Das in einem der beiden Le-Corbusier-Häuser beheimatete Weißenhofmuseum hat in den knapp zehn Jahren seines Bestehens insgesamt rund 250 000 Besucher angezogen. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Die Landeshauptstadt befindet sich seit geraumer Zeit touristisch im Aufwind, die Übernachtungszahlen steigen stetig an. Dass die zwei Le-Corbusier-Häuser in der Weißenhofsiedlung nun von der Unesco als Welterbestätte anerkannt wurden, dürfte diesen Aufwärtstrend in Zukunft weiter verstärken. „Das ist Wasser auf unsere Mühlen“, sagt Stuttgarts Tourismuschef Armin Dellnitz.

Nicht nur bei der Stadt Stuttgart, sondern auch bei der Stuttgart-Marketing GmbH war die Freude vor einer Woche groß. Nach zwei gescheiterten Anläufen hatte die Unesco das Werk des schweizerisch-französischen Stararchitekten Le Corbusier (1887-1965) in ihre Liste der Welterbestätten aufgenommen - und damit auch die zwei Le-Corbusier-Häuser in der Stuttgarter Weißenhofsiedlung. Für den Geschäftsführer der Stuttgart-Marketing GmbH, Armin Dellnitz, ein Glücksfall: „Die Anerkennung durch die Unesco ist für unser Marketing sehr wertvoll.“ Zum einen wegen des gestiegenen medialen Interesses an Stuttgart, zum anderen wegen der direkten Auswirkungen auf die Weißenhofsiedlung selbst.

Dass Stuttgart nun allein wegen der neuen Welterbestätte von Touristen nur so überrannt wird, glaubt Dellnitz zwar nicht. „In absoluten Zahlen wird sich das in Grenzen halten. In der Statistik wird sich das kaum bemerkbar machen.“ Dafür werde sich aber allgemein die touristische Außenwirkung Stuttgarts verbessern. „Der Imagewert der Stadt wird steigen“, ist Dellnitz überzeugt. Dies werde wiederum dazu führen, dass interessierte Stuttgart-Besucher Lust bekommen, auch andere touristische Angebote der Landeshauptstadt für sich zu entdecken. Beispielsweise die vielen anderen architektonischen Aushängeschilder, die die Stadt zu bieten habe. „Bei der Architektur hat Stuttgart schon lange einen guten Ruf“, sagt Dellnitz. Sowieso sei die Stadt bereits seit geraumer Zeit in einem touristischen Wandel begriffen. „Die Stadt nutzt ihre Potenziale, um touristisch attraktiver zu werden.“

Die Weißenhofsiedlung, die von 1927 an vom Deutschen Werkbund für die Ausstellung „Die Wohnung“ errichtet wurde, werde sich für die Zukunft auf stärkere Touristenströme einstellen müssen, so Dellnitz. Das wird besonders für das in einem der zwei Le-Corbusier-Häuser beheimatete Weißenhofmuseum gelten, das während seines knapp zehnjährigen Bestehens bislang rund 250 000 Besucher angezogen hat. Im vergangenen Jahr waren es 26 200. „Wir werden uns mit dem Museum klarer auf dem deutschen Markt positionieren“, kündigt Dellnitz an. Mit der Museumsleiterin Anja Krämer habe es schon ein erstes Gespräch darüber gegeben, welche Zielgruppen sich in Zukunft am besten ansprechen lassen. In das Museum dürfen maximal 50 Besucher gleichzeitig hinein. Krämer kann sich vorstellen, dass diese Grenze künftig vor allem an Wochenenden häufiger erreicht wird. „Wir rechnen schon mit einer Zunahme der Besucherzahl“, so Krämer. An eine Ausweitung der Öffnungszeiten oder eine Erhöhung der Eintrittspreise von 5 Euro für Erwachsene sei nicht gedacht.

Aktuell ist die Weißenhofsiedlung gemeinsam mit dem Killesberg als eine von neun Stationen in die Stuttgart Citytour mit den Cabrio-Doppeldeckerbussen eingebunden. Denkbar wäre beispielsweise auch eine landesweite touristische Verknüpfung der Siedlung mit den vier weiteren Welterbestätten in Baden-Württemberg: das Zisterzienserkloster Maulbronn, die Klosterinsel Reichenau im Bodensee, der obergermanisch-rätische Limes sowie die prähistorischen Pfahlbauten in Uhldingen am Bodensee.