Foto: dpa - dpa

Stuttgart – Schock beim Tennis-Turnier in Stuttgart. Es ist passiert, was kaum einer für möglich gehalten hatte: Titelverteidigerin Angelique Kerber ist gleich bei ihrem ersten Spiel ausgeschieden. Gegen eine starke Kristina Mladenovic verlor Kerber im Achtelfinale mit 2:6, 5:7 und hat damit die Chance verpasst, nächste Woche wieder die Nummer eins der Welt zu werden.


Von Karla Schairer


„Ich habe eines der schlechtesten Matches in diesem Jahr gespielt. Ich habe es noch einmal über meinen Kampfgeist versucht, aber da ging nichts rund. Es gab lange nicht so einen Tag, an dem so gar nichts zusammenlief“, sagte eine lethargisch wirkende Kerber eine halbe Stunde nach der enttäuschenden Niederlage bei der Pressekonferenz. „Ich habe viele Fehler gemacht, viele leichte Fehler. Von Anfang bis Ende des Spiels hatte ich nie das Gefühl, dass ich mein Tennis spiele.“

Den ersten Satz verlor Kerber klar, im zweiten lag sie gegen die Französin zunächst 0:3 hinten. Sie schaffte dann jedoch den Ausgleich und es schien möglich, dass sie das Spiel noch zu ihren Gunsten drehen kann. Das gelang ihr indes nicht. Die deutschen Hoffnungen ruhen nun auf der Lokalmatadorin Laura Siegemund, die mit 6:4, 6:3 gegen die Russin Swetlana Kusnezowa gewann.

Kerber enttäuscht damit in diesem Jahr weiter. 2017 hat die 29-Jährige noch keinen Titel auf der Habenseite, an die großen Erfolge des vergangenen Jahres mit zwei Grand-Slam-Titeln und dem Erreichen der Weltspitze konnte sie noch nicht anknüpfen. Ihr gelang lediglich der Finaleinzug im mexikanischen Monterrey.

Die Erwartungen an Kerber waren hoch. Offenbar zu hoch. Dabei hatte sie noch vor ein paar Tagen in Stuttgart behauptet, mit dem Druck klarzukommen: „Ich glaube, dass ich letztes Jahr gezeigt habe, dass ich mit dem Druck umgehen kann.“ Das konnte sie nun nicht. Woran es lag, konnte sie nicht klar sagen: „Ich habe mich gut gefühlt, war gut vorbereitet. Aber der Tag ist überhaupt nicht gut gelaufen.“ Auch, ob sie sich nun erstmal zurückzieht, blieb unklar. „Ich weiß noch nicht, wie ich mit der Situation umgehe“, sagte sie. „Ich werde versuchen, dieses Match so schnell wie möglich zu vergessen.“

Siegemund überzeugt

Den Einzug ins Achtelfinale schaffte dagegen Maria Scharapowa bei ihrem zweiten Spiel nach der Dopingsperre. Im russischen Duell setzte sich die 30-Jährige gegen die Weltranglisten-43. Jekaterina Makarowa mit 7:5, 6:1 durch. „Ich fühle mich heute ein bisschen ruhiger, die Emotionen haben sich ein bisschen gelegt“, sagte Scharapowa einen Tag nach ihrer Rückkehr auf die Tour. Dennoch merkte sie gegen die spritzige Makarowa, besonders im ersten Satz, wo sie noch Nachholbedarf hat: „Die Reaktion und gedankliche Erwartung, wo der Ball landen wird, sind schwer zu trainieren.“

Auch Siegemund ist eine Runde weiter und benötigte für ihren Sieg gegen Kusnezowa, der gar nicht mal so knapp aussah, 2:03 Stunden. „Es ist egal, wie lange es braucht. Ich bin nicht im Stress“, sagte die 29-Jährige nach ihrem Erfolg, bei dem sie druckvoll und dominant spielte. „Irgendwie scheint das Turnier mir zu liegen, oder aber es liegt an den Leuten hier“, sagte Siegemund zum Publikum, das sie lautstark angefeuert hatte. „Für eine gute Leistung ist ein gewisses Wohlfühlen wichtig und das ist hier besser als in jedem anderen Turnier.“ Vergangenes Jahr stand Siegemund gegen Kerber im Finale – wird sie es wieder so weit schaffen? „Das interessiert mich relativ wenig“, sagte Siegemund. „Aber dass ich hier gut spielen kann, das weiß ich noch vom letzten Jahr.“ Auch die Bundestrainerin Barabara Rittner sah die Partie und war vollends von der Leistung der Schwäbin überzeugt. Sie sagte im SWR: „Wenn sie so weiter spielt, kann sie jede Spielerin schlagen.“