Falko Peuster hat sich ein Planschbecken umgebunden und kämpft für den Erhalt des Freibades in Berkheim. Quelle: Unbekannt

Esslingen - Beim Eßlinger Zeitung Lauf hatten die Teilnehmer wieder ihren Spaß - es gab aber auch immer mehr ambitionierte Läufer, die sich der Herausforderung durch Esslingens Gassen stellten. Neben dem syrischen Meister über 10 Kilometer trabte aber auch ein Gaul durchs Ziel.

Generationswechsel: Jahrelang sorgte ein freundliches Frauenteam der TSG Esslingen am Kuchenstand für zufriedene Gesichter bei der Kundschaft. Im Vorfeld der 17. Auflage erklärten die Damen allerdings offiziell aus Altersgründen ihren Rücktritt und übergaben das Zepter an das TSG-Showtanzteam Fresh‘n‘Funkys. In zwei Schichten schmissen die jungen Frauen den Laden aber mit derselben Souveränität und Energie wie ihre Vorgängerinnen.

Ewiges Duell fällt aus: In schöner Regelmäßigkeit liefern sich Esslingens Oberbürgermeister Jürgen Zieger und Max Pickl vom Schul- und Sportamt beim EZ-Lauf normalerweise ein heißes Rennen. In der 17. Auflage des Traditionslaufes wurde das ewige Duell aber ausgesetzt. Pickl musste schon im Vorfeld wegen einer Erkrankung passen und der OB war ganz kurzfristig wegen einer dringenden familiären Angelegenheit verhindert, ließ es sich aber nicht nehmen über Moderator Rafael Treite seine persönlichen Wünsche an die Läufer und das Publikum auszurichten.

Fleißige Helfer: Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) war mit insgesamt 74 Helfern vor Ort, darunter auch zwei Notärzte. Die Helfer rekrutierten sich aus den Ortsgruppen Esslingen, Aichwald, Altbach, Baltmannsweiler, Plochingen und der Bergwacht Ostfildern. „Da gibt es viele Wiederholungstäter“, weiß DRK-Einsatzleiter Markus Oßwald. „Das hat für die meisten von uns schon Tradition, beim EZ-Lauf mitzuhelfen.“

Dusche Marke Eigenbau: Jahrelang sorgte DRK-Mitglied Volker Kalmbach im Zielbereich per Schlauch für Abkühlung bei der Läuferschaft. Die heftige Hitzeschlacht vom Vorjahr war dann aber der Auslöser für den mittlerweile pensionierten Schulungsleiter für Heizung und Lüftung eine kleine Duschanlage zu konstruieren. „Da passen jetzt immer gleich zwei bis drei Läufer drunter“, freute sich Kalmbach. Die neue Art der Erfrischung wurde bei ihrer „Feuertraufe“ auch gut angenommen.

Amtshilfe: Schon seit 1999 steht der Esslinger Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler an der Ecke Stroh- und Milchstraße und sorgt per Wasserschlauch für Abkühlung. „Viele Leute kommen unterm Jahr auf mich zu und sagen, ich hätte ihnen damit geholfen, die vier Runden zu überstehen“, so Drexler, für den der Einsatz Ehrensache ist. Dieses Mal wurde er allerdings nach einiger Zeit abgelöst. Als Präsident des Schwäbischen Turnerbundes musste Drexler nach Ludwigsburg zu einer Veranstaltung, eine kompetente Ablösung war aber schnell gefunden: „Aichwalds Bürgermeister Nicolas Fink hat gleich zugesagt, als ich ihn gefragt habe“, sagte Drexler.

Keine Ausfälle: Zum 40-jährigen Jubiläum hatte der Italienische Elternverein eine neunköpfige Mannschaft am Start und trotz verlorenem EM-Viertelfinale keine Ausfälle zu verzeichnen. „Wir haben das Spiel alle zusammen auf dem Bürgerfest angeschaut“, erzählte Marco Fustilla vom Elternverein, „Das war ein tolles Erlebnis und jetzt freuen wir uns eben für die deutsche Nationalmannschaft.“ Sein Traumfinale: „Deutschland gegen Island - und Deutschland gewinnt.“

Glücklicher Schulleiter: In ihren grünen Shirts waren die Schüler des Theodor-Heuss-Gymnasiums auf und an der Strecke wieder mal nicht zu übersehen. Insgesamt waren 130 THGler am Start. „Das Ziel war die 100er-Marke wieder zu knacken“, freute sich Schulleiter Michael Burgmeister, der besonders stolz auf „seine“ Lehrer ist: „Bei uns läuft so viel, egal ob Sport, Musik oder Theater - es wird unheimlich viel auf die Beine gestellt.“ Beim EZ-Lauf waren sogar eine Handvoll Abiturienten vom THG am Start - und das obwohl sie es erst zwei Tage zuvor auf ihrem Abiball ordentlich hatten krachen lassen.

Guter Verlierer: Daniel Noll von der Laufgemeinschaft TSV Glems landete beim Stuttgarter Halbmarathon vor wenigen Wochen auf dem zweiten Platz. Auch beim EZ-Lauf war der Hobbyläufer vorne mit dabei, allerdings mit großem Abstand hinter den beiden Erstplatzierten aus Kenia. Nicht das Noll es besonders langsam hätte angehen lassen - mit seiner Zeit von 33:21 Minuten katapultierte er sich aus dem Stand in die Top Ten der ewigen Bestliste beim EZ-Lauf. „Es macht immer wieder Spaß gegen Profis wie die beiden Kenianer zu laufen - aber nach fünf Kurven sind solche Läufer halt weg. Ich habe mir dann eben ein Duell mit dem späteren Vierten Bastian Franz geliefert“, nahm Noll die Sache mit Humor.

Austausch der Kulturen: Drei Profiläufer schickte das Team von Run2gether zum EZ-Lauf und alle drei landeten auf dem Siegertreppchen. „Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der 2008 aus einer Vereinspartnerschaft hervorging“, erklärt Peter Cujé, der die drei Läufer in Esslingen mitbetreute. Die Idee: Europäische Laufinteressierte profitieren von den kenianischen Läufern, mit denen sie in diversen Laufcamps zusammen trainieren können. Beide Seiten gewinnen tiefe Einblicke in das alltägliche Leben der jeweils anderen Kultur. Die Kenianer können mit den Teilnahmegebühren der Europäer für die Camps plus ihren Preisgeldern sowie Zuwendungen etwaiger Sponsoren ihre Familien in der Heimat unterstützen. „Im Sommer ist das Camp bereits ausgebucht“, freut sich Cujé. „Es kommen viele Wiederholungstäter - es ist einfach für alle Beteiligten eine gute Sache.“

Umtriebig: Martin Lesny vom Förderverein Limatheater stellt jedes Jahr für den EZ-Lauf etwas Besonderes auf die Beine. Für die 17. Auflage motivierte der umtriebige Esslinger gleich vier syrische Flüchtlinge - darunter mit Hazim Al Ahmad den syrischen Meister über 10 Kilometer von 2013 - sowie eine zweiköpfige Abordnung aus Esslingens polnischer Partnerstadt Piotrkiov Trybunalski das schwarze Lima-Trikot überzustreifen. Und für den 18. EZ-Lauf im kommenden Jahr hat sich Lesny vorgenommen, Kontakte in die neue indische Partnerstadt Coimbatore zu knüpfen. „Dort findet am 2. Oktober ein Marathon statt“, kündigt Lesny an, der das Event nutzen will, um für 2017 eventuell ein paar indische Läufer nach Esslingen zu locken.

Lieber Freestyle: Am Streckenrand heizten den Läufern wieder zahlreiche Musiker ein. Die Feuerteufel Reichenbach stehen seit Jahren vor dem Postmichelbrunnen und feuern mit ihren Freestyle-Rhythmen die Läufer vor dem Anstieg in die Pliensaustraße an. Die Narrenzunft ist im Auftrag der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen vor Ort und daher auch als KSK-Trommler bekannt. „Wir haben normalerweise ja nur unsere Fasnetsstücke im Repertoire“, so „Feuerteufel“ Klaus Kuhnle, „Die Läufer wollen aber eher einen richtigen Rhythmus, deswegen improvisieren wir eigentlich meistens - sozusagen Freestyle.“ Und das mit guter Resonanz: „Viele kommen später noch mal vorbei und sagen, das hätte sie richtig angespornt, noch mal Gas zu geben.“

Planschbecken fürs Freibad: Falko Peuster will einfach nur nicht tatenlos zusehen, wie das Berkheimer Freibad geschlossen wird. Der 18-Jährige hat sich schon an der Unterschriftenaktion für den Erhalt des Schwimmbades beteiligt und nun auf seine Art auf das Anliegen des Esslinger Ortsteils aufmerksam gemacht. Die gesamten 10 Kilometer lief er mit einem Planschbecken um die Hüfte und betonte: „Wir brauchen in Berkheim unser Freibad.“

Zwei-Schicht-Betrieb: Seit sieben Jahren ist das PhysioCentrum Rath und Neigenfind beim EZ-Lauf dabei. Das hat sich mittlerweile rumgesprochen. „Das Interesse wird immer größer. Die Athleten kommen schon vor dem Lauf zu uns“, sagte Inhaber Sung Hwan Neigenfind. Die Masseure und Physiotherapeuten arbeiten im Zwei-Schicht-Betrieb. Neigenfind freute sich zudem über die große Resonanz des Lauf-Teams der Praxis. 50 Läufer gingen für das PhysioCentrum an den Start.

Hottehü: Lutz Rath und Max Marcial waren in den vergangenen Jahren immer verkleidet auf die Strecke gegangen. Nun hatten sie sich aber etwas ganz besonderes einfallen lassen. Die Abiturienten starteten als Pferd in einem Kostüm. „Wir wollten uns selbst übertreffen“, sagte Lutz Rath. Wer vorne und wer hinten ist, wurde ausgelost. „Die zwei sind total gestört. Aber mich überrascht nichts mehr“, sagte Raths Vater Stefan lachend. Obwohl die beiden nicht geübt hatten, lief es ganz gut: Sie kamen ins Ziel und stolperten nicht über des anderen „Hufe“. Da musste auch Stefan Rath, der als Laufexperte in mehreren Beiträgen vor dem EZ-Lauf im Einsatz war, anerkennen: „Ich habe höchsten Respekt, dass sie das durchgezogen haben.“