Die „Joker“-App wird derzeit noch weiter entwickelt und soll ab September heruntergeladen werden können. Foto: Schütze Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Junge Männer mit niedrigem Bildungsstatus sind einer Studie zufolge besonders gefährdet, in eine Glücksspielsucht abzudriften. Das Präventionsprogramm „Joker“, zu dem auch eine Handy-App gehört, soll ihnen helfen, dies zu verhindern. Gefördert wird das Projekt von der Staatlichen Lotto-Gesellschaft Baden-Württemberg.

„Wir sehen gerade bei Heranwachsenden einen großen Bedarf an Aufklärung, was die Gefahren des Glücksspiels angeht“, sagt Lotto-Geschäftsführerin Marion Caspers-Merk. Die Staatliche Lotto-Gesellschaft werde ihrer Verantwortung in Sachen Spielerschutz zwar gerecht, unter anderem durch Kontrollen der Annahmestellen. Mit allgemeinen Botschaften wie „Glücksspiel kann süchtig machen“ seien die besonders gefährdeten Heranwachsenden jedoch nicht zu erreichen. „Bislang hatten wir kein Instrument, um diese spezifische Risikogruppe anzusprechen“, sagt Caspers-Merk. Die Lücke schließen soll nun ein vom Suchtpräventionszentrum Villa Schöpflin in Lörrach entwickelter Workshop samt dazugehöriger App fürs Smartphone.

Das Programm namens „Joker“ soll in der Jugendberufshilfe zum Einsatz kommen. In dem Workshop lernen die Teilnehmer in verschiedenen Unterrichtsmodulen mithilfe von Materialien, welche Gefahren das Glücksspiel birgt, wie sie mit diesen Gefahren richtig umgehen und welche möglichen Auswege es aus einer Abhängigkeit gibt. Dabei gehe man nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vor, sondern die jungen Menschen sollten sich die Erkenntnisse selbst erarbeiten, erklärt Projektkoordinatorin Pia Jansen. Es gehe unter anderem um die Frage, wie die Konsumenten von Glücksspielanbietern beeinflusst werden oder welche Auswirkungen Alkoholkonsum auf das Spielverhalten hat. „In den Workshops gibt es oft viele Aha-Erlebnisse“, sagt Jansen. Das Programm umfasst auch eine Info-Homepage und eine App fürs Handy. Diese erlaubt dem Nutzer, ein Einsatz-Limit für sich festzusetzen und zu kontrollieren, ob es überschritten wird. Die Entwicklung des Projekts, das sich momentan in der Testphase befindet, wird von Lotto Baden-Württemberg mit 50 000 Euro gefördert und soll im September an den Start gehen.

Laut einer Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist problematisches oder pathologisches Glücksspiel am häufigsten bei 21 bis 25 Jahre alten Männern zu finden, die Quote liegt bei 2,69 Prozent. Die allgemeine Quote beträgt 0,79 Prozent. Der BZgA zufolge ist bei Männern unter 25 Jahren mit niedrigem Bildungsstatus und Migrationshintergrund das Risiko für problematisches oder pathologisches Spielverhalten besonders hoch. „Gefährdet sind vor allem junge Männer, die keine Ausbildung haben oder ihren Schulabschluss nicht richtig hinbekommen haben“, sagt Peter Eichin, der Geschäftsführer der Villa Schöpflin. Bevorzugt würden Geldspielautomaten, Glücksspielangebote in der Spielbank und im Internet sowie Sportwetten. Um spielen zu können, würden pathologische Spieler ihre Freunde und Eltern anpumpen oder sich auch illegal Geld beschaffen, so Pia Jansen. Hohe Verschuldungen bis in den fünfstelligen Bereich seien keine Seltenheit. „Pathologische Spielsucht bleibt oft sehr lange im Verborgenen.“ Umso wichtiger sei es, schon früh präventiv entgegenzuwirken.