Die ungewisse Zukunft bei Air Berlin betrifft auch den Flughafen Stuttgart. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Stuttgart - Mit 10,6 Millionen Passagieren verzeichnet der Flughafen ein leichtes Wachstum von 100 000 Passagieren gegenüber dem Vorjahr. Trotz eines turbulenten Jahres, in dem auch Streiks das Wachstum bremsten, fällt die Bilanz von Direktor Georg Fundel positiv aus. Wegen des Umbruchs bei Air Berlin, bislang zweitgrößte Fluggesellschaft in Stuttgart, sei vieles unsicher. „Wir wissen nicht, was passiert“, sagt der Flughafenchef.

Mit drei Prozent Wachstum hatte der Airport für 2016 gerechnet. Von Juli bis September hatte der Stuttgarter Flughafen ein leichtes Plus von 1,5 Prozent bei den Passagieren verbucht. Dann rutschte man ins Minus. Für das kommende Jahr ist Fundel entsprechend vorsichtig. Angesichts der Unvorhersehbarkeit der Ereignisse plane man nahe der Nulllinie. Dass die Krise bei Air Berlin gravierende Folgen für Stuttgart haben und das Streckennetz ausgedünnt werden könnte, sieht Fundel aber nicht. Die Lufthansa-Konzerntochter Eurowings plant einen Deal und will ihre Flotte mit 35 Flugzeugen von Air Berlin vergrößern, die dann im Auftrag des Unternehmens fliegen.

Gerade das Flugziel Mallorca, das Air Berlin ab dem Sommerflugplan 2017 an die Fluggesellschaft Niki abgibt, sei auch für andere Fluggesellschaften attraktiv. Air Berlin hat einen Teil der Konzerntochter Niki an die Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate verkauft, um sich damit zu sanieren. Dass die Mallorca-Flüge in Stuttgart weiter boomen, und möglicherweise weitere Fluggesellschaften in das Geschäft einsteigen, steht für Fundel außer Zweifel. Mit Sorge betrachtet der Flughafenchef die Türkei. Obwohl die politische Lage in dem beliebten Urlaubsland nach dem Putschversuch im Sommer keinen Anlass zur Sorge gebe, sei die Zahl der Buchungen um 50 Prozent zurückgegangen. Das werde sich aber wieder ändern: „Die Urlauber, die trotzdem in die Türkei geflogen sind, haben berichtet, dass alles gut lief.“ In anderen Urlaubsländern im Süden seien die Preise oft deutlich höher. Die Qualität des touristischen Angebots in der Türkei werde sich durchsetzen. In Istanbul wird derzeit der größte Flughafen der Welt gebaut, der 2018 eröffnet werden soll.

Angesichts dieser Unsicherheiten fällt Fundels wirtschaftliche Bilanz verhalten aus. Zwar rechne man wieder mit einem Gewinn, der bei mehr als 40 Millionen Euro liegen könnte. Da der Flughafen aber 2017 bis zu 60 Millionen Euro für das Projekt Stuttgart 21 zahlen muss, werde man keinen Gewinn erwirtschaften. Dennoch habe man noch besser gewirtschaftet als im Vorjahr, so Fundels positives Fazit.

Dass das Projekt Stuttgart 21 die Baupläne auf dem Flughafengelände bremst, kündigte Flughafendirektor Walter Schoefer an. „Bis zur Planfeststellung haben wir da wenig Spielraum.“ Allerdings habe man dieses Jahr mit dem Sky Loop für Ernst & Young, dem neuen Fernomnibusbahnhof und dem Verwaltungsgebäude der Flughafengesellschaft drei Großprojekte eröffnet. Nun erwarte man den Bau des Filderbahnhofs. Die Baustellen vor den Terminals und auf dem Campus müsse man bewältigen, „aber damit haben wir ja Erfahrung“.

Vorgezogen wird der Bau des Trogs, in dem ab 2020 die Stadtbahn U 6 fahren soll. Weil das neue Kongresshotel Anfang 2019 eröffnet, soll diese Baustelle bereits fertig sein, damit die Gäste zumindest über einen Zugang ohne Baulärm und Schmutz ins Haus kommen. Der Fernbusbahnhof ist aus Schoefers Sicht zwar gut angelaufen. Man habe allerdings nicht damit gerechnet, dass die Nutzer das Gelände und die angrenzenden Parkhäuser derart stark verunreinigten. Deshalb seien die Reinigungskosten drastisch in die Höhe geschnellt, was den Etat des Flughafens und der Stadt Stuttgart belastet. Daher habe man die Gebühren für die Nutzer bereits erhöhen müssen.