung aus der Wirtschaft.

Aber Sie schauen sich schon um?

Aichele: Ja. Aber wir zählen mehr darauf, dass die Langzeitverletzten wie Julia Orban-Smideliusz, Tanja Padutsch und Louisa Wolf möglichst schnell wieder zur Verfügung stehen.

Welche Möglichkeiten haben der Geschäftsführer und die Gesellschafter, positiv auf die Mannschaft einzuwirken?

Aichele: In dem wir weiter händeringend nach Sponsoren suchen. Je mehr Mittel wir haben, umso größer ist die Chance, etwas zu verändern. Aber um eines klar zu stellen: Wir verfallen nicht in Panik.

Trotz des Aufstieges in die Bundesliga sind nicht wesentlich mehr Zuschauer in der Halle als zu Zweitligazeiten. Woran liegt das?

Aichele: Das ist eine Frage, die wir uns auch stellen. Warum lockt Frauen-Handball in der Bundesliga nicht mehr Zuschauer hinter dem Ofen vor? An mangelhafter Werbung kann es nicht liegen, da tun wir unheimlich viel. Aber ich kann niemanden persönlich zu Hause abholen und in die Halle bringen. Unsere schlechte sportliche Situation mag auch eine Rolle spielen.

Das Interview führte Andreas Müller.