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Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Eine halbe Stunde dauert es, bis aus Alexander Wilhelm Boba Fett wird. Eine halbe Stunde, dann hat sich der junge Mann aus Schwäbisch Gmünd in einen der bekanntesten und gefürchtetsten Kopfgeldjäger der „Star Wars“-Galaxie verwandelt. Und dazu gehört einiges - angefangen vom grauen Anzug mit den Brustplatten, über die Armschiene mit dem integrierten Flammenwerfer an der rechten und den Raketenpfeilen an der linken Hand. Wilhelm ist Mitglied der „501st Legion“, dem weltweit größten imperialen „Star Wars“-Fanclub, und er ist ein sogenannter Cosplayer, was man im Deutschen in etwa mit Kostümspieler übersetzen könnte. Fans verwandeln sich dabei in ihre Lieblingshelden.

Das braucht Zeit und verschlingt mitunter einiges an Geld. Faschingskostüme und Requisiten von der Stange sind verpönt. Der 24-Jährige hat mehrere Monate gebraucht, bis er alles beisammen hatte. „Man findet im Internet Filme, die Tipps für die Herstellung eines Kostüms geben, oder Adressen, wo man das eine oder andere Accessoire findet.“ Besitzt ein Material nicht die passende Farbe, wird zur Spraydose gegriffen und nachgeholfen. Jedes noch so kleine Detail muss dem Vorbild entsprechen. Authentizität ist Pflicht.

An diesem Wochenende wird Alexander Wilhelm wieder einmal sein zehn Kilogramm schweres Kostüm anziehen - und das trotz Hitze. Sein Ziel ist die „Comic Con Germany“, die erstmals auf dem Messegelände in Stuttgart zu Gast sein wird. Mehr als 40 000 Fans erwarten die Veranstalter. Vor Monaten bereits konnte „ausverkauft“ vermeldet werden. Lediglich jeweils 2000 Restkarten gehen an den beiden Tagen noch in den Verkauf. Sprich: Wer dabei sein will, muss schnell sein und früh aufstehen: Ab 8 Uhr sind die Messehallen geöffnet.

In den USA oder England ist das Phänomen „Comic Con“ nicht neu: Dort pilgern seit Jahrzehnten Heerscharen zu den Treffen, bei denen Comicfiguren, Fantasywesen und Kinohelden zum Leben erwachen. Die reale Welt? Zu langweilig. Zumindest für ein paar Stunden.

Seit kurzem schießen auch in Deutschland „Comic-Con“-Veranstaltungen wie Pilze aus dem Boden, räumt Mit-Organisator Matthias Neumann ein. In Hannover gab es bereits ein Treffen, in Dortmund auch. Und trotzdem sind sich die Macher sicher, mit dem Stuttgarter Angebot die anderen Veranstalter in den Schatten zu stellen.

Dafür setzen sie auf bekannte Zugpferde: Kino- und Serienstars wie Nathan Fillion aus der Kult-Krimi-Serie „Castle“ sind zu Gast, auch Schauspieler aus der aktuellen Sci-Fi-Serie „The 100“ wie Lindsey Morgan oder Tasya Teles werden auf dem Messegelände sein und für Fotos und Autogramme bereitstehen - für die allerdings nach amerikanischem Vorbild extra bezahlt werden muss. Einen Blick in den detailgetreuen Nachbau des Maschinenraums aus der „Next Generation“-Enterprise werfen oder sich die Simpsons auf Schwäbisch vorlesen lassen - auch das wird angeboten. Zahlreiche, in der Szene bekannte Comic-Zeichner werden da sein - ebenso wie Hunderte Cosplayer. Alexander Wilhelm dürfte deshalb am Wochenende manchen „guten Bekannten“ wiedersehen: Ein imperialer „Star Wars“-Aufmarsch mit hunderten Teilnehmern steht auch auf dem Programm.