Von Andrea Eisenmann

Stuttgart - Die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen kletterten in den vergangenen Jahren kontinuierlich nach oben. 2016 bildete da keine Ausnahme: Knapp 376 Millionen Fahrten wurden im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) gezählt - neun Millionen mehr als im Vorjahr. Die Verantwortlichen stehen dennoch vor einigen Herausforderungen.

Mehr Fahrgäste in öffentlichen Verkehrsmitteln - dieser Trend ist nicht nur in der Region Stuttgart erkennbar. Lag die Steigerungsrate im Bundesgebiet im vergangenen Jahr allerdings durchschnittlich bei 1,8 Prozent, weist der VVS einen Anstieg um 2,6 Prozent aus. Dazu beigetragen hat ein Mix aus mehreren Faktoren: die gute wirtschaftliche Lage, der Anstieg der Bevölkerung sowie Verbesserungen im Fahrplan und bei den Tarifen. Noch nie sei das Leistungsangebot so hoch wie heute gewesen, verweist VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger unter anderem auf den durchgehenden Nachtverkehr, die unlängst eingeführten Expressbusse und das gut ausgebaute Stadtbahnnetz. Knapp 376 Millionen Fahrten wurden registriert - seit Gründung des Verbunds entspricht dies fast einer Verdopplung der Zahlen. Das schlägt sich auch in der Kasse nieder: Erstmals überstiegen die Fahrgeldeinnahmen eine halbe Milliarde (knapp 517 Millionen Euro).

Als ein Wachstumstreiber erwies sich das Firmenticket. Hier stieg die Anzahl der Abonnenten bis zum Jahresende auf 71 500 (plus 12 Prozent), fast 500 Unternehmen sind bereits mit im Boot. Als „Eisbrecher“ habe sich laut VVS-Geschäftsführer Horst Stammler der Einstieg von Porsche entpuppt. Mit dem Daimler-Konzern beteiligt sich seit Januar dieses Jahres ein weiteres großes Unternehmen aus dem Automobilsektor an dem Angebot. Auch das Land gewährt seinen Angestellten bereits seit Anfang 2016 für das Firmenticket einen monatlichen Zuschuss von 20 Euro.

Plus bei Seniorentickets

Ebenfalls auf Erfolgskurs, wenngleich noch mit Luft nach oben, befindet sich das Seniorenticket (Plus 4,9 Prozent). Knapp 28 000 Personen waren mit diesem im Verbundgebiet 2016 unterwegs. Auch die Zahl von Stammkunden wächst. 395 000 Menschen fahren mit einem Zeitticket, das länger als einen Monat gilt. Das Segment Ausbildungsverkehr verzeichnet einen Anstieg von 4,4 Prozent (rund 136 Millionen Fahrten/ 2015: 130 Millionen). Und das, obwohl die Schülerzahlen weiterhin rückläufig sind. Von einer ähnlich hohen Steigerungsrate ist man im Bereich „Gelegenheitsverkehr“ indes deutlich entfernt. Bei den Einzel-, Kurzstrecken- und Tagestickets blieb unterm Strich nur ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. Der Hauptgrund liegt in der Einführung der Feinstaub-Tickets im Oktober vergangenen Jahres. An Tagen mit besonders schlechter Luft zahlen Fahrgäste seither die Hälfte des Ticketpreises, wenn sie den öffentlichen Nahverkehr nutzen - zum Unmut vieler Stammkunden, die von der Reduzierung nicht profitieren.

Ein erstes Fazit fällt zwiespältig aus: Im November (13 Feinstaubtage) wurden 400 000 Einzeltickets mehr verkauft als im Vorjahresmonat. Das ist ein Plus von 11,5 Prozent. Im Dezember mit 19 Feinstaubtagen waren es 900 000 Einzeltickets mehr - das entspricht einer Steigerung gegen dem Vorjahresmonat um mehr als 25 Prozent. Im selben Zeitraum waren die Verkäufe anderer Tickets hingegen rückläufig. Insgesamt fünf Prozent mehr Fahrten wurden in den beiden Monaten registriert.

Allerdings hatte man gehofft, noch mehr Personen zum Umsteigen auf den ÖPNV zu bewegen, um die entgangenen Einnahmen besser aufzufangen. Hinzu kommt: Die Zahl der Tage mit Feinstaubalarm lag aufgrund des trockenen, kalten Wetters deutlich über der ursprünglichen Annahme. Deshalb dürften die fünf Millionen Euro knapp werden, die der Verbund an zusätzlichen Kosten einkalkuliert hat. Nach Ende der Feinstaub-Saison werde man sich mit Stadt und Land zusammensetzen und Bilanz ziehen, kündigt Stammler an.