Die Bettenstationen in den Stuttgarter Kliniken waren im vergangenen Jahr gut belegt. Noch nie wurden so viele Patienten behandelt. Gleichzeitig sank die Verweildauer. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Mehrere Krankenhäuser in der Landeshauptstadt haben im vergangenen Jahr Rekorde bei den Patientenzahlen verzeichnet. Zuwächse gab es im Klinikum Stuttgart, im Diakonie-Klinikum und im Marienhospital. Für das katholische Krankenhaus war 2016 gar das erfolgreichste Jahr in seiner 126-jährigen Geschichte.

„Wir haben noch nie zuvor so viele Patienten ambulant und stationär behandelt und konnten auch in verschiedenen Klinikrankings wieder Spitzenplätze erzielen“, sagt Klinik-Geschäftsführer Markus Mord. Demnach stieg die Zahl stationärer Patienten im Marienhospital im Berechnungszeitraum von November 2015 bis Oktober 2016 auf 32 120. Im Jahr davor hatte das Krankenhaus 31 959 stationäre Fälle behandelt. Ambulant ließen sich am Marienhospital 77 620 Patienten behandeln (2015: 76 102). Die durchschnittliche Verweildauer stationärer Patienten sank hingegen auf 6,06 Tage (2015: 6,08). Zuwächse gab es auch bei der Zahl der Klinikmitarbeiter. 2015 hatte es 1564 Vollzeitstellen gegeben, 2016 waren es 1605. Das stationäre Budget des Krankenhauses stieg von 123,5 auf 129,1 Millionen Euro.

Die Notfallpraxis der Stuttgarter Ärzteschaft am Marienhospital legte bei den Behandlungszahlen ebenfalls zu. 2016 ließen sich dort 60 175 Patienten behandeln, im Jahr davor waren es 58 932. „Besonders erfreulich ist, dass im Marienhospital 2016 so viele Babys zur Welt kamen wie schon seit Jahren nicht mehr. Die Geburtenzahl stieg von 948 im Vorjahr auf 1187 im Jahr 2016 an“, so Mord.

Mit seiner erfolgreichen Bilanz steht das Marienhospital nicht alleine da. Auch andere Krankenhäuser in der Landeshauptstadt verzeichneten im vergangenen Jahr Zuwächse. Im Klinikum Stuttgart stieg die Zahl stationär behandelter Patienten von 79 393 auf 80.038; die Zahl der ambulanten Fälle erhöhte sich von 319 535 auf 328 035 - ein Plus von 2,7 Prozent. Im Gegenzug sank die durchschnittliche Verweildauer stationärer Patienten (inklusive Psychiatrie) von 6,68 auf 6,82 Tage. „Die Verweildauer ist trotz deutlichem Anstieg des Fallschweregrads weiter leicht rückläufig“, sagt Klinikum-Sprecherin Ulrike Fischer. Ohne Psychiatrie liege die Verweildauer im Klinikum bei 5,4 Tagen.

Was das stationäre Budget des hochdefizitären, städtischen Klinikums betrifft, so sind die Erträge von 391 Millionen Euro im Jahr 2015 auf hochgerechnet 403 Millionen Euro in 2016, also um 2,9 Prozent, angestiegen. „Der Trend entwickelt sich positiv“, sagt Fischer. Besonders hervorzuheben sei die gute Auslastung in der Interdisziplinären Notaufnahme (INA), wo die Zahl der Patienten um 4,4 Prozent von 30 732 auf 33 000 stieg.

Zuwächse gab es auch im Diakonie-Klinikum, wo die Zahl der stationär behandelten Patienten von 17 366 auf 18 946 stieg. In der Ambulanz wurden 73 144 Patientenkontakte gezählt (2015: 69 997), die durchschnittliche Verweildauer sank auf 5,99 Tage (2015: 6,25 Tage). Die Zahl der Mitarbeiter erhöhte sich von 1233 auf 1334. Zur Höhe des stationären Budgets wolle man keine Angaben machen, so Sprecher Frank Weberheinz.

Im Marienhopital herrscht derweil trotz der Rekordzahlen nicht nur Grund zur Freude: „Obwohl wir 2016 Spitzenergebnisse erzielt haben, ist es nicht sicher, ob wir vom Umsatz her tatsächlich die von uns angestrebte schwarze Null erreichen konnten“, so Geschäftsführer Mord. Grund sei, dass das Land Baden-Württemberg, wie praktisch alle Bundesländer, seiner Verpflichtung, Krankenhausbauten und -großgeräte zu finanzieren, in geringerem Umfang nachkomme als gesetzlich vorgesehen. Außerdem sei der Landesbasisfallwert, der regele, wie viel Geld ein Krankenhaus für eine bestimmte Leistung von den Krankenkassen bekommt, im reichen Baden-Württemberg niedriger als in ärmeren Ländern wie Nordrhein-Westfalen oder Mecklenburg-Vorpommern. „Die Politik muss hier 2017 dringend nachbessern. Nicht nur im Sinne des Marienhospitals, sondern auch aller anderen Kliniken in Baden-Württemberg“, so Mord.