Die Gegentribüne im Gazi-Stadion ist derzeit gesperrt. Ein Gerüst sichert das einsturzgefährdete Tribünendach. Foto: Schütze Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Das Dach der Gegentribüne im Gazi-Stadion auf der Waldau ist marode und muss abgebaut werden. Die voraussichtlich 228 000 Euro teure Demontage soll noch vor der Winterpause der Regionalliga Südwest erledigt sein. Wie es mit der 30 Jahre alten Tribüne danach weitergeht, ist indes noch völlig offen.

Die Hiobsbotschaft kam Anfang Juli dieses Jahres. Bei einer statischen Überprüfung des Dachs der Gegentribüne im Gazi-Stadion war festgestellt worden, dass die Tragfähigkeit der Dacheindeckung nicht mehr gegeben ist. Die Holzbeplankung des 18 Jahre alten Dachs war durch Feuchtigkeit und Pilzbefall marode geworden. Die Stadt als Betreiberin des Stadions sah sich zum Handeln gezwungen und ließ die einsturgefährdete Gegentribüne unverzüglich komplett sperren. Damit der Spielbetrieb weiterlaufen konnte, musste die Holzkonstruktion auf ganzer Länge mit einem Flächengerüst gesichert werden, die Kapazität des Stadions verringerte sich in der Folge von 11 468 auf rund 6600 Zuschauer.

Schnell bestätigte sich die erste Einschätzung der Experten, dass sich eine Sanierung der Dachkonstruktion nicht realisieren ließe und nur ein Abbruch des Daches infrage kommt. Die Kosten für diese Maßnahme schätzt das Hochbauamt auf 228 000 Euro. Wann genau mit den Arbeiten begonnen werden kann, steht noch nicht fest. „Wir haben noch keinen konkreten Zeitplan“, sagt Günther Kuhnigk, der Leiter des städtischen Sportamts. Das Abbruchgesuch sei bereits eingereicht worden, die Genehmigung werde man demnächst erhalten. Die Ausschreibung der Arbeiten laufe parallel, bislang habe keine Firma den Auftrag erhalten. „Das ändert aber nichts an der Zielsetzung, noch vor der Winterpause mit dem Abbruch zu beginnen“, sagt Kuhnigk. In der Regionalliga Südwest ist der letzte Spieltag vor der Winterpause für das zweite Dezember-Wochenende terminiert.

Sportamt prüft Varianten

Sobald die Dacheindeckung abgebaut sei, könne die Gegentribüne wieder für Zuschauer freigegeben werden, so Kuhnigk. Ohne Dach über dem Kopf werden die Fans der Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers und VfB Stuttgart II sowie des American-Football-Teams Stuttgart Scorpions jedoch Wind und Wetter ausgesetzt sein - und das auf unbestimmte Zeit. Pläne, wie es mit der Gegentribüne künftig weitergehen soll, gibt es aktuell keine. „Wir werden auf kleiner Flamme prüfen lassen, welche Varianten es geben könnte“, sagt Kuhnigk. Möglich wäre es, entweder das Dach zu ersetzen oder die Tribüne gleich von Grund auf neu zu bauen. Die alten Stahlstützen hätten keine Mängel und könnten als Basis für eine neue Überdachung dienen. Das Thema werde aber frühestens bei den Planberatungen für den Doppelhaushalt 2017/2018 zur Sprache kommen. „Die Entscheidung wird auch von der sportlichen Entwicklung der Kickers abhängen“, sagt Kuhnigk.

Erst im Februar 2015 hatte eine andere große Umbaumaßnahme im Gazi-Stadion ihren Abschluss gefunden. Innerhalb von neun Monaten war die 1976 errichtete Haupttribüne abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden. Das Spielfeld wurde zudem verbreitert und erhielt eine Rasenheizung. Die Modernisierungsmaßnahmen schlugen insgesamt mit 14,6 Millionen Euro zu Buche.