Sparkassenverbandschef Peter Schneider. Foto: dpa - dpa

Von Sabrina Erben

Stuttgart - Züblin-Kräne säumen seit geraumer Zeit die S21-Baustelle in Stuttgart, in der Frankfurter Innenstadt wird das Gebäudeensemble des ehemaligen Bundesrechnungshofs ergänzt, in Düsseldorf baut Züblin die sechsstöckige Trivago-Zentrale. An Aufträgen mangelt es dem Bauunternehmen mit Sitz in Stuttgart nicht, dennoch nennt Vorstandsmitglied Alexander Tesche bei der gestrigen Vorstellung der Bilanz das Jahr 2015 „unbefriedigend“. Der Umsatz des zur österreichischen Strabag-Gruppe gehörenden Konzerns erhöhte sich zwar um drei Prozent auf 3,4 Milliarden Euro, obwohl der Auftragseingang um zehn Prozent zurückgegangen war. Das operative Ergebnis (Ebit) sank aber von 59 auf 56 Millionen Euro.

Grund dafür seien unter anderem Verluste bei Projekten im Rhein-Main-Gebiet. Züblin sei zu stark und auch zu rasch gewachsen. „Es wurden zu schnell Verträge unterschrieben.“ Zudem enttäuschte das Holzbaugeschäft. Ehemals ein Hoffnungsträger, kommt der Bereich dennoch nicht in Fahrt. Dabei bietet das Bauen mit Holz vor dem Hintergrund der gestiegenen ökologischen Anforderungen eine Alternative zu Beton und Stahl. „Es fehlt der Markt“, sagt Tesche. „Das ist bitter, aber es gibt nur sehr wenige Projekte.“ Deutschland sei noch nicht reif für unkonventionelle Projekte im Holzbau. In Schweden sei das anders. Aufgeben will er dieses Feld allerdings nicht. „Es wird sich durchsetzen, benötigt aber Zeit.“

Auch die Zahl der Mitarbeiter sank aufgrund einiger abgeschlossener Großprojekte und wegen der Insolvenz der portugiesischen Tochter um acht Prozent auf 13 983 Menschen. Davon seien allerdings keine Mitarbeiter im Inland betroffen, betont Tesche. 1200 Frauen und Männer arbeiten in Stuttgart für Züblin, das sind etwa 100 mehr als noch vor einem Jahr.

2014 musste der Konzern einen herben Gewinneinbruch verkraften, um 45 Prozent sank das Ebit damals im Vergleich zum Vorjahr. 2015 sind es nur fünf Prozent, der Trend geht allerdings weiter nach unten. Dennoch ist Tesche optimistisch. „Es sind immer noch positive Zahlen, das darf man nicht vergessen.“ Zudem seien die Aussichten für dieses Jahr gut, für die deutsche Bauindustrie fiel der Start ins neue Jahr positiv aus. Der Umsatz im Bauhauptgewerbe lag in den ersten Monaten 5,9 Prozent über dem Vorjahreswert. Aufgrund der Rekordsteuereinnahmen seien Tesche zufolge im öffentlichen Bau deutlich höhere Investitionen möglich. Der Bund werde seine Investitionen in Straßen und Schienen um 14 Prozent auf 12,1 Milliarden Euro anheben. „Wir sind optimistisch, dass die Nachfrage im Ingenieurs- und Brückenbau steigen wird.“ Die Perspektiven hätten sich etwas verbessert, sagt Tesche. Vor allem neue Großprojekte und der Bauboom in Berlin nähren diesen Optimismus. Der Auftragseingang stieg im ersten Quartal 2016 um elf Prozent auf 789 Millionen Euro. Der Umsatz sank im selben Zeitraum um acht Prozent auf 716 Millionen Euro. „Die großen Auftragseingänge werden erst im zweiten Quartal leistungswirksam“, erklärt Tesche.

Ein wichtiges Thema für Züblin ist die Digitalisierung der Bauwirtschaft. Unter der Bezeichnung BIM (Building Information Modeling) werde an der Digitalisierung aller Prozesse im Bauzyklus gearbeitet. Das ist quasi die optimierte Planung mithilfe von Software. Der Fachkräftemangel sei in diesem Bereich hoch. „Es ist nicht einfach, Personal zu finden“ sagt Tesche. Züblin setze dabei vor allem auf interne Schulungen und eine Zusammenarbeit mit Hochschulen.