Warenanlieferungen will UPS in der Stuttgarter City künftig mit umweltfreundlichen Alternativen vornehmen. Foto: UPS Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Die Stadt will den Lieferverkehr in der Stuttgarter Innenstadt deutlich reduzieren. In einem Pilotprojekt sollen umweltfreundliche Alternativen getestet werden. Mit dem Paketdienst UPS wurde der erste Partner dafür gefunden. Er will Waren künftig mit der Sackkarre ausliefern.

Ob Transporter oder Lastwagen: Obwohl die Warenanlieferung nur bis 11 Uhr erlaubt ist, rollen den ganzen Tag über Fahrzeuge durch die Fußgängerzonen in der City. Ein Ärgernis für viele Passanten. Schon seit Jahren sucht die Stadt nach alternativen Zustellkonzepten - jetzt ist man fündig geworden. Im Herbst soll ein Modellprojekt starten: Der Paketdienst UPS (United Parcel Service) will auf seine Lastwagen in der Königstraße verzichten. Stattdessen sollen Boten die Pakete zunächst zu Fuß mit Sackkarren verteilen, später vielleicht auch per elektrisch unterstütztem Lastenrad oder E-Mobil. Die Warensendungen holen sie aus eigens aufgestellten „Mikrodepots“. Das sind ganz normale Container, die morgens voll beladen per Lastwagen in die City gebracht und abends leer wieder abgeholt werden. Das Konzept funktioniert in Hamburg bereits seit längerer Zeit. „Die Erfahrungen sind bisher sehr positiv“, berichtet UPS-Sprecherin Karin Lengenfelder. In der neuen Hafen-City gebe es vier mobile Depots. Je nach Saison könnten so sieben bis zehn Zustellfahrzeuge täglich eingespart werden.

In Stuttgart, sagt Michael Münter, Planungschef in der Stabstelle des Oberbürgermeisters, könnten pro Tag vier UPS-Lastwagen eingespart werden. „Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass das Unternehmen in der Königstraße rund 80 Prozent seiner Pakete alternativ ausliefern kann.“ Benötigt werde dann nur noch ein Transporter für die sperrigen und schweren Güter. Hinzu kämen die An- und Abfahrten der Lastwagen mit den geplanten zwei Containern im City-Bereich.

Geeignete Standorte für die Depots zu finden, ist das größte Problem. „Der öffentliche Raum in der Innenstadt ist knapp“, räumt Münter ein. Immerhin beanspruchen die Container samt Vorplatz drei Meter Breite und elf Meter Länge. Aufgeständert ragen sie gut drei Meter in die Höhe. Mehr als 20 innerstädtische Flächen habe man geprüft, nur eine stehe bislang fest: in einem Hinterhof an der Schulstraße. Der Lastwagen könne ihn über die Stiftstraße anfahren, berichtet Münter. Einen zweiten Standort hat sich die Verwaltung in der Lautenschlagerstraße ausgeguckt, aber der sei noch nicht sicher. Um die Depots optisch ansprechender zu gestalten, sei die Stadt mit der Uni Stuttgart im Gespräch, so Münter. Studenten könnten Ideen dafür erarbeiten.

Bei diesem einen alternativen Lieferkonzept soll es aber nicht bleiben, betont der Stabstellen-Leiter. Beim Pakettransport auf der „letzten Meile“ könnten zum Beispiel auch Lastenräder und kleine Elektrofahrzeuge getestet werden - wofür man allerdings auch eine entsprechende Infrastruktur benötige: wetterfeste und sichere Unterstände und stets verfügbare Ladestationen. „Wir haben großes Interesse daran, viele Varianten auszuprobieren. Wir sind daher offen für weitere Modelle und Partner.“ Man sei bereits mit zwei zweiten Unternehmen in Verhandlungen, ein drittes habe Interesse signalisiert.

Die Umsetzung des Projekts, für das die Landeshauptstadt und die Wirtschaftsförderung Region Stuttgart jeweils 45 000 Euro bereitstellen, liegt in den Händen des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation. Die Testphase für jeden Partner soll möglichst zwölf Monate dauern, um alle Jahreszeiten abzubilden, sagt Münter. Zudem hat man nicht nur den Bereich zwischen Hauptbahnhof, Theodor-Heuss-Straße, Rotebühlplatz und Planie im Blick. Ausprobiert werden sollen alternative Anlieferungen auch in einem innenstadtnahen Quartier, etwa dem Hospitalviertel, und die Paketzustellung in einem Wohngebiet in den Bezirken West oder Nord.