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Ein neuer fast dreistündiger Abend am renommierten Stuttgarter Ballett widmet sich dem Thema «Verführung». Die Erotik kommt in den vier Stücken nicht zu kurz. Aber Choreographin Kozielska richtet die Augen noch auf eine ganz moderne Versuchung.

Stuttgart (dpa) - Das Stuttgarter Ballett hat mit reichlich Erotik in gleich vier Choreographien den ersten Premierenabend des Jahres gemeistert - vor einem am Ende restlos begeisterten Publikum. Als Star der Compagnie tanzte Friedemann Vogel zur hellen Freude seiner Fans das Kultstück «Boléro» in der Choreographie von Maurice Béjart von 1961. Der Abend unter dem Titel «Verführung» brachte am Freitag aber auch eine Uraufführung sowie andere Neuheiten der renommierten Balletttruppe.
In «Dark Glow» (Düsteres Glühen) ging Choreographin Katarzyna Kozielska, eine Entdeckung von Intendant Reid Anderson, der hypnotisierenden Kraft der Technik nach. Zur eigens für das Stück komponierten Musik von Gabriel Prokofiev mit reichlich metallischem Sound brachte Kozielska bis zu 19 Akteure gleichzeitig auf die Bühne, darunter Starsolistin Alicia Amatriain. In dem Mix aus klassischem Spitzentanz und modernen Elementen verwandeln sich Individuen in zarten Pastell-Kostümen mit raumgreifenden Bewegungen in eine schwarze Einheitsmasse mit monotonen Schritten.

Hauschoreograph Marco Goecke bewegte seine Tänzer in knallroten Kostümen mal wie Meereskrabben bei einer hektischen Landwanderung, mal wie Vögel mit wildem Flügelschlag. Das 2009 in Monte Carlo uraufgeführte Ballett mit teils stillen, teils mit Musik von Carl Maria von Weber beherrschten Momenten war erstmals in Deutschland zu sehen. Tosenden Applaus gab es für die sieben Männer und eine Frau (Agnes Su) - allen voran für Adam Russell-Jones.
In einem sinnlichen Pas de deux mit Hyo-Jung Kang verkörperte der Solist Pablo von Sternenfels in der Stuttgarter Erstaufführung «Faun» des Chorographen Sidi Larbi Cherkaoui einen verführerischen Waldgeist. Unter den prominenten Besuchern des knapp dreistündigen Premierenabends waren auch Daimler-Chef Dieter Zetsche, der Kabarettist Mathias Richling und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).