Damit der Marktplatz aufgewertet wird, soll der Brunnen saniert und angehoben werden, die Treppen gleichzeitig verschwinden. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Egal ob Weihnachtsmarkt, Weindorf oder das Fest der Kulturen - der Stuttgarter Marktplatz ist nur belebt, wenn eine Veranstaltung stattfindet. Das soll sich jedoch ändern: Die Verwaltung hat vergangene Woche im Umwelt- und Technikausschuss ihre Ideen vorgestellt, wie man „das Wohnzimmer der Stadt“, so Oberbürgermeister Fritz Kuhn, verschönern kann. Mit fünf Millionen Euro könnte die Aufwertung zu Buche schlagen.

Dass der eine oder andere Bürger den Marktplatz als den „hässlichsten Ort der Stadt oder gar einen Schandfleck bezeichnet, kann ich nicht verstehen“, sagte Oberbürgermeister Fritz Kuhn. „Das entspricht nicht dem Alltag. Er ist schon heute aufgrund seiner vielfältigen Nutzung ein besonderer Ort, bei zahlreichen Veranstaltungen ein super Platz.“

Das Stadtoberhaupt machte jedoch beim Blick aus den Fenstern des Stuttgarter Rathauses keinen Hehl daraus, dass das „Wohnzimmer unserer Stadt“ einige Mängel aufweist. Der Bereich rund um den Brunnen sei ein schmutziges Eck und der 40 Jahre alte Belag schlecht. Darüber hinaus sei es schade, dass es seit der Schließung des Café Scholz keine Gastronomie mehr gebe. „Die Eigentümer der Häuser verlangen leider Mieten, die ein Café nicht möglich machen.“ Viele Baustellen also, Kuhn verspricht jedoch Besserung: „Wir setzen alles daran, die Attraktivität des Marktplatzes zu steigern.“

Auch Stephan Oehler vom Amt für Stadtplanung und Stadterneuerung macht keinen Hehl daraus, dass der Marktplatz in die Jahre gekommen ist. Ihm schwebt vor, dass der Kassettenbelag erneuert wird. Als Ersatz für das bisherige Betonpflaster würde er zu Granit tendieren. Das quadratische Muster, das ursprünglich zur Einteilung der Marktstände vorgesehen war, werde nicht genutzt und somit auch nicht mehr benötigt.

Neben dem Austausch des Belags soll auch der Bereich rund um den historischen Marktbrunnen aufgewertet werden. Er wurde im Jahr 1804 vom Stuttgarter Stadtplaner Nikolaus Friedrich von Thouret erbaut und zuletzt vor mehr als 40 Jahren saniert.

Die Verwaltung will ihn jedoch nicht nur auf Vordermann bringen. Ihr schwebt auch eine topografische Veränderung vor. Im Idealfall soll der Brunnen auf ein Niveau mit dem Rest des Platzes angehoben werden. Die Treppen würden verschwinden, die Platanen jedoch bestehen bleiben. Weg soll auch die Marktstraße und somit die Fußgängerzone bis zum Breuninger reichen. „Durch diese Umgestaltung öffnet sich der Platz und der Zugang zum Brunnen wird barrierefrei“, so Oehler. In diesem Bereich könnte später auch eine Außengastronomie - abseits von den Ständen der Marktbeschicker - entstehen. Zu einem möglichen Konzept hat sich der Stadtplaner jedoch nicht geäußert. Darüber hinaus sollen die langen Treppen vor dem Rathaus nicht mehr über den Platz zum Brunnen abknicken, sondern geradeaus in Richtung des Modehauses weitergeführt werden. Denkbar wäre zudem ein zweiter Brunnen in Form eines Fontänenfeldes auf der anderen Seite des Marktplatzes.

Im Umwelt- und Technikausschuss stießen die Pläne der Verwaltung auf große Zustimmung. Als „sinnvoll“ bezeichnete der CDU-Fraktionsvorsitzende Alexander Kotz die Maßnahme, den Brunnen nach oben zu holen. Derzeit sei der Bereich ein dreckiges Loch. „Auch die Fontänen sind eine tolle Idee.“ Grünen-Chef Andreas Winter sorgt sich indes um die Anschlüsse an benachbarte Plätze. Gerade in Richtung Schillerplatz sei der Übergang des Belags sehr wichtig. Auch die Sozialdemokraten sprechen sich für eine Belebung des Marktplatzes aus. Die stellvertretende Vorsitzende Suse Kletzin empfiehlt, die Synergien mit der Hochschule zu nutzen. In einem Antrag hat die SPD dabei auf eine Seminararbeit der Uni Stuttgart verwiesen, in der Studierende die Planung und Umsetzung eines „Mini-Café-Pavillons“ erarbeitet haben. Nur SÖS-Stadtrat Luigi Pantisano ist von dem Vorschlag der Verwaltung nicht überzeugt. Aus seiner Sicht sei ein Wettbewerb notwendig. „Schließlich handelt es sich um einen der wichtigsten Plätze der Stadt.“

Sein Wunsch wird wohl nicht umgesetzt werden. Noch in diesem Jahr will die Verwaltung die Pläne konkretisieren und dem Gemeinderat zum Beschluss vorlegen. Sollten die Mittel bereitgestellt werden, könnte der Marktplatz bereits 2019/2020 saniert werden.