Der Spielklassiker seit Jahren: Das verrückte Labyrinth. Fotos: oh Quelle: Unbekannt

Von Sabrina Erben

Stuttgart - „Das verrückte Labyrinth“ ist nach wie vor ein beliebter Klassiker. Vor allem die „Star Wars“-Version des Brettspiels ist der Renner. „In Deutschland sind traditionelle Spielwaren in den vergangenen fünf Jahren stärker gewachsen als digitale Spiele“, sagt Ravensburger-Vorstandschef Karsten Schmidt gestern bei der Bilanzvorlage in Stuttgart. Beim Traditionsunternehmen mit dem blauen Dreieck als Markenzeichen macht sich das bemerkbar: Der Bereich Spiele, Puzzle und Beschäftigung, der 75 Prozent des Geschäfts ausmacht, wuchs im vergangenen Jahr um 9,3 Prozent auf 331, 7 Millionen Euro. „Haptik ist für Kinder nun mal unverzichtbar, sie brauchen und wollen etwas zum Anfassen“, erklärt Schmidt die anhaltende Beliebtheit von traditionellen Spielen und Puzzles. „Die Spielwarenbranche wächst auch in eher mauen Zeiten.“ Beim Thema Terror, IS und Krieg besinne man sich wieder auf traditionelle Werte wie die Familie. „Dann werden mehr Spiele für zuhause gekauft.“

Die Digitalisierung hat dem Spielemarkt also nichts anhaben können. „Zudem stellen wir auch Hybridprodukte her“, sagt Schmidt. So ist der elektronische Stift TipToi ein Verkaufsschlager. Der Stift ist eine Audio-Komponente für Kinderbücher und Spiele. Eine Enttäuschung sind bis jetzt Produkte rund um das Thema Tablet und Smartphone, also smartes Spielzeug. „Ich denke, wir sind zu früh dran“, sagt Schmidt am Rande der Pressekonferenz dieser Zeitung. Eltern möchten ihren sechs- bis neunjährigen Kindern das Smartphone nicht zum Spielen überlassen, und selbst haben die Kleinen noch keine eigenen Geräte. Das werde sich laut Schmidt aber ändern. „Schon heute sieht man immer mehr Mütter mit Smartphone, das wird irgendwann auch für die Kinder normaler.“

Nummer vier bei Spielwaren

2015 kam das Unternehmen auf einen Umsatz von 444 Millionen Euro, nach 373, 3 Millionen im Jahr zuvor. 46,5 Millionen Euro resultieren aus der Übernahme des schwedischen Holzeisenbahnbauers Brio. Ravensburger dringt neben dem klassischen Spielegeschäft auch verstärkt auf den Markt mit Spielwaren. „Da sind wir nun die Nummer vier, hinter Mattel, Lego und Playmobil“, erklärt Schmidt. Brio ist in der Ravensburger Gruppe eine eigenständige Tochter und führt den Firmensitz wie bisher in Malmö. Der Umsatz von Brio stieg im ersten Jahr bei Ravensburger um stolze 20,2 Prozent. Das werde nicht jedes Jahr so sein, betont das Management aus Oberschwaben. „Weitere Zukäufe sind zunächst nicht geplant“, sagt Vorstandsmitglied Clemens Maier.

Ein Dämpfer: Die Umsatzrendite betrug bei Ravensburger im vergangenen Jahr 7,5 Prozent, 2014 waren es 10,1 Prozent. Als Gründe dafür nennt Finanzvorstand Hanspeter Mührle neben Abschreibungen auch höhere Pensionsrückstellungen.

Beteiligung in Seattle

Für Ravensburger ist die Übernahme ein wichtiger Schritt, um die Internationalisierung voranzutreiben. Das Unternehmen sieht die Wachstumschancen vermehrt in internationalen Märkte. Neben Brio beteiligten sich die Oberschwaben vor zwei Jahren am US-Start-up Wonder Forge aus Seattle. Das Amerika-Geschäft soll ausgebaut werden. Zur Ravensburger-Gruppe gehören neben zehn Tochtergesellschaften in Europa, USA und Hongkong auch ein zweiter Produktionsstandort im tschechischen Policka. Die internationalen Ambitionen spiegeln sich auch in den Zahlen wider: Der Umsatzanteil, den die Gruppe im Ausland erzielt, wuchs innerhalb der vergangenen fünf Jahren von 44 auf 57 Prozent. 909 Mitarbeiter sind für Ravensburger im Ausland beschäftigt, 2010 waren es 660 Menschen. Insgesamt arbeiten 2007 Frauen und Männer für Ravensburger. Da sind 169 Personen mehr als im Vorjahr.

Zahlen und Fakten

Ravensburger ist nach eigenen Angaben führender Hersteller von Puzzles, Spielen und Beschäftigungsprodukten in Europa und Marktführer im deutschsprachigen Raum. Ravensburger stellt mehr als 8000 Produkte her, 86 Prozent davon werden in eigenen Werken gefertigt. In über 90 Ländern werden die Produkte vertrieben.

Ein Meilenstein für den Erfolg des Spieleverlags war das Spiel Memory. Es erschien 1959 und entwickelte sich mit über 75 Millionen verkauften Exemplaren zum meistverkauften Ravensburger Spiel.

Im Mai 2009 wurde die Ravensburger Digital GmbH mit Sitz in München als neue Tochtergesellschaft gegründet.

Die wichtigsten Standorte:

Ravensburg: Seit 1883 gibt es das Unternehmen Ravensburger. 1012 Mitarbeiter arbeiten am Standort Ravensburg, wo auch produziert wird.

Seattle: Seit 2013 ist Ravensburger in der US-Stadt Seattle vertreten. 22 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Malmö: Ravensburger übernahm 2015 den schwedischen Holzeisenbahnbauer Brio mit Sitz in Malmö. Die Marke Brio wird weitergeführt. Am Standort arbeiten 80 Mitarbeiter. „Wir sind Schwaben und Schweden“, sagt Vorstandsmitglied Clemens Maier.

Policka: Im tschechischen Policka wird seit 1995 produziert. 603 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.