Marie-Eve Bisson und Jonathan Morin, zwei charmante Kanadier zeigen im Weltweihnachtscircus ihre Europa-Premiere mit dem Cross-Wheel, das Morin erfunden hat. Im Januar 2018 sind sie nach Monte Carlo zum Internationalen Circusfestival eingeladen. Foto: Stardust Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Sie sind außergewöhnlich, die beiden, nicht nur mit ihrer Präsentation, auch mit ihrer Ausstrahlung: Jonathan Morin (39) und Marie-Eve Bisson (36). Die beiden Kanadier sind Artisten, die sicherlich noch von sich reden machen werden, denn, im Januar 2018 sind sie nach Monte Carlo eingeladen.

Von Iris Frey

Darauf freuen sie sich auch schon sehr. Schließlich ist es für jeden Top-Artisten eine Ehre, dorthin eingeladen zu werden. Und sie haben wahrlich etwas zu bieten: Jonathan Morin hat das Requisit erfunden, mit dem sie sich in die Luft schwingen: das Cross-Wheel, das überkreuzte Rad. Und daher auch ihr Name: 2-zen-0. Es ist ein Wortspiel und bedeutet zwei Ringe. Zwei Ringe sind die Basis für die Luftakrobatik, die sie vorführen. Zwei Ringe, die gleichermaßen ihre Beziehung miteinander verknüpfen.

Getroffen haben sich die beiden erstmals im Jahr 1999 im Cirque du Soleil in Amsterdam in einer Show. Sie trat als Luftakrobatin mit einem Ring auf und er an den Strapaten. Dort begegneten sie sich und es entflammte ihre Liebe für einander, die auch in ihrer Vorführung spürbar wird.

Morin kommt aus Montreal und sie stammt aus Quebec-City. Sie haben keine Zirkusschule besucht. Er ist mit 18 Jahren zum Zirkus und sie mit 21 Jahren. „Ich war 16 Jahre alt, als ich das erste Mal versuchte, im Zirkus aufgenommen zu werden“, erzählt Marie-Eve Bisson. Doch sie wurde zurückgewiesen, weil sie zu jung war. Dann konnte ihr ein Freund, der zur Zirkusschule ging, ihr einen Tipp geben. Eine Artistin war verletzt und ihre Bewerbung lag nun oben auf - es klappte. Sie war zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

Morin hingegen hatte eine Bewerbungsauswahl mit 40 Kandidaten, dann waren es noch 14 und schließlich wurde er genommen. Die Schule hatte er dafür aufgehört. Fünf Tage vor Schulbeginn bekam er die Antwort vom Cirque du Soleil, dass er genommen wurde. Und so freute er sich über die Chance.

Jetzt ist er seit 18 Jahren Luftakrobat im Zirkus und hat dabei viele Erfahrungen gesammelt. Erste Preise haben sie auch schon bekommen: In Moskau und im spanischen Figueras erhielten sie den Silber-Award. Ihre Vorführung beginnt mit Musik von Aerosmith: „I don‘t want to miss a thing“. Die Begegnung der beiden am überkreuzten Reifen, bevor sie sich gemeinsam in die Luft schwingen. Mal ist er nur mit einer Hand am Rad und hält sie. Mal halten sie sich nur an einem Fuß des Partners.

Die überkreuzten Reifen bilden zudem noch eine schöne Station, um die Liebesgeschichte in der Luft weiterzuführen. Immer wieder gibt es auch gefährliche Situationen für die beiden. Darüber sind sie sich bewusst und haben sie auch Respekt, erzählen sie. Doch sie wollen mehr zeigen, als nur Gefahr und Nervenkitzel. Und das gelingt ihnen auch. Gestürzt sind sie mit dieser Nummer noch nie. „Ich bin früher mal als Artistin heruntergefallen und seitdem arbeite ich besser und passe noch besser auf“, sagt Bisson. Mit dem Expertenwissen der beiden über die Luftakrobatik können sie versuchen, bestmöglichst Stürzen vorzubeugen. Es ist höchste Konzentration gefordert. Das ist das Wichtigste. „Fehler passieren nur, wenn man einen Moment lang nicht konzentriert ist“, sagt der 39-Jährige. Doch sie erzeugen mit ihrer Vorführung viel Gefühl beim Zuschauer. Das ist ihnen wichtig, dass die Menschen berührt sind. „Das ist das Magische“, weiß er.

Und das ist es, was sie unterscheidet von vielen anderen Luftakrobaten. Die Choreografie haben die beiden übrigens gemeinsam entwickelt für ihre Nummer. Und sie haben sie gemeinsam nur hier so gezeigt. Mit ihrem Ausdruck, ihrer Harmonie und Schönheit verkörpern sie auch eine Seite des Zirkus, die bedeutsam ist.

Auch Morin weiß, dass die Zukunft des Zirkus nicht die reinen Sensationen sind, ob einer beispielsweise vier oder fünf Salti schlagen kann, sondern dass es die Gefühle sind, die sich auf das Publikum übertragen.

Im Weltweihnachtscircus jedenfalls ist es zu erleben, dass die Zuschauer diese Besonderheit der Aufführung erfassen, die glanzvolle Darbietung, die keiner so schnell wieder vergisst, weil sie das Herz berührt hat. Die Macher des Zirkus sehen mit der Aufführung ein neues theatralisches Kapitel der Zirkusgeschichte, des modernen Zirkus. Spannung, Spaß und Emotionen.

Jonathan und Marie-Eve jedenfalls hoffen, dass auch die Jury in Monte Carlo die Besonderheit des Augenblicks dieser beiden Luftakrobaten erfasst, die sie mit ihrer Nummer bieten. Zuvor werden sie noch einzeln auftreten. Und kommende Weihnachten werden sie im Zirkus von Henk van der Meyden in Amsterdam zu Gast sein.