Das Geschäft mit Souvenirartikeln rund um den Fernsehturm boomt. Foto: Eisenmann - Eisenmann

Stuttgart – Knapp sieben Monate nach der Wiedereröffnung des Fernsehturms Ende Januar haben bereits mehr als 331 000 Besucher die lang verwehrte Aussicht über die Schwabenmetropole und das Ländle genossen. Das sind mehr als 2012 – dem letzten „vollen“ Jahr vor der Schließung aufgrund von Mängeln beim Brandschutz. Und auch das Geschäft mit dem Stuttgarter Wahrzeichen blüht.

Von Andrea Eisenmann

Vor ein paar Jahren schien es noch, als wäre der Fernsehturm als Wahrzeichen vorzeitig in Ruhestand gegangen: Andere Ziele standen bei Touristen hoch im Kurs, um den von Ingenieur Fritz Leonhardt konzipierten Turm war es ruhig geworden. Das Besucheraufkommen pendelte sich bei etwa 300 000 ein. Im März 2013 sorgte der damals frisch ins Amt gekommene OB Fritz Kuhn für einen Paukenschlag: Er verfügte aus Sicherheitsgründen die Schließung, Nachbesserungen beim Brandschutz wurden gefordert. Ob der 217 Meter hohe Turm wieder für das Publikum geöffnet würde, war zu diesem Zeitpunkt völlig offen. Der Aufschrei, der in der Bevölkerung daraufhin folgte, war groß – und die Freude umso größer, als nach umfangreichen Arbeiten und Investitionen von rund 1,8 Millionen Euro am 30. Januar dieses Jahres die Aussichtsterrasse wieder besucht werden konnte.

Die Stuttgarter, aber auch zahlreiche Auswärtige, scheinen den Fernsehturm vermisst zu haben. Das deutlichste Indiz dafür: „Mehr als 331 000 Besucher wurden seit der Wiedereröffnung bis heute gezählt“, sagt Julia Gärtner von der SWR Media Services GmbH. So viele wie im gesamten Jahr 2012. „Damit sind wir sehr zufrieden.“ Auch die Möglichkeit, die Eventebene des Turms für Firmenfeiern oder Familienfeste zu buchen, wird stark nachgefragt. Das Ja-Wort über den Dächern von Stuttgart in 144 Metern Höhe? Dieses Angebot wird ebenfalls rege genutzt. Bis zu zwei Paare werden an jedem ersten Freitag im Monat getraut. Heute und morgen laden die Stuttgarter Saloniker zu ihren „Panorama-Konzerten bei Vollmond“ ein – ausverkauft melden die Veranstalter. Mittelfristig sollen auch wieder Führungen angeboten werden.

Das Merchandising rund um das Urmodell aller weltweiten Fernsehtürme boomt längst. Einfarbige Kugelschreiber und langweilige Postkarten als Souvenirs – das war einmal. Ausgefallene Produkte mit dem Logo des Fernsehturms lassen dieser Tage die Kassen klingeln – finden kann man diese unter anderem im neu konzipierten  Shop im Eingangsbereich. Und so ziert die filigrane Betonnadel nun Babystrampler und Feuerzeuge, es gibt sie gehäkelt oder aus Holz geschnitzt. Man kann das Wahrzeichen als Energy Drink („Tower Power“) genießen oder als Duftanhänger ins Fahrzeug legen. Und auch Fernsehturm-Honig lässt sich mittlerweile auf das Brot streichen. „Einmal im Jahr kommt ein Imker, der rund um den Turm Bienenstöcke aufstellt“, sagt Gärtner. Aber nicht nur in Degerloch, vielerorts stößt man auf das 60 Jahre alte Bauwerk. So zierte dieses auch die Trikots beim diesjährigen Stadtlauf. 

Ein neuer Besucherrekord ist trotz Revival des Wahrzeichens in diesem Jahr allerdings nicht in Sicht. Zu groß war die Faszination in den 1950er-Jahren, als der erste Fernsehturm der Welt ganze Heerscharen anzog. Bis zu 800 000 Besucher waren da keine Seltenheit.