Auf dem Sprung nach oben: Die Wendlinger Benjamin Murr (links) und Julin Schubert (rechts) eilen mit Riesenschritten in Richtung Bezirksliga.Archiv Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Julia Schröder

Esslingen - Für viele Trainer steht der Tabellenführer TSV Wendlingen bereits als kommender Aufsteiger der Fußball-Kreisliga A, fest. Sieben Punkte Vorsprung auf den Zweiten TSV Berkheim scheinen erst einmal ein ordentliches Polster zu sein. Darüber, wer am Ende der Saison die Liga nach unten verlassen muss, herrscht hingegen Uneinigkeit. Mit dem TSV Scharnhausen (sechs Zähler) und dem SC Altbach (drei) haben zwei Teams die Zehn-Punkte-Marke noch nicht geknackt, wollen sich aber dennoch nicht abschreiben lassen.

TSV Wendlingen: Tabellenerster, sieben Punkte Vorsprung und eine klasse Teamstimmung. Auf den ersten Blick scheint bei den Wendlingern alles bestens. „Ich bin mit der Hinrunde sehr zufrieden“, blickt Trainer Björn Kluger stolz auf die erreichten 48 Punkte. In der Vorbereitung gab es zur weiteren Stärkung des Selbstvertrauens außerdem einen Sieg im Testspiel gegen den Bezirksligisten Faurndau sowie die Gewissheit, in der Rückrunde für die Gegner noch unberechenbarer zu sein: „Unsere Dreierkette hatte sich so langsam rumgesprochen. Deshalb haben wir ein neues Spielsystem eingeführt, um noch variabler sein zu können.“ Und trotz aller positiver Vorzeichen, ist sich der Coach sicher: „Das Ding hier ist noch nicht gelaufen.“ Im TSV Berkheim lauert für Kluger ein starker Konkurrent auf Platz zwei. „Wir dürfen unseren Vorsprung nicht einbüßen“, warnt Kluger. Verzichten muss er in „den Schlüsselpartien gegen Wernau und Reichenbach“ jedenfalls auf den zwölffachen Torschützen Daniel Geigle, der mit einem Muskelfaserriss ausfällt.

TSV Berkheim: Die Berkheimer selbst schielen weniger auf die Tabellenführung. „Wendlingen steht absolut verdient da ganz oben. Wir müssen eher sehen, dass wir den Kampf um Platz zwei für uns entscheiden“, gibt Christian Mirbauer das Ziel Relegation vor. Bereits nach der letzten Saison hatte der Trainer mit dem FV Plochingen über die Relegation den Bezirksligaaufstieg geschafft. „Und ganz ehrlich: Ich persönlich finde die Relegation so richtig geil. Das ist noch einmal ein viel krasseres Erlebnis, als drei Spieltage vor Schluss als Meister festzustehen und einfach so hochzuklettern“, sagt er euphorisch. Um den zweiten Platz halten zu können, soll das Team defensiv jedoch noch eine Schippe drauflegen. „Dass wir fast alle direkten Konkurrenten noch zu Hause haben, könnte wiederum ein kleiner Vorteil für uns sein“, spekuliert er.

Odyssia Esslingen: Bei den Esslingern ist sich der Sportliche Leiter Dimitrios Papadopoulos sicher: „Der TSV Wendlingen wird bis zum Schluss oben bleiben.“ Nach starken Spielen vor der Winterpause und mit zahlreichen Neuzugängen gespickt, will das Team gegen jede Mannschaft eine gute Leistung zeigen. „Wenn das dann am Ende der Saison Platz zwei wird, sagen wir sicher nicht nein. Aber der Weg dorthin ist noch lang“, sagt Papadopoulos.

VfB Reichenbach: „Rechnerisch ist noch alles möglich“, sagt Marcel Matheis kämpferisch. Der Reichenbacher Co-Trainer fand die Hinrunde „zwar zufriedenstellend, aber wir wären dennoch gern weiter vorn gelandet.“ Mit dem vierten Tabellenplatz und 36 Punkten fehlen dem VfB gerade fünf Zähler auf Rang zwei. Und da müssen die Reichenbacher hin, wollen sie doch auf jeden Fall wieder zurück in die Bezirksliga. Trotz verletzter Stammspieler heißt es deshalb Vollgas: „Wir haben oft zu inkonstant gespielt. Die direkten Duelle müssen wir künftig gewinnen, spielerisch sind wir sehr stark, da ist uns auch Wendlingen nicht voraus.“

ASV Aichwald: An Konstanz mangelte es in der Hinrunde auch bei den Aichwaldern. Trainer Lothar Buckenberger sieht die Ursache dafür vor allem in der großen Zahl von Jugendspielern. „Aber gleichzeitig macht natürlich auch genau das den Reiz aus. Es ist immer ein Highlight, wenn ein Verletzter zurückkommt oder ein Jugendspieler den Anschluss findet“, betont Buckenberger die Vorzüge des Nachteils. Trotz guter 33 Punkte will der Trainer die Kirche im Dorf lassen. „Für uns ist es wichtig, unsere Leistung realistisch einzuschätzen und erreichbare Ziele zu definieren“, sagt er. Die Aichwalder streben deshalb in dieser Saison nur eines an: das Knacken der 50-Punkte-Marke. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass das klappt. Auch wenn ich mir die Vorbereitung zeitweise anders vorgestellt habe.“ Zwischenzeitlich waren im „Studententeam“ Aichwald zahlreiche Spieler „über zwei bis drei Wochen hinter irgendwelchen Büchern verschollen“, sagte Buckenberger, der zwar vollstes Verständnis für die Prioritäten der Jugendlichen zeigt, aber deshalb gleichzeitig auf neue Impulse im Rahmen der Vorbereitung verzichten musste.

TSV Wernau: Abteilungsleiter Thorsten Sobeck genießt die Spannung im Spielgeschehen der Liga. „Wir wollen unseren Platz bestätigen, sind mit den 32 Punkten aus der Hinrunde aber sehr zufrieden.“ Um am Ende „irgendwo zwischen Rang drei und sechs“ zu landen, arbeiten die Wernauer derzeit vor allem im taktischen Bereich. „Insbesondere in Sachen Pressing gibt es noch einiges Verbesserungspotenzial“, sagt Sobeck.

TV Nellingen II: 15 Punkte wollen die Nellinger noch, dann sind sie mit der Saison zufrieden. So jedenfalls Trainer Daniel Bohusch. Trotz guter Jugendarbeit kommen die Nellinger pünktlich zum Rückrundenstart jedoch auf dem Zahnfleisch daher. So sehr, dass der fünfjährige Coach der Nellinger in der Rückrunde sicherlich das ein oder andere Mal selbst auf dem Feld statt auf der Bank anzutreffen sein wird - genauer gesagt im Tor. „Nachdem unser Torhüter nach Denkendorf gewechselt hat, bleibt mir gar nichts anderes übrig“, sagt er. Das Coaching vom Seiten-Aus übernimmt dann Co-Trainer Christoph Lösler, der in anderthalb Jahren ohnehin Bohuschs Posten übernehmen soll.

TSV Köngen II: In Köngen ist laut Coach Daniel Rieker „alles so, wie es sein soll.“ Tatsächlich ist rund um den Tabellenachten alles derart ruhig, dass der Trainer anmerkt: „Es fällt mir schwer, diesem Frieden zu glauben.“ Für das Köngener Team gilt dieselbe Devise: Ja nicht zurücklehnen und allzeit bereit sein. Sollte der Frieden rund um das Team jedoch Bestand haben, „dann geht da sicherlich noch so einiges“. Ein, zwei Plätze gutzumachen, traut der Coach der jungen Mannschaft dabei locker zu. Um in der Hinrunde auch knappe Partien doch noch für sich zu entscheiden, schuften die Köngener in der Vorbereitung hart. Dabei wird, „um das Optimum rauszuholen“, dann auch mal mit der Augenklappe trainiert. „Die Arbeit mit dem jungen Team macht einfach unglaublich Spaß, weil alle so gut mitziehen.“

TSV Oberboihingen: Der TSV Oberboihingen startet beim ASV Aichwald in die Rückrunde. 27 Punkte bedeuten für die Oberboihinger rund um Coach Patrick Müller derzeit Rang neun.

TSG Esslingen: Der Tabellenzehnte geht mit einem neuen Trainer in die Rückrunde. Dirk Heinemann, löst Michael Lattacher ab. Der 52-jährige Heinemann ist kein Unbekannter in der Region und trainierte bereits den TSV Deizisau, den SC Altbach, ASV Aichwald, den TSV Ötlingen, und er war Co-Trainer beim VfB Sindelfingen. „Mit der Vorrunde können wir nicht zufrieden sein“, sagt TSG-Spielleiter Patrick Schüler, „wir wollten an die vergangene Runde anknüpfen, was uns leider nicht gelang.“ Allerdings sieht Schüler noch jede Menge Luft nach oben: „Die Mannschaft hat genug Potenzial, wir müssen dieses nur taktisch wie spielerisch auf den Platz bringen.“

SG Eintracht Sirnau: Nach einem schlechten Start hat es die SG mit 25 Punkten gerade noch ins Mittelfeld der Tabelle und Rang elf geschafft. „Das ist der Ort, an dem wir uns auch leistungsmäßig sehen“, sagt Trainer Alwin Gschwendtner, der dem jungen Team die Leistungsschwankungen in der Hinrunde nur zu gern verzeiht. „Für uns steht die Entwicklung im Vordergrund“, argumentiert er. Und die will er nicht nur an Ergebnissen und der Platzierung messen. „Für uns als kleinen Verein geht es auch viel um das individuelle Weiterkommen einzelner Spieler. Um ihre Identifikation mit dem Verein und das Zusammengehörigkeitsgefühl.“ Das soll aber nicht heißen, die Sirnauer hätten es in der Vorbereitung langsam angehen lassen. „Wir haben durchaus konzentriert gearbeitet“, sagt Gschwendtner. Neben fußballerischer Einheiten zählt dazu in Sirnau beispielsweise auch das Teambuilding im Rahmen gemeinsamer Skiausfahrten.

TB Ruit: Bereits vor der Saison war Trainer Matthias Schober klar, dass in Ruit ein Umbruch bevorsteht. „Wenn einige Leistungsträger nicht mehr da sind, ist es immer schwer.“ Genau das ist dem TBR in der Hinrunde nun passiert. „Natürlich ist es für die Jugendlichen schwierig, Sicherheit zu finden, wenn die alten Stammkräfte auf einmal fehlen“, weiß Schober. Mit einer Kadervergrößerung und damit einhergehendem Konkurrenzkampf will der Coach etwaigen Problemen entgegentreten. „Vier Punkte mehr und dann ist alles im Rahmen - aber so müssen wir nun natürlich Vollgas geben.“ Trotz der 16 Punkte und dem 12. Tabellenplatz ist Schober wichtig: Ich glaube auf jeden Fall an das Team und an seine Qualität. Wir schaffen das.“

TV Hochdorf: Punktgleich und einen Rang weiter hinten spielt Hochdorf ebenfalls um den Liga-Verbleib. Mit dem neuen Trainer Uli Thon hofft der Verein auf frischen Wind. Der Nachfolger von Hinrunden-Trainer Fabio Morisco ist mit der Vorbereitung zufrieden: „Die Einstellung ist super. Das Team ist sehr lebhaft und wir haben - teilweise sogar in Doppeleinheiten - gut gearbeitet.“

TSV Wolfschlugen: Eigentlich ist Coach Ivan Aralo in Wolfschlugen mit allem glücklich. Außer eben mit dem Blick auf die Tabelle. „Die jüngsten Testspielergebnisse passen, das Team hat den Ernst der Lage erkannt“, sagt er. Mit 13 Punkten steckt das Team derzeit noch voll im Abstiegskampf. Ich hoffe natürlich, dass unsere Neuzugänge einschlagen und vor allem vorne den ein oder anderen Treffer landen“, benennt der Coach die Achillesferse der Wolfschlugener: die mangelhafte Chancenverwertung. Auch wenn Aralo weiß: „Eigentlich müssen wir alles verbessern.“ Klares Ziel bleibt der Nicht-Abstieg.

SV 1845 Esslingen: Zu viel Pech in der Hinrunde hat den Esslingern laut Trainer Cihan Kormaz eine bessere Platzierung unmöglich gemacht. Der Drittletzte verlor zu Beginn trotz guter Leistungen zahlreiche Partien. „Deshalb haben wir in der Pause gut gearbeitet und trotz Personalproblemen einige Kilometer zurückgelegt“, sagt Kormaz. Mit der passenden Rückendeckung durch die Zuschauer vertraut der Coach auf sein Gefühl: „Das sagt mir, dass wir den Klassenverbleib schaffen.“

TSV Scharnhausen: Auch das Scharnhausener Team rund um Coach Hamdi Dagdelen gibt noch nicht auf. „Wir fühlen uns häufig wie das kleine Dorf in Gallien“, sagt er. „Man sollte uns nicht zu früh abschreiben, vielleicht gelingt uns ja noch das Wunder. Die Jungs stehen auf jeden Fall dahinter und haben weiter Spaß.“ Als Aufsteiger hätten die Scharnhausener vor allem zu Beginn der Saison Lehrgeld bezahlt. „Wir mussten feststellen, dass wir in der Breite einfach nicht so gut aufgestellt sind wie die anderen Teams.“ Ohne Zaubertrank, dafür mit erzwungenem Glück wollen die Scharnhausener vom 16. Rang weiter nach oben klettern.

SC Altbach: Drei Punkte haben die Altbacher in der Hinrunde geholt - allesamt durch ein Unentschieden. Auf den ersten Sieg der Saison wartet die Mannschaft noch.