Stuttgart (red) - „Jetzt ist Bergfest. Die Hälfte ist weg und das Ende der Transporte absehbar“, sagt Wolf-Dieter Tigges, Leiter der zentralen Baulogistik beim DB Projekt Stuttgart-Ulm. Seine Abteilung ist für den Abtransport von Bodenmaterial zuständig, das auf den innerstädtischen Baustellen für den künftigen Bahnknoten in Stuttgart anfällt.

Am kommenden Montag wird der 4000. Zug die Umschlagflächen der Baulogistik am Nordbahnhof verlassen. Ab dann sind vier von acht Millionen Tonnen Erde und Gestein aus den Baustellen von dem Hauptbahnhof und den angrenzenden Tunneln abtransportiert. Ein Zug, der erste wurde am 2. Juni 2014 beladen, kann etwa 1000 Tonnen Bodenmaterial befördern, in Hochzeiten fahren mehr als zehn Züge pro Tag ab. „Eine Bewegung von Bodenmaterial dieser Menge auf so engem Raum gab es bei Großbauprojekten der Deutschen Bahn noch nie“, erklärt Tigges.

Besonders stolz zeigt man sich bei der Bahn auch auf das Gesamtkonzept der Baulogistik. Durch die Nutzung der gelben Wechselcontainer, die auf Zug und LKW gleichermaßen aufgesetzt werden können, verläuft der Abtransport von Erde und Gestein nach Ansicht der Verantwortlichen effizient und ökologisch. Es wird fast ausschließlich über die Schiene abtransportiert, LKW müssen keine langen Wege fahren und ständiges Umladen zwischen Transportfahrzeugen wird reduziert - das spare Zeit und CO2. Durchschnittlich kompensiert eine Zugfahrt rund 40 Lastwagen-Fahrten, wodurch 76 Prozent Kohlendioxidäquivalente eingespart werden. Der pauschale Umweltvergleich zwischen Straße und Schiene, der keine Strecken- und Lastprofile berücksichtigt, errechnet für den Schienentransport von 1000 Tonnen Erde und Gestein auf einer Strecke von 500 Kilometern rund 30 Tonnen weniger.

Die Reise der Stuttgarter Erde endet aber nicht in den gelben Containern. Die Bahn beliefert unter anderem die Landesgartenschau 2018 in Lahr mit dem S 21-Bodenmaterial. Auf verschiedenen Deponien wird der Stuttgarter Boden mitunter zur ökologischen Re-Naturalisierung verwendet, wie zum Beispiel im thüringischen Kohnstein oder in Amsdorf (Sachsen-Anhalt). Auch für die weiteren Logistikbereiche von Stuttgart 21 gilt: Tunnelaushub ist kein Abfall und wird bei Bedarf wiederverwertet. So zum Beispiel auf der Darmstadter Baustelle für das neue Bürogebäude eines Bio-Supermarktes.

Für das Logistikkonzept erhielt das Team um Projektleiter Tigges 2016 eine bahninterne Auszeichnung. Der Grund: Ihr Konzept soll künftig auf weiteren Bahnbaustellen eingesetzt werden. Das Preisgeld von 3000 Euro spendet das Projekt anlässlich der 4000. Zugabfahrt offiziell dem Diakon Peter Maile, Betriebsseelsorger beim Bahnprojekt Stuttgart-Ulm.