Einen Blick auf Hannibal können Wilhelma-Besucher nicht mehr werfen: Das Zwergflusspferd starb am Mittwoch. Archiv Foto: Marco Cini Quelle: Unbekannt

Stuttgart (ae) - Das letzte Mal hatte Hannibal vor sechs Wochen bundesweit für Furore gesorgt: Zu seinem 50. Geburtstag berichteten Medien von seinem biblischen Altersweltrekord, zur Feier gab es damals eine Gemüsetorte. Es sollte sein letzter großer Auftritt sein: Am Mittwoch ist das Zwergflusspferd in der Wilhelma für immer eingeschlafen. Die Obduktion ergab, dass die Altersschwäche letztlich ihren Tribut gefordert hat.

Hannibal war am 19. Oktober 1966 in Kopenhagen geboren worden und 1967 in den zoologisch-botanischen Garten nach Stuttgart gekommen. Mit seinen insgesamt 18 274 Tagen war er nicht nur älter als jeder aktuell lebende Artgenosse. Kein anderes Zwergflusspferd, dessen Geburtstag dokumentiert ist, ist jemals in solche Regionen vorgestoßen. Verglichen mit den Altersrekorden beim Menschen könnte man Hannibal auf 140 Menschenjahre schätzen. 2009 hatte er die bestehende Bestmarke von 43 Jahren geknackt und seither stetig ausgebaut. „Hannibal war ein echtes Wilhelma-Original. Es ist traurig, dass er nicht mehr lebt, aber natürlich mussten wir damit rechnen, dass auch ihn die Zeit irgendwann einholt“, sagte Direktor Thomas Kölpin. „Es war eine Freude und Ehre, dieses absolut bemerkenswerte Tier bei uns zu haben.“

Auch hochbetagt war Hannibal noch mobil und munter. Nachdem er im vergangenen Sommer etwas gekränkelt hatte, konnte er seinen runden Geburtstag Mitte Oktober jedoch in vollen Zügen genießen. Während der Methusalem sich im Außengehege gern sonnte, lag er im Flusspferdhaus mit Vorliebe in dem Becken mit gewärmten Cannstatter Mineralwasser. Dort wurde er am Mittwoch leblos gefunden. Was mit seinem Körper passiert, ist derzeit noch offen. Fest steht laut Wilhelma-Sprecher Harald Knitter nur, dass dieser der Wissenschaft übergeben werden soll - beispielsweise für tiermedizinische Untersuchungen an Forschungsinstituten. Auch eine mögliche Präparation durch das Naturkundemuseum Stuttgart ist angedacht.

Wegen seiner kleinen Statur hielten manche Besucher Hannibal Zeit seines langen Lebens für ein Baby-Flusspferd. Dabei waren das Backenbärtchen an seiner großen runden Schnauze und die Haarbüschel an seinen kleinen Ohren längst ergraut. Aber selbst ausgewachsen war er nur ein Viertel so groß wie die massigen Hippos direkt nebenan. Mit seiner Partnerin Nelli hatte er sechs Mal Nachwuchs bekommen. Seit Nellis Tod 1995 kam Hannibal als Einzelgänger jedoch auch allein gut zurecht.

Zwergflusspferde, die aus dem Dickicht des Dschungels in Westafrika stammen, wurden erst Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckt. Wegen der Abholzung der Wälder, Jagd und Kriegsfolgen leben im Freiland höchstens noch 3000 Tiere. Weltweit halten derzeit 140 Zoos rund 370 Zwergflusspferde.