Prospekte gibt es für die Besucher der CMT zuhauf. Für ihr Land werben die Mitarbeiter an den Ständen auch gern mal in traditioneller Kleidung. Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Die Türen waren am Samstag, dem ersten Tag der CMT, noch nicht geöffnet, da bildeten sich schon Schlangen vor den Eingängen. Bilder von Stränden und Palmen boten im Inneren einen willkommenen Kontrast zu dem kalten Wintertag. Auch den Sonntag über ließ das Interesse an der Tourismus- und Freizeitmesse nicht nach. Die Veranstalter zählten 70 000 Besucher am Eröffnungswochenende.

Dem Urtrieb auf der Spur: Wenn Besucher aus der Politik Blicke in ein Wohnmobil werfen, liegt das nicht zwangsläufig daran, dass sie mit einem neuen Dienstwagen liebäugeln. Vielmehr fand am Samstag eine Führung durch die Hallen statt - und die ließ sich neben Verbraucherschutzminister Guido Wolf, Grünen-Urgestein Rezzo Schlauch, Alt-OB Wolfgang Schuster auch Fritz Kuhn nicht entgehen. Stuttgarts Stadtoberhaupt zeigte sich überzeugt, dass die Menschen auch angesichts des internationalen Terrors künftig reisen werden. „Wahrscheinlich ist das eine Art Urtrieb mit dem Ziel, etwas zu erfahren und zu erleben, was man noch nicht kennt.“ Auch Karl Mays Protagonisten Kara Ben Nemsi sei es so ergangen, der in „Durch das Land der Skipetaren“ das diesjährige Partnerland Albanien erkundet habe.

Der Luxus der Langsamkeit: Die Daten von Ulrike Gärtners Gefährt lassen aufhorchen: Automatikgetriebe, ein 20 PS starker Drei-Zylinder-Dieselmotor, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 20 Kilometer pro Stunde. Seit neun Jahren bietet die Baden-Badenerin Touren mit der Motorkutsche an. Auf der CMT ist sie zum ersten Mal vertreten. „Ich bin gespannt, wie die Besucher auf das Angebot reagieren.“ Denn eine bestimmte Zielgruppe gibt es nicht. Mal steuert Ulrike Gärtner Hochzeitspaare zum Standesamt, mal sind es Shuttle-Fahrten für Jubilare, die von Haus zu Haus führen. Geschichts- und Kulturliebhaber kommen bei den Schlössertouren auf ihre Kosten, für Firmen musste sie bereits Kunden am Baden-Airport abholen.

Filme als Inspiration: Das Vereinigte Königreich ist in der Gunst der Reisenden gestiegen - und dazu hat in den vergangenen Jahren das Fernsehen seinen Teil beigetragen. Zumindest Gabi Herzog ist davon fest überzeugt. „Rosamunde Pilcher, Inspector Barnaby, Outlander, Game of Thrones - das sind alles Produktionen, die dort gedreht worden sind“, zählt die Mitarbeiterin am Stand von Traveling Britain auf. Lachend verweist sie auf eine Studie, nach der jeder Siebte durch Film und Fernsehen für seine Reise inspiriert wurde. Aber es gebe noch andere Gründe für die Beliebtheit Großbritanniens: das Königshaus, das gestiegene Sicherheitsbedürfnis sowie der nahende Austritt des Landes aus der EU. Letzteres drückt ein Besucher wie folgt aus: „Langsam müssen wir uns jetzt beeilen, wenn wir vor dem Brexit noch nach England wollen.“

Unerwünschte Souvenirs: Es ist ein breites Sammelsurium, das der Zoll den CMT-Besuchern präsentiert: ein durchsichtiger Behälter mit unzähligen Turnschuhen, Slipper aus Phytonleder, Korallen, eine Handtasche aus Krokodilhaut sowie der Fuß eines afrikanischen Elefanten. Mit den Exponaten soll allerdings nicht das Fernweh gefördert werden. Vielmehr wollen die Beamten Besuchern zeigen, was diese nicht im Koffer als Urlaubssouvenir mitbringen dürfen. „Im letzten Sommer fanden wir Schildkröten, die in ihrem Panzer festgeklebt worden sind“, berichtet Zollsprecher Thomas Seemann. So sollte verhindert werden, dass Mitarbeiter durch Geräusche auf die geschmuggelten Tiere aufmerksam werden. Fälle wie diese seien jedoch die klare Ausnahme.

Zufriedene Veranstalter: Die Reiselust der Deutschen scheint ungebrochen. Zumindest sammelten die Besucher am Wochenende eifrig Tüten mit Prospekten, ließen sich beraten. Ein Teil buchte an Ort und Stelle. „Wir haben rund 70 000 Besucher registriert, also einige tausend mehr als 2016“, sagte Messegeschäftsführer Roland Bleinroth, „und bewegen uns damit auf einem ausgezeichneten Niveau“.

Stuttgart (ae) - Der nächste Urlaub kommt bestimmt. Aber nicht nur die Aussicht, pfiffige und mitunter ungewöhnliche Ideen für die freien Tage zu erhalten, treibt die Besucher in Scharen zur CMT - wie eine Umfrage in den Hallen zeigt.

Helmut Horel aus Esslingen: Für unseren Urlaub haben wir zwei Favoriten in der engeren Auswahl, zu denen wir noch Informationen suchen. Das sind zum einen die Kapverden, zum anderen die Kanaren. Unsere letzte Reise hatten wir ebenfalls auf der CMT gebucht. Ein Besuch lohnt sich hier auch, um generell Ideen für die Freizeitgestaltung zu sammeln.

Andreas Reichle und Verena Ströbele aus Stuttgart: Wir wollen nach Neuseeland - und das in sechs Wochen. Zum Glück hat uns an den Ständen wegen unserer kurzfristigen Planung keiner ausgelacht. Das ist ein gutes Zeichen. Wir haben bislang drei Veranstalter besucht, von einem hatten wir vorab Unterlagen über das Internet angefordert. Da alle Büros in Stuttgart besitzen, können wir jetzt die Angebote in Ruhe vergleichen und die Reise nächste Woche buchen.

Klaus-Peter und Ruth Schmid aus Murr: Was die CMT betrifft, sind wir bereits alte Hasen. Wir kommen seit vielen Jahren hierher, um Ideen zu sammeln. Unsere Ziele liegen meist in der Ferne. Fünf Urlaube beziehungsweise Hotels haben wir in der Vergangenheit bereits auf der CMT gebucht.

Annett Müller aus Tübingen: Dass wir heute hier sind, ist dem Wetter und der Kälte geschuldet. Wir dachten, ein Besuch könnte die Stimmung ein wenig aufhellen. Ein längerer Urlaub fällt bei uns in diesem Jahr flach, weil der Hausbau viel Geld und Zeit verschlingt. Aber im Jahr 2018 sind hoffentlich wieder ein paar Tage zum Tauchen auf Sardinien drin.

Claus Reckmannaus Biberach: Ich sehe mir auf der CMT immer gern die Neuheiten im Bereich Caravan an und bin erstaunt, was sich in den vergangenen Jahren alles getan hat. Das Außendesign wird immer schnittiger, es wird viel Komfort auf engstem Raum geboten und auch auf das Thema Sicherheit wird viel Wert gelegt. Wir überlegen derzeit, uns ein Reisemobil zu mieten und im Sommer für drei Wochen nach Frankreich zu fahren.