Blick vom Panoramafenster des Stuttgarter Rathauses auf den Marktplatz - Tristesse aus der Vogelperspektive. Foto: Hauptmann Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Zehn Jahre nach einem im Sande verlaufenen Gestaltungswettbewerbs unternimmt Städtebaubürgermeister Peter Pätzold einen neuen Vorstoß, den Stuttgarter Marktplatz aufzuwerten. Noch in diesem Jahr will er dem Gemeinderat entsprechende Pläne vorlegen. Ein neuer Belag würde voraussichtlich drei Millionen Euro kosten.

„Schön ist anders“, sagt Pätzold beim Blick aus dem Fenster. Von seinem Dienstzimmer im zweiten Stock des Stuttgarter Rathauses aus kann er die Tristesse überschauen: Der graue Pflasterbelag des Marktplatzes weist provisorisch gestopfte Löcher auf, das Quadermuster ist an einigen Stellen unterbrochen, dutzende grelle Striche und Zahlen auf dem Boden - Markierungen für den Aufbau der Marktstände - stechen sofort ins Auge. „Im Wohnzimmer der Stadt ist der Teppich abgelaufen“, stellt Pätzold fest. Eine Sanierung des Marktplatzes ist seiner Meinung nach zwingend erforderlich. Denn seit Ende der 1970er-Jahre, als der einst als Parkplatz genutzte Marktplatz zur Fußgängerzone wurde, hat sich nicht mehr viel getan - außer, dass 1998 das heruntergekommene, verglaste Zugangshäuschen zum früheren unterirdischen Bunkerhotel entfernt wurde.

Das Problem ist längst erkannt: Über eine Neugestaltung der 100 mal 70 Meter großen Fläche vor dem Rathaus wird bereits seit 15 Jahren diskutiert, 2005 wurde sogar ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt. Er sollte Ideen liefern, wie der Marktplatz so attraktiv wird, dass sich die Menschen dort gerne aufhalten, er aber gleichzeitig Raum für Wochenmarkt, Weindorf und Weihnachtsmarkt bietet. „Das Ergebnis war nicht sonderlich befriedigend“, erinnert sich Pätzold, der damals als Grünen-Stadtrat das Vorhaben begleitete. Seit einem Jahr im Amt als Städtebaubürgermeister will der ausgebildete Architekt das Thema nun erneut aufrufen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil mit Breuningers Dorotheen-Quartier in direkter Nachbarschaft große Veränderungen anstehen. Die ersten Entwürfe für einen neuen Marktplatz liegen bereits vor, noch in diesem Herbst will er sie dem Gemeinderat präsentieren. Nein, beeilt er sich zu betonen, große Veränderungen seien nicht zu erwarten. „Wir verfolgen einen pragmatischen Ansatz, wollen den Marktplatz aus dem Bestand heraus entwickeln. Es gibt ja auch gewisse Zwänge.“ Zum Beispiel müssten die Feuerwehrzufahrten erhalten bleiben; für den Anlieferverkehr werde weiterhin die Münzstraße benötigt. Die Taxistandplätze in der Marktstraße könnten jedoch etwas in Richtung Eberhardstraße versetzt werden. Eine feste Möblierung auf dem Platz kommt laut Pätzold nicht infrage. „Der Platz ist eine der zentralen Veranstaltungsflächen der Stadt. Das soll auch so bleiben.“ Vorgesehen ist eine einheitlich gepflasterte Fläche aus hellen Natursteinen, die schräge Treppe auf Höhe der Rathaus-Passage soll weg, und auch die Fahnenstangen sollen verschwinden. Rund um den Brunnen, der den Plänen zufolge nicht versetzt wird, will er die Sitzmöglichkeiten verbessern. Im Zuge der Ratskeller-Pächterneuvergabe werde es künftig sicher auch eine attraktive gastronomische Nutzung am Marktplatz geben, ist Pätzold überzeugt - zusätzlich zu dem Café, das im nächsten Jahr im Breuninger-Stammhaus zur Marktplatzseite hin eröffnen wird.

Für die Umgestaltung sind groben Schätzungen zufolge drei Millionen Euro erforderlich. Die Mittel will Pätzold bei den nächsten Haushaltsberatungen im Herbst 2017 anmelden. Dann könnte die Stadt 2018 in die konkrete Planung einsteigen. „Mein Ziel ist es, das Vorhaben so schnell wie möglich umzusetzen.“