Stillstand in Stuttgart - nirgendwo sonst stehen Autofahrer einer Studie zufolge länger im Stau. Foto: dpa - Symbolbild: dpa

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Auch 2016 war Stuttgart Deutschlands Stauhauptstadt, nirgendwo sonst standen Autofahrer länger in einer Fahrzeugkolonne. Zu diesem Ergebnis kommt der Navigationsgerätehersteller Tomtom. Im internationalen Vergleich aller 390 erfassten Städte landet Stuttgart auf Rang 67.

Seit 2008 erstellt das Unternehmen jährlich einen Verkehrsindex - seit 2012 führt die baden-württembergische Landeshauptstadt das bundesweite Negativranking unangefochten an, lässt mit einem durchschnittlichen Fahrtzeit-Plus von 34 Prozent in der aktuellen Studie Köln, Hamburg, Nürnberg und München hinter sich.

Auch für 2016 hält die Erhebung keine guten Nachrichten bereit: Autofahrer müssen im Tagesdurchschnitt für eine Fahrt, die ohne Vorkommnisse 60 Minuten dauert, 34 Minuten zusätzliche Fahrtzeit einplanen. In den Stoßzeiten spitzt sich die Lage zu: Das durchschnittliche Staulevel im abendlichen Berufsverkehr liegt bei 64 Prozent, während es am Morgen bei 49 Prozent liegt. Über den Tag verteilt sind es 34 Prozent. Das ergibt auf das Jahr gerechnet 132 Stunden Zeitverlust - also ganze 16,5 Arbeitstage. Zu den besonders belasteten Streckenabschnitten in und um Stuttgart gehören der Studie zufolge Teile der A 8, der A 81, der B 10 und B 14 sowie der B 27.

Besonders starke Nerven brauchen Pendler laut Tomtom am Dienstagmorgen zwischen 8 und 9 Uhr. In der Stunde wächst die Fahrtzeit aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens um zusätzliche 54 Prozent. Mit einem Stau-Level von 75 Prozent ist Donnerstag zwischen 17 und 18 Uhr die verkehrsreichste Abendzeit der Woche. Freitagmorgen fließt der Verkehr dagegen viel besser als im Rest der Arbeitswoche - was Beleg dafür sei, dass Stuttgart eine Stadt mit einer ausgeprägten Vier-Tage-Bürowoche sei.

Der staureichste Tag im vergangenen Jahr war der 19. Juli: Ein Lastwagen raste an diesem Tag auf der A 8 bei Leonberg ungebremst in ein Stauende. Zu dem Unfall mit Millionenschaden kam noch die dortige Großbaustelle hinzu. Die Kombination aus beidem habe das ohnehin schon fragile Verkehrsnetz zum Zusammenbruch gebracht, heißt es bei Tomtom. Die Verkehrsbelastung in Stuttgart sei seit 2008 kontinuierlich gestiegen: Damals lag das Staulevel noch bei 27 Prozent, im vergangenen Jahr betrug es bereits 34 Prozent und ist damit im Vergleich mit dem Vorjahr um ein Prozent weiter angestiegen.

Für 2016 wertete Tomtom mehr als 29 Millionen zurückgelegte Kilometer aus. Die GPS-Daten, mit denen der Index gespeist wird, gewinnt Tomtom aus seinen Navigationsgeräten, seiner Fahrzeugflotte, von Automobilherstellern sowie über Handydaten der Firma Apple.

Ein für Stuttgart etwas positiveres Bild vermittelt dagegen die neue Staustudie des Verkehrsdatendienstleisters Inrix, der die Verkehrslage in weltweit mehr als 1000 Städten und Ballungsräumen analysiert hat. Unter den 62 deutschen Städten hatte demnach München im vergangenen Jahr das höchste Stauaufkommen und löst Stuttgart an der Spitzenposition ab. Durchschnittlich verbrachten Autofahrer in der bayerischen Landeshauptstadt im vergangenen Jahr 49 Stunden im Stau, drei Stunden mehr als in Heilbronn, Köln und Stuttgart (je 46 Stunden). Unter den zehn verkehrsreichsten Straßen Deutschlands im Jahr 2016 tauchen bei Inrix gleich zwei Stuttgarter Straßen auf: Auf der Bundesstraße 27 (Platz fünf) in Degerloch stadteinwärts stand man hier hauptsächlich abends im Stau (insgesamt 32 Stunden), auf der Böheimstraße im Stuttgarter Süden (Platz zehn) staute es sich vor allem abends in Richtung B 14 (insgesamt 30 Stunden).