Stolz präsentieren Peter Bauer (Mercedes-Benz Special Trucks), Bürgermeister Dirk Thürnau und AWS-Chef Thomas Heß (v.l.) die sieben neuen Müllfahrzeuge. Foto: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Im Kampf gegen die hohe Feinstaub- und Stickoxidbelastung setzt die Stadt Stuttgart auf Eigeninitiative: Der Abfallwirtschaftsbetrieb mustert seine Dieselautos aus und stellt auf umweltfreundliche Fahrzeuge mit Gasantrieb um. Die ersten sieben Mülllaster sind bereits im Einsatz.

Im Dezember vergangenen Jahres wurden im städtischen Fuhrpark sieben Diesel-Abfallsammelfahrzeuge durch Laster mit Erdgasmotor ersetzt. Die ersten Erfahrungen damit seien sehr gut, sagt Thomas Heß, Geschäftsführer der Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS). Innerhalb der nächsten neun Jahre soll nun die gesamte Flotte des städtischen Eigenbetriebes, alles in allem 87 Müllfahrzeuge, ausgetauscht werden.

Mit der Umstellung gehe die Stadt mit gutem Beispiel voran, betont Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau. „Es werden nur noch Autos und Nutzfahrzeuge beschafft, die weniger Feinstaub und Stickoxide ausstoßen.“ Damit wolle die Verwaltung zur Verbesserung der Luftqualität im Stadtgebiet und zur Reduzierung der Emissionen beitragen. Auch bei Mercedes-Benz Special Trucks sei man stolz darauf, einen „wichtigen Beitrag für eine positive Umweltbilanz“ leisten zu können, ergänzt Produktmanager Peter Bauer.

Der „Econic NGT“ sieht aus wie sein Diesel-Pedant und sei ihm leistungsmäßig ebenbürtig, so Bauer. Doch anstatt eines Diesel-Luft-Gemisches wird ein aufbereitetes Erdgas-Luft-Gemisch in den Zylindern verbrannt. Diese Technologie zeichne sich dadurch aus, dass sie niedrigere Stickoxid- und Partikelemissionen aufweise. Die im Einsatz beim AWS gemessenen CO2-Emissionen lägen um rund 23 Prozent unter denen eines Euro-6-Dieselmotors. Und im Betrieb mit Biogas seien noch weitere Verbesserungen bei der Kohlendioxid-Bilanz möglich. „Damit sagt der AWS dem Feinstaub den Kampf an“, betont Heß.

Freilich: Ein bisschen umstellen müssten sich die Fahrer schon: Ein vergleichbares Abfallsammelfahrzeug mit Dieselantrieb besitzt einen Kraftstofftank von 300 Litern. Dieser reicht je nach Tour für rund zwei bis vier Tage. Der Tankinhalt des Econic beläuft sich auf 600 Liter Erdgas und reicht nur für etwa eineinhalb Tage - das Fahrzeug muss also täglich betankt werden. Was laut Heß aber kein Problem sei: Entsprechende Tankstellen gebe es am Gaskessel, am Pragsattel und in Vaihingen. Noch hat der Econic einen Nachteil: Da der alternative Antrieb 800 Kilo schwerer ist als der Diesel, ist das maximal zulässige Gesamtgewicht von 26 Tonnen schnell erreicht. „Bei Biomüll, der oft schwer ist, müsste man deshalb früher entladen“, so Heß. Doch die EU habe bereits eine Richtlinie zugunsten alternativ betriebener Fahrzeuge verabschiedet. Diese müsse jetzt noch in der deutschen Straßenverkehrsordnung umgesetzt werden.

Im Gegensatz zu einem herkömmlichen, gut 180 000 Euro teuren Diesel-Müllfahrzeug kostet die Gasantriebsvariante 25 000 Euro mehr. Thürnau rechnet aber vor: „Trotz der höheren Anschaffungskosten amortisieren sich bei einer Komplettumstellung von Diesel- auf Erdgasbetrieb unsere Mehrkosten durch die zu erzielende Einsparung bei den Kraftstoffkosten nach rund dreieinhalb Jahren.“ Erdgas als Kraftstoff sei bis zum Jahr 2026 steuervergünstigt.