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Sie bilden in der Unterwelt der Städte teils meterlange, eklige Zöpfe: Feuchttücher verstopfen die Kanalisation im Südwesten. Viele Menschen wissen nicht, was in die Toilette gehört - und was auf keinen Fall.

Stuttgart (dpa/lsw) - Feuchttücher in der Kanalisation machen Städten und Gemeinden im Südwesten große Probleme. Viele Menschen werfen sie in die Toilette und nicht in den Müll. „Sie verstopfen Pumpen, was zu Ausfällen und aufwendigen Wartungen führt“, sagte der Leiter der Abwasserreinigung in Stuttgart, Thomas Hauck, der Deutschen Presse-Agentur. „Es gibt fast keine Kommune, die da nicht drüber klagt und keine Probleme damit hat.“
Dem Umweltministerium zufolge treten die Probleme seit einigen Jahren verstärkt auf, da die Feuchttücher zunehmend genutzt würden. In der Regel seien sie nicht biologisch abbaubar. „Kurzfristig kann das Problem sicher nur durch eine verstärkte Überwachung der Pumpen oder anderer Abwasseranlagen durch das Betriebspersonal bekämpft beziehungsweise gelöst werden“, erklärte ein Ministeriumssprecher.
Aber auch mehr Aufklärungsarbeit sei nötig. „Feuchttücher, Tampons, Binden oder Windeln gehören in den Restmüll, nicht in die Toilette“, sagte der Sprecher. Mittel- oder langfristig wäre es laut Ministerium gut, wenn die Hersteller biologisch abbaubare Feuchttücher entwickeln würden, damit diese in der Abwasserbeseitigung keine Probleme machten.
Hauck sagte, während sich nasses Toilettenpapier leicht auflöse, behielten Feuchttücher ihre Form bei. Für die Pumpen in der Kanalisation sei das oft nicht zu schaffen. „Da gibt es richtige Zöpfe aus Feuchttüchern, die bis zu zwei Meter lang werden können“, erläuterte er. „Durch die Feuchttücher bleibt dann auch anderes daran hängen.“ Das zu entsorgen, sei eine sehr eklige Arbeit. „Es gibt schönere Geschäfte, auch im Abwasserbereich.“
Dem Gemeindetag ist das Thema ebenfalls bekannt. „Gemeinden berichten immer wieder von Problemen mit Hygieneartikeln in der Toilette, nicht nur Feuchttücher, auch Binden und Windeln“, sagte eine Sprecherin. „Ich kann mir das nicht erklären. Vielleicht hilft es ja, wenn man Aufklärung betreibt und die Menschen immer wieder darauf hinweist.“
Auch in Mannheim machen Feuchttücher Ärger. „Über die Werbung wird den Menschen eingeredet, sie bräuchten für alle Lebenslagen Feuchttücher“, sagte eine Mitarbeiterin der dortigen Stadtentwässerung. „Früher hat man nur für Babypopos Feuchttücher genutzt, heute für alles Mögliche.“ Seit etwa drei bis fünf Jahren werde es immer mehr. „An manchen Tagen haben wir morgens einen Teppich aus Feuchttüchern in einigen Pumpwerken.“ Leider seien die meisten Toiletten im Bad, so dass die Menschen in Versuchung kämen, das Klo als Mülleimer zu missbrauchen.
Die Mitarbeiterin der Stadtentwässerung führt den hohen Verbrauch an Feuchttüchern auch auf ein übertriebenes Hygienebewusstsein zurück. „Es werden Berge von Müll produziert - und bei uns verstopfen die Pumpen.“ Häufig müssten sie auseinandergenommen werden. Das sei nicht nur eklig, sondern koste auch Arbeitskraft, Zeit und Geld. „Wir sind ja gebührenfinanziert - das kann also zum Verbraucher zurückkommen.“
Probleme machten in Mannheim auch Ohrenstäbchen, Tampons und Utensilien zur Zahnreinigung im Abwasser, sagte die Mitarbeiterin. „Manche Menschen kommen auf die blöde Idee, Strümpfe oder Unterwäsche über die Toilette zu entsorgen. Das sind aber die Ausnahmen.“