Immer mehr Menschen sind in Stuttgart und der Region mit Bus und Bahn unterwegs. 2015 verzeichnete der Verkehrs- und Tarifverbund 366 Millionen Fahrten. Archiv Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Obwohl im vergangenen Jahr mit 52 000 Fahrzeugen mehr Autos als jemals zuvor zugelassen wurden, konnte auch der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) einen Fahrgastrekord verbuchen: Insgesamt wurden 2015 mehr als 366 Millionen Fahrten mit Bus und Bahn registriert - neun Millionen beziehungsweise 2,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger führt das Rekordergebnis unter anderem auf die gute wirtschaftliche Lage in der Region mit einem Wachstum bei den Beschäftigten, dem Anstieg der Bevölkerung sowie die Verbesserungen im Fahrplan und im Tarifangebot zurück. Vor allem die Zahl der Abos nehme stetig zu. Inzwischen gehe man von mehr als einer halben Million Stammkunden aus. Ein Wachstumsmotor sei dabei der Berufsverkehr und die damit verbundene große Nachfrage nach dem Firmenticket. Ausgezahlt habe sich auch die Verbesserung des Angebots für Senioren. „3,1 Prozent mehr Fahrten wurden registriert“, so Hachenberger, der betont, dass es ein schwieriger Markt sei. „90 Prozent der Senioren Fahren noch Auto.“ Hier müsse der VVS mehr Marketing betreiben. Um den öffentlichen Nahverkehr zudem für Azubis attraktiver zu machen, soll für diese Zielgruppe ein neues Abo - 59 Euro pro Monat im ganzen Verkehrsverbund - eingeführt werden.

Ebenfalls noch Luft nach oben besteht im Gelegenheitsverkehr. Hier wurden 61 Millionen Fahrten und Einnahmen von rund 161 Millionen Euro 2015 registriert. Ein Plus von sechs Millionen Euro beziehungsweise 4,2 Prozent. „Möglich wären hier aber zehn bis zwölf Prozent.“

Ganz anders sieht es im Berufsverkehr aus: Vor allem in den Morgenstunden, zwischen 7 und 8 Uhr, steuert der VVS auf einigen S-Bahn-Linien der Kapazitätsgrenze entgegen. Verhältnisse wie bei Volks- und Frühlingsfest, Messen oder VfB-Spielen wolle man den Fahrgästen ersparen, so Hachenberger. „Wenn wir in den kommenden drei Jahren so weiter wachsen, wird es eng.“ Das betreffe nur wenige Züge und wenige Strecken, dennoch müsse man dann gegensteuern. Eine Möglichkeit sei dann, neben einer Takterhöhung, den Verkehr zu entzerren: „Schulen könnten später mit dem Unterricht beginnen, Firmen und beispielsweise Ministerien die Arbeitszeiten eben nach vorne oder hinten verschieben, sodass weniger Menschen gleichzeitig unterwegs sind.“ Dass der VVS mit mehr Fahrgästen, allerdings gleichmäßig über den Tag verteilt, zu Recht kommt, habe der Kirchentag gezeigt. Dabei ist den Experten nicht entgangen, dass auch ein Feinstaub-Alarm künftig zur Verschärfung der Situation beitragen könne. Vor allem, wenn sich ab dem Jahr 2018 das „Gebot in ein Verbot umschwenkt“, so der VVS-Chef. Obwohl nur wenige Autofahrer Mitte Januar dem Appell von Stadt und Land folgten und auf den öffentlichen Nahverkehr umgestiegen sind, ist er mit dem Verlauf des ersten Feinstaub-Alarms dennoch zufrieden. In der Woche sei die Zahl der Fahrplanauskünfte um bis zu 30 Prozent gestiegen. Er hoffe, dass auch durch die Berichterstattung ein Prozess des Umdenkens angestoßen wurde.

Gute Neuigkeiten gibt es auch von den S-Bahnen. „Die Pünktlichkeit konnte leicht verbessert werden“, sagt Hachenberger. „Die Maßnahmen greifen. Gegenüber dem Seuchenjahr 2014 ist ein Aufwärtstrend erkennbar.“ Unter anderem sei mit Langzügen die Kapazität und mit größeren Pufferzeiten die Fahrplanstabilität erhöht worden. Sowohl bei Verspätungen bis drei als auch bis sechs Minuten konnte man sich in neun Monaten steigern.