Wer in der Innenstadt einkauft, kann während des Feinstaubalarms ein kostensloses VVS-Ticket erhalten. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Sebastian Steegmüller

Stuttgart - Kaum sind die Ferien vorbei, gilt in der Landeshauptstadt wieder Feinstaubalarm. Ab heute appellieren Stadt und Land wieder an Autofahrer, auf Bus und Bahn umzusteigen. Das Ende der Maßnahme ist offen. Zugleich verschenken zahlreiche Einzelhändler in der Stuttgarter Innenstadt mehr als 10 000 Feinstaubtickets, die im gesamten Netz des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) gültig sind.

Das Tief, das derzeit über Deutschland zieht, ist alles andere als ideal für die Feinstaubbelastung in der Landeshauptstadt. „Durch die intensive Kälte wird mehr geheizt“, sagt Stadtklimatologe Ulrich Reuter. „Der angekündigte Niederschlag wird als Schnee fallen. Und Schnee wirkt nicht so sehr, dass die Feinstaubbelastung ausreichend reduziert wird.“ Ab heute gilt daher, zum ersten Mal in diesem Jahr, wieder Feinstaubalarm in Stuttgart. Das Ende des Alarms ist der Stadt zufolge offen. Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdienstes könnte er bis Mittwoch oder Donnerstag dauern. Dann könnte Schneeregen einen Teil der Partikel aus der Luft waschen. Nach jüngsten Daten lag die Belastung am Samstag bei 57 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft.

Auf die Innenstadt wirkt sich der Feinstaubalarm kaum aus: „Die Frequenz geht nicht spürbar zurück“, sagt Bettina Fuchs, die Geschäftsführerin der City-Initiative (CIS). Wieder werden wohl 80 000 bis 100 000 Passanten, so der Tagesschnitt, in der Königstraße unterwegs sein. Und trotzdem sei es an der Zeit, gemeinsam mit den Einzelhändlern ein Zeichen zu setzen. „Bislang wurden nur Kunden belohnt, die in den Tiefgaragen parken. Jetzt wird auch honoriert, wenn sie einen Beitrag zur Luftreinhaltung leisten und mit Bus oder Bahn in die City zum Einkaufen kommen.“ Daher werden an Alarmtagen schrittweise rund 10 000 kostenlose Fahrscheine ausgegeben. Das Feinstaubticket, das einen Wert von 4,10 Euro hat, berechtigt zu einer Fahrt im gesamten Netz - entweder als Rückfahrschein oder als Ticket für den nächsten Besuch. Ob es per Verlosungsaktion, an einen Einkauf gekoppelt oder nur im Dialog verteilt wird, überlässt die CIS den teilnehmenden Betrieben.

Ganz ohne Eigennutz agieren die Händler dabei natürlich nicht. „Ab 2018 drohen in der Landeshauptstadt Fahrverbote. Sie gilt es, zu verhindern“, sagt Fuchs. „In diesem Jahr sollten wir es schaffen, den EU-Grenzwert einzuhalten.“ Dem schließt sich auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn an. Er hofft 2017 auf eine „Bürgerbewegung“. „Es wäre doch viel besser, die Gesellschaft bringt es selbst fertig, dass die Stadtluft sich verbessert.“ Seine Vision: „Das packen wir trotzdem.“ Er begrüße daher natürlich die CIS-Initiative. „Damit schließen sich die beteiligten Händler denjenigen Unternehmen an, die bereits mit eigenen Aktionen ihren Beitrag zur Verbesserung der Stuttgarter Luft leisten. Die Leute, die zum Einkaufen in der Stadt herzlich willkommen sind, haben einen doppelten Vorteil: Sie sparen Geld und kommen ohne Stress bei der Parkplatzsuche nach Stuttgart.“

Doch wie schnell werden die Feinstaubtickets vergriffen sein? „Sie werden ausgegeben, so lange der Vorrat reicht“, so Fuchs. „Vielleicht sind sie schon nach einer Woche weg. Wir lassen uns überraschen.“ Es sei jetzt zunächst ein Pilotversuch. „Sollte die Aktion vom Kunden gut angenommen werden, könnte sie durchaus ausgebaut werden.“ Unter anderem, indem man weitere Betriebe ins Boot hole.

Die teilnehmenden betriebe

ADAC Geschäftsstelle & Reisebüro (Kronprinzstraße und Am Neckartor), Buchhaus Wittwer; dm Drogeriemarkt in der Königstraße; Feinkost Böhm; Hochland Kaffee; Hotel Steigenberger Graf Zeppelin; Hotel Zauberlehrling im Bohnenviertel; Kästner Optik; Korbmayer; Lederwaren Acker; Marc O’Polo; Maute-Benger; [m eatery bar + restaurant; Milaneo; Mußler Beauty; Spielwaren Kurtz; Tritschler; Wolle Bühler.