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Kleiner Stern, großer Streit? Ein Zoff im Internet ums Gender-Sternchen offenbart, wie weit die Partner Grüne und CDU gedanklich doch voneinander entfernt sein können.
Stuttgart (dpa/lsw) - Schluss mit Friede, Freude, Eierkuchen zwischen den ungleichen Regierungspartnern in Südwesten: Grün und Schwarz haben ihren ersten Knatsch. Jedoch geht es nicht um ein wirklich gewichtiges Thema, sondern um das sogenannte Gender-Sternchen - ein schriftliches Hilfsmittel, um die verschiedenen Geschlechter gleichberechtigt anzusprechen.
Ausgelöst wurde der Zwist durch eine Nachricht auf Twitter, in der das Social-Media-Team der Landesregierung es wagte, von „Bürger*innen“ zu schreiben, was dem neuen Regierungspartner der Grünen so gar nicht gefiel. Die CDU Baden-Württemberg twitterte erbost: „Lassen Sie bitte die Genderschreibweise in Landesregierungs-Tweets!“
Reaktionen von überall her ließen nicht lange auf sich warten. „Wir sind irritiert. Was genau ist das Problem?“, twitterte der Landesfrauenrat, „Tja, zurück aus der Zukunft #vongestern“, die SPD-Bundestagsabgeordnete Ute Vogt. Ihr CDU-Kollege in Berlin, Stefan Bilger, hatte das Twitter-Gefecht ausgelöst.
Die CDU ruderte zurück: „Diesen Tweet über den offiziellen Kanal der CDU Baden-Württemberg zu verbreiten, war ungeschickt“, sagte ein Sprecher am Donnerstag. „Aber bei Twitter geht es auch spontan zu und so ist das einem Mitarbeiter passiert.“
Der CDU sei da wohl „ein bisschen was verrutscht“, sagte ein Sprecher von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Auf Twitter müsse man sich kurz fassen, das Sternchen habe man aus rein pragmatischen Gründen gewählt. Nur noch „Bürger“ wolle man aber eben auch nicht schreiben. Der Streit über den *-Tweet sei „kein Grund für Aufregung - allenfalls für Belustigung“.
Anderswo ging es dennoch weiter: „Dieser Gender-Wahnsinn nervt die Menschen langsam nur noch“, sagte der Landeschef der Jungen Union, Nikolas Löbel der „Heilbronner Stimme“ und dem „Mannheimer Morgen“. Grünen-Landeschef Oliver Hildenbrand hielt postwendend entgegen: „Das Sternchen soll Bewusstsein schaffen und ist kein Grund für Nervenflattern.“ Für die Grüne sei die geschlechtergerechte Sprache wichtig. Es sei Ausdruck von Wertschätzung, wenn eine Regierung alle Menschen ansprechen möchte. Im Übrigen sei die Achtung und Teilhabe aller Menschen Ziel im grün-schwarzen Koalitionsvertrag.

Hier geht's zum Aufreger-Tweet der Landesregierung