19.2.2017 Bei einem Unfall in der Nähe des Hauptbahnhofs ist ein Auto über die Fahrbahn geschleudert.

 Foto: SDMG - Archivbild: dpa

Die nächtlichen Videoaufnahmen sind brisant: Vier Polizisten halten einen Mann fest, mindestens einer prügelt auf das Opfer ein. Es ist ein Unfallbeteiligter, der seine Zigarette nicht wegwerfen wollte.

Stuttgart (dpa) - Weil sie bei einer Unfallaufnahme auf einen Mann eingeprügelt haben, wird gegen mindestens zwei Stuttgarter Polizeibeamte wegen gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Dies teilte die Stuttgarter Staatsanwaltschaft am Mittwoch auf Anfrage mit. Zwei der vier Beamten seien bereits in den Innendienst umgesetzt worden, sagte ein Polizeisprecher. „Wir sind entsetzt.“ Die Ermittlungen dauerten an. Das Polizeipräsidium Stuttgart prüfe weitere Schritte.

Zur Eskalation zwischen den vier Beamten und dem Unfallbeteiligten kam es am 19. Februar in der Nähe des Innenministeriums in der Landeshauptstadt. Von der Szene kursiert ein Video in den sozialen Netzwerken, das die Polizei als echt bezeichnet. In dem Videoausschnitt ist zu sehen, dass ein Unfallbeteiligter, der bereits aus dem Auto ausgestiegen ist, mehrmals aufgefordert wird, seine Zigarette auszumachen. Als er sich weigert, nehmen ihn die Polizeibeamten in den Schwitzkasten. Ein Polizist schlägt mit dem Knüppel auf das Opfer ein, ein weiterer mit Fäusten. Es folgt ein Gerangel am Boden. „Das Video mit den fraglichen Szenen der Auseinandersetzung ist bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart und dem Dezernat für Amtsdelikte bekannt“, sagte der Polizeisprecher. „Wir stehen fassungslos vor diesen Bildern.“

Die Ermittlungen gegen die beteiligten Beamten seien unmittelbar nach dem Geschehen am 20. Februar eingeleitet worden. In einer Pressemitteilung direkt nach dem Unfall hatte die Polizei mitgeteilt, dass es nach einer „verbalen Auseinandersetzung zu einer Tätlichkeit seitens eines 35-jährigen Unfallbeteiligten gegenüber einem 28 Jahre alten Polizeibeamten“ gekommen war. „Im Verlauf der Auseinandersetzung stürzten beide und der Beamte schlug mit dem Kopf auf dem Bordstein auf. Dieser erlitt hierbei zum Glück nur leichte Verletzungen und konnte das Krankenhaus wieder im Laufe des Vormittags verlassen“, steht in der damals verbreiteten Mitteilung. Gegen den 35-Jährigen würden wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte die Ermittlungen aufgenommen. Polizei und Staatsanwaltschaft äußerten sich dazu zunächst nicht. „Das Geschehen muss minutiös aufgearbeitet werden. Auf dem Video sehen wir Teile eines Geschehens, sozusagen einen Ausschnitt“, sagte der Polizeisprecher.