Um die Stadtbahnlinie U 6 vom Fasanenhof bis zum Flughafen zu verlängern, ist eine freitragende Brücke über die Autobahn 8 geplant. Visualisierung: Stuttgarter Straßenbahnen AG Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 vom Fasanenhof zum Flughafen, die Anfang 2020 in Betrieb genommen werden soll, wird wohl mit 94 Millionen Euro zu Buche schlagen. 24 Millionen Euro mehr als noch vor vier Jahren veranschlagt. Mehrkosten, die die Projektpartner alleine nicht stemmen können. Sie hoffen auf Unterstützung durch Bund und Land, die wohl knapp 68 Millionen Euro übernehmen werden. Eine Entscheidung wird im Frühjahr erwartet.

Bis dahin werden bei der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) jedoch nicht Däumchen gedreht. Volker Christiani, Leiter der Systemplanung, geht davon aus, bis spätestens Anfang Oktober grünes Licht für das Bauvorhaben zu erhalten. Vor dem sogenannten Planfeststellungsbeschluss galt es, viele Fragen zu beantworten. Eine große Herausforderung war beispielsweise die Brücke über die A 8. „Hier haben wir uns für eine freitagende Lösung entschieden“, sagt Christiani, der den Bereich als schwierig bezeichnet. Aber auch die Streckenführung hat Kopfzerbrechen bereitet. Letztlich habe man sich entschieden, die Schienen entlang der B 27 zu verlegen. „So mussten wir die Felder nicht zerteilen.“ Ganz ohne Einschnitte in die Landschaft werde man dennoch nicht auskommen. Dementsprechend habe der Artenschutz große Beachtung gefunden. „Auch mit den Bauern stehen wir in engem Kontakt. Erste Flächen sind bereits gekauft. Noch sind wir nicht überall einig, wir sind aber in finalen Verhandlungen.“

Eben diese Grundstückserwerbe sind laut Wolfgang Arnold, Technischer Vorstand der Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), eine der Ursachen für die Mehrkosten. Aber auch komplexere Leitungsverlegungen und aufwendigere Lichtanlagen tragen ihren Teil zu den 24 Millionen Euro bei. Die Projektpartner, also die SSB, der Landkreis Esslingen und Leinfelden-Echerdingen, haben jedoch Glück im Unglück: Durch die Verlängerung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) im vergangenen Jahr bleiben sie nicht auf den Mehrkosten sitzen, die Steigerungen für sie somit im Rahmen. Voraussichtlich wird der Bund 60 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten übernehmen, das Land immerhin noch 20. Insgesamt rund 67,92 von 84,9 Millionen Euro.

Zuschuss des Landes verdoppelt

Ursprünglich war angedacht, dass das Land nur acht Millionen Euro zum Ausbau der U 6 beitragen wird, durch die Neureglung werden es wohl rund 17 Millionen Euro sein. Dadurch bleibt die Zunahme für die Projektbeteiligten überschaubar: Statt 22,05 Millionen Euro muss die SSB wohl 23,81 Millionen Euro zahlen. Für den Landkreis Esslingen erhöhen sich die Kosten um 680 000 Euro auf 8,93 Millionen Euro. Leinfelden-Echterdingen muss die im Jahr 2012 eingeplante Summe von einer Million Euro um 80 000 Euro erhöhen.

Heinz Eininger, Landrat des Landkreises Esslingen, stellt klar, dass das Projekt ohne die Weiterführung der GVFG-Zuwendung kaum noch darstellbar gewesen wäre. „Alle Überlegungen zur Verlängerung wären Makulatur gewesen und ein riesiger Schritt für die Schienenverbindung zwischen Esslingen, Stuttgart und den Fildern damit vertan.“ Auch wenn der mögliche Ringschluss ins Neckartal noch viele Jahre dauern werde, sei die tangentiale Verbindung zwingend notwendig, um den Verkehr auf der Straße und der S-Bahn-Stammstrecke durch Stuttgart zu entlasten.

Eininger bezeichnete die Verlängerung der Stadtbahnlinie U 6 und den damit verbundenen Ausbaud der U 5 und der S-Bahn-Linie 2 als ein Schlüsselprojekt für die Region, das man konsequent durchplanen und durchziehen müsse. „Für den Flughafen, an dem viele Handelsflächen entstehen werden, und den Fernbusbahnhof spielt der Ausbau ebenfalls eine große Rolle.“ Gleiches gelte auch für Stuttgart, so Arnold. Der beachtliche Anteil, den die Landeshauptstadt über die SSB trägt, sei gerechtfertigt, obwohl das Projekt außerhalb der Gemarkung liegt. „Immerhin werden auch Messe und Airport viel besser angebunden.“

Eininger stellte die Pläne gestern bereits im Verwaltungs- und Finanzausschuss des Kreistages in Esslingen vor, Arnold wird den Aufsichtsrat der SSB am kommenden Dienstag über die Mehrkosten informieren. Natürlich müssen beide Gremien den erhöhten Baukosten zustimmen. „Aber erst, wenn der Beschluss im Frühjahr da ist und wir Klarheit haben, wie viel Geld wir von Bund und Land exakt bekommen“, sagt Arnold. Sobald dieser Schritt erledigt sei, werde man die Bauaufträge vergeben und wohl im zweiten Halbjahr 2017 mit den Hauptarbeiten beginnen.