Erik Sturms Einweckglas mit Neckartorstaub. Foto: Stadtmuseum Quelle: Unbekannt

Stuttgart (eh) - Die Sammlung des Stadtmuseums Stuttgart, das 2017 im Wilhelmspalais eröffnen wird, wächst stetig. Immer wieder wandern auch skurrile Objekte ins Depot. Eines davon ist ein Einweckglas mit echtem Neckartorstaub.

Das Stadtmuseum, das Geschichte in Geschichten erzählen will, hat sich für seine Ausstellung eines aktuellen Themas angenommen. „Die im Frühjahr begonnene Diskussion um die ‚Feinstaub-Hauptstadt Stuttgart‘ brachte uns auf die Idee, die Situation im Talkessel im Museum sichtbar zu machen“, berichtet die Leiterin des Planungsstabs, Anja Dauschek. Also kontaktierte man einen „erfahrenen Staubsammler“: Erik Sturm. Seit 2012 beschäftigt sich der Stuttgarter Künstler mit Feinstaub und nutzt ihn für Kunstaktionen. So malt der 33-Jährige mit Feinstaub als Pigment seit zwei Jahren grau-schwarze Bilder. Sie heißen „Neckartorschwarz“. Das Neckartor ist bekannt als Ort mit der höchsten Feinstaubdichte Europas - und Sturm hat sein Atelier in unmittelbarer Nähe an der Willy-Brandt-Straße.

Als die Museumsmacher ihm sagten, sie würden gern ein Feinstaubwerk von ihm im zukünftigen Stadtmuseum zeigen, habe er sich erfreut und überrascht zugleich gezeigt, berichtet Dauschek. Denn just an jenem Tag hatte Sturm herausgefunden, dass ein chinesischer Künstler ein Jahr lang mit einem Staubsauger durch Peking gelaufen war und den dabei eingesaugten Feinstaub in eine Ziegelsteinform pressen ließ.

Ob der chinesische Feinstaubstein in Peking ins Museum kommt, ist nicht bekannt. In Stuttgart hingegen wird ein sehr anschauliches Feinstaub-Exponat zu sehen sein: Vor wenigen Wochen hat Sturm den Museumsmachern ein kiloschweres Einweckglas mit der Aufschrift: „Neckartorstaub 2015“ überreicht. Um es zu füllen, hat er vom 15. bis 20. November vergangenen Jahres an der Rückseite des Amtsgerichts, in unmittelbarer Nähe der Messstation am Neckartor, Staub von sieben Fensterbänken geschabt und gesaugt.

Sorgen müssen sich die künftigen Besucher des Stadtmuseums übrigens nicht machen: Das Glas mit den teils gesundheitsgefährdenden Partikeln ist zur Sicherheit fest versiegelt. Zum Einmachglas gehören auch beeindruckende Fotos der verschiedensten Partikel, wie sie unter dem Rasterelektronenmikroskop im Max-Planck-Institut für Festkörperforschung zu erkennen sind: Silicate, Rost, Salz und organische Substanzen.