Nürnberg/Stuttgart (erb/dpa) - Der Herbstaufschwung hat die Zahl der Arbeitslosen im September auf ein Rekordtief sinken lassen. Mit 2,608 Millionen Erwerbslosen waren so wenig Männer und Frauen auf Jobsuche wie zuletzt im März 1991, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg mit. Das waren 77 000 Erwerbslose weniger als im August, und 100 000 weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote sank um 0,2 Punkte auf 5,9 Prozent.

BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise räumte ein, dass der Rückgang der Erwerbslosigkeit damit etwas schwächer ausgefallen sei als im Schnitt der vergangenen drei Jahre. Ein Indiz für eine Trendwende sei das aber ebenso wenig wie der überraschende Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Juli. Saisonbereinigt sank die Zahl der regulären Arbeitsplätze erstmals seit Langem - und zwar um 18 000 auf 31,24 Millionen.

Weise geht davon aus, dass sich trotz der wachsenden Zahl arbeitsloser Flüchtlinge der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt fortsetzen werde. Vermutlich sei der leichte Rückgang bei der Zahl der Menschen mit regulärem Job auf die späten Sommerferien in Niedersachsen zurückzuführen. Dadurch sei es erst später zu Einstellungen gekommen. „Ich glaube nicht, dass damit der lang anhaltende gute Trend gebrochen ist“, sagte Weise.

Im Übrigen teile er die optimistische Einschätzung des hauseigenen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), wonach die Zahl der Erwerbslosen im kommenden Jahr im Schnitt um 70 000 auf 2,62 Millionen sinken werde. Die Wissenschaftler begründen ihren Optimismus mit der weiter guten Konjunktur, dem großen Arbeitskräftebedarf zur Betreuung von Flüchtlingen und der steigenden Zahl älterer Beschäftigter, die 2016 und 2017 in Rente gehen.

Die Situation im Südwesten ist deutlich besser als insgesamt im Bundesgebiet. Die Quote in Baden-Württemberg habe im September wie schon im Vorjahresmonat bei 3,8 Prozent gelegen, teilte die Regionaldirektion für Arbeit gestern in Stuttgart mit. Rund 226 100 Menschen waren im Südwesten arbeitslos gemeldet.

Verglichen mit August sank die Zahl der Arbeitslosen im Südwesten um 8400, die Quote ging um 0,1 Prozentpunkte runter. An der guten Konjunktur lag das aber nicht. „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit von August auf September kommt ausschließlich durch saisonale Einflussfaktoren zustande - junge Menschen beginnen mit einer Ausbildung, einer Schule oder einem Studium“, sagte der Chef der Regionaldirektion für Arbeit, Christian Rauch.

Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut wertete die Zahlen positiv. „Die Zeichen für einen kräftigen Herbstaufschwung im baden-württembergischen Arbeitsmarkt im September stehen gut“, sagte die CDU-Politikerin. Für die kommenden Monate sei sie in puncto Arbeitsmarkt optimistisch. In Gewerkschaftsreihen wurden hingegen Sorgenfalten sichtbar. Die Situation dürfe nicht beschönigt werden, warnte der Landeschef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Nikolaus Landgraf. „Wegen der guten konjunkturellen Entwicklung haben mehr Menschen eine Beschäftigung, aber der Anstieg kommt vor allem durch eine Ausweitung prekärer Arbeitsverhältnisse zustande“, erklärte der Gewerkschafter.

Niedriger Wert in Landeshauptstadt

In der Landeshauptstadt Stuttgart lief die Herbstbelebung wieder gut an. Insgesamt waren 17 158 Personen - 557 weniger als im August - arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote fiel in Folge um 0,2 Prozentpunkte auf 5,2 Prozent. Bereits im Juli lag die Arbeitslosenquote auf diesem für die Landeshauptstadt sehr niedrigen Wert. Auch der Vergleich zum Vorjahr fällt positiv aus: Im September 2015 waren 414 Frauen und Männer mehr ohne Arbeit, und die Arbeitslosenquote lag bei 5,5 Prozent. „Durchweg alle Gruppen von Arbeitslosen profitierten im September davon, dass mit dem Ende der Sommerferien auch der Arbeitsmarkt wieder in Schwung kommt“, sagte Petra Cravaack, die Leiterin der Arbeitsagentur. So konnten 1470 Personen eine neue Stelle antreten, das waren 392 mehr als im August.