Aus Grau wird Bunt: So schön kann ein ehemals trister Verteilerkasten der Telekom in bemaltem Zustand aussehen. Foto: Telekom Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart (eh) - Überall im Stadtgebiet stehen graue Verteilerkästen. Ein Hingucker sind sie nicht gerade. Zumindest noch nicht. Die größeren von ihnen könnten schon bald zu kleinen Kunstwerken werden: Die Telekom stellt sie Graffitikünstlern zur Verfügung. Die Stadt will ein entsprechendes Projekt finanzieren.

Schön sind sie nicht gerade, die fast zwei Meter langen und 1,60 Meter hohen Multifunktionskästen der Telekom, die meist auf dem Gehweg stehen. Oft sind sie beschmiert oder mit Aufklebern zugepflastert. Um diese Situation weiß das Unternehmen und hat deshalb vor einem Jahr eine Initiative gestartet: „Aus Grau wird Bunt“ heißt die Aktion. Sprayer und andere Künstler dürfen die tristen Gehäuse ohne nächtliche Sprayaktion mit Maskierung ganz legal und einfach mit bunten Gemälden verschönern. Die Telekom hat das einst aufwendige Genehmigungsprozedere dafür eigens vereinfacht: Das Vertragswerk umfasste bis dato viele Seiten, musste ausgedruckt, unterschrieben und zurückgeschickt werden. „Der Aufwand schreckte Interessenten oftmals ab“, berichtet Frank Jäkel, Experte für Vertragsangelegenheiten bei der Telekom. Nun reiche eine Mail ans Unternehmen aus. Allerdings will man dort schon noch genau wissen, was mit den Kästen passiert. Die Straßenkünstler müssen einige Vorschriften einhalten. Angesprochen sind Einzelpersonen ebenso wie Schulklassen oder Initiativen. Die ersten Erfahrungen wurden schon gesammelt - sie seien durchweg positiv, heißt es.

In Stuttgart plant man ein Gemeinschaftsprojekt. Die Telekom sei vom Konzept des Graffiti-Beauftragten der Stadt, Florian Schupp, begeistert und bereit, zusammen mit ihm geeignete Standorte und Graffitikünstler auszuwählen, teilte Oberbürgermeister Fritz Kuhn der SPD-Gemeinderatsfraktion mit. Diese hatte die Verwaltung aufgefordert, in dieser Sache initiativ zu werden. Die Stadt wird laut Kuhn nach Möglichkeiten zur Finanzierung des Projektes suchen - die Telekom stelle lediglich die Flächen zur Verfügung. Wie viele der großen Schaltkästen für eine Bemalung in Frage kommen, lässt sich derzeit nicht sagen.

Sicher aber ist: Die rund 12 000 kleineren Schaltkästen im Stadtgebiet, die zum Teil von der Telekom, aber auch von der Netze BW und dem Tiefbauamt stammen, bleiben vorerst außen vor. Für sie besteht ein Vertrag zwischen der Stadt und der Firma Stadtkultur Stuttgart. Dieser läuft noch bis zum 30. Juni 2018 und muss danach neu ausgeschrieben werden. Die Firma ist verpflichtet, sämtliche Schaltkästen in regelmäßigen Abständen zu reinigen und die Wildplakatierung zu entfernen. Maximal 1000 Kästen darf sie für Werbezwecke nutzen.