The Ladies diner Foto: Bulgrin

von Gerd Schneider
Esslingen – Wer noch nie im „Ladies Diner“ war, glaubt beim ersten Besuch seinen Augen nicht zu trauen. Mitten im Esslinger Gewerbegebiet „Neckarwiesen“, eingezwängt zwischen Fabrikgebäude und Lagerhallen, liegt das kleine, äußerlich unscheinbare Restaurant von Nicole Olma und Jennifer Honnef. Doch hinter den rosa dekorierten Glasfronten tut sich eine eigene Welt auf. Das Lokal atmet das Amerika der 50er-Jahre. Aus den Lautsprechern dudelt Rock’n’Roll. Polstermöbel in Pink und Türkis, Bilder in pinkfarbenen Rahmen, und die Hamburger werden in pinken Körbchen an die Tische gebracht. Vor fünf Jahren eröffneten Honnef und Olma – die eine Arzthelferin, die andere Bankkauffrau – ihr Burger-Restaurant in dieser unwirtlichen Umgebung. Was manchem zunächst wie eine schräge Idee vorkam, hat sich längst etabliert. Ihre Burger-Kreationen, Sandwiches und Spareribs sind hochgelobt. Bei einem Deutschland-weiten Test wurde das Lokal zum besten Burger-Restaurant der Region gekürt.

Weil abends meist lange Schlangen am Eingang warten und Tischreservierungen nicht angenommen werden, sitzen wir schon zur Mittagszeit in dem kuscheligen Retro-Lokal – und hoffen, dass uns die ungewohnt schwere Kost bei unserem weiteren Tagwerk nicht allzu stark beeinträchtigt. Trotzdem halten wir uns an das Motto: „Ganz oder gar nicht.“ Also bestellen wir zwei Hamburger-Kreationen mit den respekteinflößenden Namen „Mean Green Killing Machine“ (15,90 Euro) und „Green Velvet Fire Starter“ (12,90 Euro): das Zweite eine Variante der Kategorie „Vegetarisch“, Ersteres mit Rindfleisch aus artgerechter Haltung, das – wie alle Produkte und Zutaten – aus der Region stammt, von Herstellern ihres Vertrauens. Ein Konzept, das eher an die Slow-Food-Bewegung als an Fast Food erinnert. Bei der Beilage (im Preis enthalten) machen wir keine Experimente und wählen Pommes frites.

Das Fleisch ist tatsächlich zart und schmeckt kräftig nach Fleisch, ganz anders als die Massenware der großen Burger-Ketten. Von besonderer Konsistenz sind auch die Hamburger-Brötchen. Sie kommen kurz getoastet und knusprig an den Tisch und haben Biss. Je nach Variante unterscheiden sich die Beigaben zwischen den Brotscheiben: Tomaten, Gurke, Zwiebel, Salat, selbstgemachte Saucen von süß-sauer über Honig-Senf bis scharf. Es gibt sogar einen Burger mit Fleisch und gegrillter Banane. Bei der „Killing Machine“ ist der Name übrigens nicht Programm. Der Burger hat weder gigantische Ausmaße, noch bringt die Schärfe der Jalapeño-Sauce einen um. Im Gegenteil, sie könnte ruhig feuriger sein.
Auch meine Begleiterin, eine Vegetarierin, ist angetan von ihrem „Fire Starter“. Sie lobt die „perfekte Abstimmung“ der Zutaten, die knackigen Nachos zwischen den Brotscheiben sowie das Zusammenspiel von frischer Avocado und der Jalapeño-Mayonnaise. Die Pommes? Schmecken ordentlich. Perfekt sind sie nicht.

Auch beim Nachtisch legen wir uns keine falsche Bescheidenheit auf. Unsere Wahl fällt auf warmen Schokokuchen, garniert mit Vanilleeis, Mandeln und Sahne, die – unvermeidlich – in Quietschrosa daherkommt (8,90 Euro). Alles ganz ausgezeichnet, vor allem der „Brownie“ ist himmlisch. Wir bereuen nichts.

Für die beiden Burger-Gerichte, den geteilten Nachtisch, Mineralwasser und zwei doppelte Espressi bezahlen wir knapp 52 Euro. Das ist nicht wenig. Doch Qualität hat eben ihren Preis. Und der Erfolg gibt den quirligen und immer gut gelaunten „Ladies“ schließlich recht.