Dietz-Werner Steck in seiner Rolle als Erster Hauptkommissar in der ARD-Krimireihe Tatort. Heute feiert er seinen 80. Geburtstag. Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - In einem Wald in der Landeshauptstadt wird die Leiche eines elfjährigen Mädchens, das zwei Tage zuvor verschwunden ist, gefunden. Am Tatort finden die Ermittler kaum verwertbare Spuren, dennoch kommt Kommissar Ernst Bienzle, gespielt von Dietz-Werner Steck, dem Mörder schließlich auf die Schliche. Es ist nicht nur sein „schwerster Fall“, so der Name des TV-Krimis, der am 25. Februar 2007 seine Erstausstrahlung feierte, sondern auch sein letzter. Der Abschieds-Tatort erreichte damals 8,41 Millionen Zuschauer und einen Marktanteil von 22,5 Prozent.

Nach fast 15 Jahren ging in deutschen und vor allem württembergischen Wohnzimmern eine Ära zu Ende. Der „schwäbische Columbo“, der aufgrund seines Trenchcoats immer mit dem amerikanischen Kult-TV-Ermittler verglichen wurde, nahm nach 25 Fällen seinen Schlapphut und verschwand von der Bildfläche.

Sein zweites Ich wird der gebürtige Waiblinger, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, wohl nicht mehr los. Auch knapp ein Jahrzehnt nach dem Ausstieg aus der ARD-Fernsehreihe ist er eben noch immer der Kommissar Bienzle. Groß gestört hat er sich nie daran, dass er ab und an nicht mit „Steck“, sondern dem Namen seiner größten Rolle angesprochen wurde.

Bei Veranstaltungen wie Musical-Premieren kokettierte er in der Vergangenheit fast ein bisschen damit, wie Bienzle ein süddeutscher Brummbär zu sein. Wie es ihm ganz ohne den TV-Kommissar gehe, wurde er dort einst gefragt. „Gut!“, sagte er kurz in seiner typischen Art. Ausführlicher und zugleich dem schwäbischen Attribut des „Bruddlers“ gerecht, wurden seine Antworten, sobald er auf seine Seriennachfolger angesprochen wurde. Denn wirklich warm geworden ist er mit ihnen nie. „Lannert und Bootz“ hätten „keinen Lokalkolorit“ mehr, sagte er vor Jahren. „Sie könnten auch in Hamburg ermitteln. Schade, dass es so austauschbar geworden ist.“ Sowieso schaue er daher selten Tatort.

Steck, dessen Leibgerichte Gaisburger Marsch, Linsen mit Spätzle und Maultaschen sind, besuchte von 1959 bis 1962 die Staatliche Hochschule in Stuttgart für Musik und Darstellende Kunst. Nachdem er seine Schauspielausbildung dort abgeschlossen hatte, wurde Steck Ensemblemitglied beim Staatstheater Stuttgart und am Alten Schauspielhaus. Es folgten zahlreiche Rollen: Unter anderem spielte er 1995 die Hauptrolle Götz von Berlichingen bei den Burgfestspielen Jagsthausen, 2002 übernahm er in Füssen im Musical Ludwig die Sprechrolle von Richard Wagner. Im gleichen Jahr erhielt er die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. Zudem war er nach seinem Aus als Tatort-Kommissar noch in vielen TV-Produktionen zu sehen.

Heute lebt der 80-Jährige in einem Pflegeheim. Immer an seiner Seite ist seine Ehefrau Hanna, die sich zu seinem Gesundheitszustand ansonsten nicht weiter äußern will. Gegenüber der Stuttgarter Zeitung betonte sie jedoch, dass sie mit ihrem Mann viel Glück gehabt und viele schöne Dinge erlebt habe. Solche Erinnerungen könnten stark machen. „Sie lassen einen besser ertragen, was man heute durchleiden muss.“