Karin Eckert und Tochter Laura aus Stuttgart : Wir haben heute Morgen zufällig im Radio davon gehört, dass die neuen Löwen ihren ersten Ausgang haben und uns super gefreut, weil wir ja vorhatten, in die Wilhelma zu gehen. Bei den Kindern kommen die neuen Bewohner super an. Da ich selbst aus Stuttgart komme, erinnere ich mich noch gut an die Löwen, die vor vielen Jahren hier lebten. Quelle: Unbekannt

Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Die Erkundungstour auf acht Tatzen beginnt an diesem Freitag kurz nach 11 Uhr. Die Blicke der zahlreichen Wilhelma-Besucher, die Objektive der Fotografen und natürlich auch die Fernsehkameras sind abwechselnd auf die vier Schiebetüren gerichtet, die vom Raubtierhaus in die Außenanlage führen. Welche Öffnung wird wohl gleich aufgehen? Und werden sich die asiatischen Löwen dann auch ins Freie trauen? Einer der äußeren Schieber geht nach oben, wenige Sekunden später bewegt sich Kajal zaghaft und vorsichtig nach draußen. Er läuft ein paar Meter in der Anlage umher und blickt sich neugierig um. Ein Raunen geht durch die Zuschauer, zu denen auch mehrere Schulklassen gehören. „Da, da, da. Der Löwe ist da“, ruft ein Kind entzückt. Nach weniger als einer Minute macht das Tier jedoch kehrt und verschwindet im Innern des Gebäudes. Allerdings nicht, weil es der Mut verlassen hat. Als Kajal wenige Augenblicke später in der Tür wieder erscheint, hat er vielmehr seinen Bruder im Schlepptau. Gemeinsam erforschen sie die neuen Gerüche, klettern über Steine und Stämme. „Kajal ist der mutigere von beiden“, sagt Direktor Thomas Kölpin. „Shapur hingegen ist noch etwas ängstlich und nervös.“ Das legt sich jedoch schnell. Nicht zuletzt dank mehrerer Fleischstücke, die zuvor von den Pflegern in dem Gelände ausgelegt wurden.

Etwa eine Woche ist seit dem Einzug der beiden Jungtiere in den zoologisch-botanischen Garten vergangen. Und die Verantwortlichen sind mit dem bisherigen Verlauf mehr als zufrieden: Die ärztlichen Untersuchungen wurden erfolgreich abgeschlossen, die Eingewöhnung in dem neuen Zuhause schreitet zügig voran - auch wenn der Löwentrakt im Raubtierhaus vorerst noch für Besucher geschlossen ist. Zur Wochenmitte bekamen die Löwen vom Tierarzt grünes Licht für ihren ersten Ausflug auf die Anlage. Dort wurde in den vergangenen Tagen noch einiges verändert, um den Löwen eine möglichst artgerechte Umgebung zu bieten: Ein „Biotop mit Trockenwaldcharakter“ habe man angelegt, berichtet Kölpin. Auch die Sicherheitsvorkehrungen wurden rund um die Anlage verbessert, um ein Abhauen des tierischen Duos zu verhindern.

Die asiatischen Löwen - eine seltene Unterart - sind zweieinhalb Jahre alt und Teil einer Vierlingsgeburt. Ihre beiden Schwestern Kharia und Isha blieben mit Mutter Sita in ihrem Geburtsort in Mulhouse (Mülhausen) im Elsass. Vater Jetpur ist in seinen Heimatzoo bei Birmingham zurückgekehrt. In der freien Wildbahn sind sie heute ausschließlich im Gir-Nationalpark im Nordwesten Indiens zu finden, ihr Bestand wird auf 400 bis 500 Tiere geschätzt. Vor längerem hatte sich die Wilhelma beim Europäischen Erhaltungszuchtprogramm für die Jungtiere beworben. Mit ihrer Ankunft hatte man allerdings erst im Herbst dieses Jahres gerechnet.

Dass es eines Tages weibliche Löwen und Nachwuchs in der Wilhelma gibt, wollen die Verantwortlichen nicht ausschließen. Allerdings sei dafür eine weitere Außenanlage erforderlich, sagt Kölpin. Bis es soweit ist, können Shapur und Kajal an ihrer Fitness arbeiten. Beide seien etwas zu gut genährt. Der Zoodirektor schmunzelt. „Man sieht, dass ihnen die französische Küche geschmeckt hat.“ Nichtsdestotrotz werde man versuchen, sie „etwas schlanker zu bekommen“. Ausgiebige Erkundungstouren auf dem Gelände dürften diesem Ziel sicherlich förderlich sein.

Das Sagen die Wilhelma-Besucher:

Karin Eckert und Tochter Laura aus Stuttgart: "Wir haben heute Morgen zufällig im Radio davon gehört, dass die neuen Löwen ihren ersten Ausgang haben und uns super gefreut, weil wir ja vorhatten, in die Wilhelma zu gehen. Bei den Kindern kommen die neuen Bewohner super an. Da ich selbst aus Stuttgart komme, erinnere ich mich noch gut an die Löwen, die vor vielen Jahren hier lebten."

Helga Köhler aus Stuttgart: "Ich habe es schon immer gesagt: Wir Stuttgarter brauchen
wieder Löwen. Es sind einfach tolle Tiere – ihre Gesichter, ihre Bewegungen, man kann gar nicht aufhören mit Schwärmen, wenn man sie länger beobachtet. Ich habe mit dem Handy gerade sehr viele Fotos gemacht und sie meiner Cousine in der Schweiz geschickt, damit sie auch etwas davon hat."

Siegfried Hägele mit Enkelin Aurelia aus Oberstenfeld: "Wir sind heute extra wegen der Löwen gekommen, aber auch sonst sind wir bis zu 40 Mal im Jahr in der Wilhelma anzutreffen. Dass es hier jetzt wieder Löwen zu sehen gibt, finde ich gut. Allerdings habe ich es auch nicht als schlimm empfunden, dass es in den letzten Jahren keine gab. Man kann Zoobesuchern schließlich nicht alle Tiere der Welt präsentieren."