Bereits im Stuttgarter Hauptbahnhof und vor dem Spiel zündeten KSC-Fans mehrfach Pyrotechnik. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

1200 Polizisten trennen verfeindete Anhänger beim Hochrisikospiel zwischen VfB und Karlsruher SC - Fanmärsche sorgen für massive Verkehrsbehinderungen

Von Alexander Müller

Stuttgart - Rund um den 2:0-Sieg des VfB Stuttgart im Derby der 2. Fußball-Bundesliga gegen den Karlsruher SC ist es gestern zu massiven Ausschreitungen gekommen. Bereits im Vorfeld randalierten Gästefans und zündeten mehrfach Pyrotechnik. Die Partie im mit 58 000 Zuschauern ausverkauften Daimlerstadion musste unterbrochen werden. Durch die Fanmärsche beider Lager mussten mehrere Straßen gesperrt werden. Die Folge waren massive Verkehrsbehinderungen.

„Es ist kein Spiel wie jedes andere“ hatte VfB-Trainer Hannes Wolf vor der Partie gesagt - er sollte Recht behalten. Wasserwerfer, Hundestaffeln und Einsatzhundertschaften - die Polizei war rund um die als Hochrisikospiel eingestufte Partie mit 1200 Beamten im Einsatz. „Unser Augenmerk lag dabei darauf, die beiden verfeindeten Fanlager zu trennen“, sagte Polizeisprecher Olef Petersen. Das sei größtenteils auch gelungen. Dennoch sorgten vor allem die Gästefans für massive Ausschreitungen.

Gewaltbereite Karlsruher Anhänger zündeten laut Bundespolizei bereits bei der Ankunft der Sonderzüge gegen 11 Uhr am Stuttgarter Hauptbahnhof Pyrotechnik an. Außerdem riss ein Fan ein Schild ab. Die Polizei räumte den Bahnhof in Bad Cannstatt als Vorsichtsmaßnahme für eine halbe Stunde. Die Beamten befürchteten, dass VfB-Anhänger am Bahnhof eine mit KSC-Fans besetzte S-Bahn angreifen könnten. Mit dieser wurden die Gäste-Anhänger unter massiver Bewachung zum Bahnhof Untertürkheim gebracht. Auf der Fahrt demolierten die KSC-Fans die S-Bahn. Bislang unbekannte Täter haben mehrere Deckenverkleidungen, Deckenlampen, Kopfstützen, Mülleimer sowie zwei Notentriegelungshebel in der Bahn und zwei Regionalzügen abgerissen und eine Scheibe eingeschlagen. In einem Interregio-Express wurde zudem die Notbremse gezogen.

Insgesamt waren nach Angaben der Bundespolizei circa 2500 Anhänger des Karlsruher SC nach Stuttgart gereist. Aus einem Sonderzug, der direkt zum Bahnhof Untertürkheim geleitet wurde, hielten vermummte KSC-Fans brennende Pyros aus den Fenstern. Dabei wurde mit einer brennenden Fackel gezielt auf Polizisten geworfen. „Die Ermittlungen zu dieser versuchten gefährlichen Körperverletzung dauern noch an“, sagte ein Sprecher der Bundespolizei.

Am Bahnhof Untertürkheim sowie auf dem Marsch in Richtung Stadion zündeten sie weitere Pyrotechnik an. Vor Spielbeginn kam es rund ums Stadion vereinzelt zu gegenseitigen Provokationen, verbalen und vereinzelt offenbar auch zu wenigen körperlichen Auseinandersetzungen. Für den Fanmarsch musste die Benzstraße bis weit nach Spielende für den Verkehr in beide Richtungen gesperrt werden. Es kam laut Polizei zu massiven Verkehrsbehinderungen.

Das galt auch für die Mercedes- und Daimlerstraße auf der anderen Seite. Denn um 11 Uhr sammelten sich die fast ausnahmslos in weiß gekleideten Stuttgarter Anhänger vor dem Bahnhof in Bad Cannstatt und marschierten geschlossen zur Mercedes-Benz-Arena. Auch hier wurde vereinzelt Pyrotechnik von den Fans gezündet. Die Folge: der Verkehr auf der Mercedesstraße kam vollständig zum Erliegen. Auf den Zufahrtsstraßen zum Neckarpark bildeten sich lange Staus. Viele Autofahrer benötigten einen langem Atem. Aufgrund der sehr aufgeheizten Stimmung im Stadion orderte die Polizei noch einmal weitere Einsatzkräfte an.

Nach dem Spiel blieb die Stimmung weitgehend friedlich. Allerrings musste die Bundespolizei kurzzeitig die Bahnsteige im Bahnhof Bad Cannstatt wegen Überfüllung schließen. Es kam zu erheblichen Verspätungen im Zugverkehr. Schließlich war die Stuttgarter Mercedes-Benz Arena mit 58 000 Zuschauern zum dritten Mal in dieser Saison ausverkauft. Die Karlsruher Anhänger wurden von der Polizei wieder zum Stuttgarter Hauptbahnhof zu ihrem Zug geleitet.

„Das primäre Ziel, Ausschreitungen zwischen den Fanlagern zu verhindern, wurde erreicht. Das Ausmaß der Sachbeschädigungen in den Zügen ist jedoch erheblich“, sagte der Leiter der Bundespolizeiinspektion Stuttgart, Reinhard Pürkenauer.