Die fünf Seelöwen von Vasily Timchenko leben im Pool auf dem Cannstatter Wasen. Laut Zirkussprecher Arnulf Woock ist das Becken 180 Quadratmeter groß und bietet ausreichend Platz.Fotos (2): Frey Quelle: Unbekannt

Stuttgart (if) - Wo sie leben, ist es nass. Und wenn Besucher kommen, schauen sie neugierig über die blaue Beckenwand - die fünf Seelöwen von Vasily Timchenko: Tim, Nicky, Lisa, Oscar und Prince. Vier von ihnen treten das erste Mal im Weltweihnachtscircus auf - angereist aus Russland.

In dem riesigen Schwimmbecken hinter dem Weltweihnachtscircus-Zelt schwimmen sie umher. „Tiere gehören zum Zirkus“, sagt Produzent Henk van der Meyden. Allen Protesten von Peta und anderen Tierschützern zum Trotz betont er, dass die Tiernummern im Weltweihnachtscircus tierfreundlich seien und er auch auf eine gute Tierhaltung Wert lege. Er hofft auch darauf, dass sich der Stuttgarter Gemeinderat gegen ein generelles Wildtierverbot in Zirkussen ausspricht.

Vasily Timchenko hat einen blauen Eimer dabei. Schon schießen die Tiere mit ihren Köpfen hoch und schauen neugierig, was er für sie bereithält. Ein paar Tiere kommen aus dem Wasser ganz dicht ans Gittertor. Ein Seelöwe gibt Vasily einen Kuss. Mehr Zuneigung geht nicht. Da gibt es in der Tat wahrlich keine Berührungsängste zwischen Mensch und Tier, das wird auch später in der Manege deutlich.

Vasily ist mit den Tieren aufgewachsen. Schon seine Eltern hatten Seelöwen. Sie unterstützen ihn und sind auch im Weltweihnachtscircus dabei. Doch Vasily hat zeitlebens ein Problem, das ihm seinen Job nicht einfacher macht: Er leidet an einer Fisch-Allergie, die seine Haut bei Berührung mit den Flossentieren beeinträchtigt und ihm Schmerzen bereitet. Doch all das hat ihn nicht davon abgehalten, sich den Seelöwen zu widmen und mit ihnen zu üben. Seit Seelöwe Tim im Jahr 2005 bei seinen Eltern geboren wurde, hat er ihn begleitet. Und auch Nicky, Tims Schwester, nahm er unter seine Obhut. Das Jüngste der Seelöwen ist Prince, gerade mal ein Jahr alt und Kind von Tim und Nicky. Es tritt noch nicht in der Manege auf.

Jeder Seelöwe hat so seine Besonderheiten. Das sieht auch das Publikum: Der eine küsst gerne, die andere kann super balancieren - einen Ball auf der Nase, einen Ring an der Flosse und mit der anderen Flosse stehend. Damit ist sie im Guinnessbuch der Rekorde gelandet. Die Rede ist von Nicky. Sie zeigt schier Unmögliches mit ihrem Balanceakt. Da haben selbst die Juroren des Guinnessbuchs der Rekorde gestaunt, berichtet Timchenko voller Stolz.

Ein anderer Seelöwe kann tanzen, Breakdance. Andere drehen sich zum Rhythmus im Kreis. Und was mögen die Seelöwen am liebsten? Menschen und das Publikum, weiß Timchenko. Er hat schon einige Preise einheimsen können, zuletzt in Sotschi. Dort bekam er als bester Artist einen goldenen Preis und mit der besten Tiernummer. Auch im Jahr 2010 hat er mit seiner Seelöwennummer bereits den ersten Preis erhalten beim Nikulin-Festival in Moskau, den heißbegehrten Goldenen Elefanten. Zudem gewann er 2011 beim Zirkusfestival im russischen Ischewsk und 2014 beim Zirkusfestival im italienischen Latina Gold.

Der Tagesrhythmus für die großen bis zu 1000 Kilogramm schweren Tiere beginnt übrigens um 9 Uhr morgens. Da gibt es Frühstück: natürlich Fisch. Täglich verspeisen sie davon 200 Kilo an etwa fünf Mahlzeiten, mit dabei auch die tierischen Belohnungen in der Manege neben den Streicheleinheiten.