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Hin und her, hin und her: Ein Video im Internet zeigt die Eisbärin Corinna aus dem Stuttgarter Zoo, wie sie unaufhörlich in ihrem Gehege umherwandert. Viele Besucher machen sich Sorgen um das Tier.

Ein kurzer Film von einer ziellos umherwandernden Eisbärin in der Wilhelma verbreitet sich in sozialen Netzwerken und löst Kritik an der Haltung des Tieres aus. «Das ist eine Verhaltensstörung», sagte die Landestierschutzbeauftragte Cornelie Jäger am Dienstag. Ob dem Tier im Moment etwas fehle oder eine Art Kindheitstrauma vorliege, sei aber unklar und anhand der 39-sekündigen Sequenz nicht zu bewerten. Die Wilhelma erhält seither Anfragen von besorgten Menschen aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Das Video wurde im sozialen Netzwerk Facebook bis Dienstagabend schon gut 1,5 Millionen Mal aufgerufen. Während sich im Netz Kritik an der Wilhelma häuft, verteidigt sich der Zoo.

«Ich habe nicht den Eindruck, dass sie leidet», sagte die Zoologin und Eisbärexpertin der Wilhelma, Ulrike Rademacher, über die 26-jährige Bärin Corinna. Sie wandere mal eine halbe Stunde umher, spiele dann aber auch wieder im Wasser - auch davon gibt es Videos im Netz. Eisbären liefen in freier Wildbahn viel und legten das Verhalten auch im Zoo nicht ganz ab. «Hier wird das auf kleiner Fläche gezeigt», sagte Rademacher. «Ich würde das nicht überbewerten.» Besucher dürften sich kritisch mit der Haltung der Tiere auseinandersetzen. Dass gleich von Tierquälerei gesprochen wird, stimme sie traurig bis ärgerlich.

Plötzliche oder gehäuft auftretende Verhaltensstörungen sind laut Tierschutzbeauftragter ein Warnsignal für Defizite bei der Haltung, etwa Beschäftigungs- oder Bewegungsmangel. Ihr Gehege umfasst nach Angaben der Wilhelma 800 Quadratmeter und ist damit mehr als doppelt so groß wie in den bundesweit geltenden Mindestanforderungen festgehalten. Corinna lebt alleine, laut Landestierschutzbeauftragter sind Eisbären auch Einzelgänger.

Das im Zoo geborene Tier auszuwildern, wie in Facebook gefordert wird, ist nach Angaben der Wilhelma unrealistisch, weil der Bär dort nicht überlebensfähig wäre. Eine am Montag gestartet Internetpetition, die ein «artgerechteres Gehege» fordert, hatte am Dienstag gut 30 Unterstützer.

Hier geht's zum Facebook-Video.