Die Schillerstraße vor dem Hauptbahnhof muss aus Sicht von SÖS-Linke-Plus zwingend autofrei werden. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Die Idee, die die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus ins Gespräch bringt, klingt einfach: Die Stuttgarter City soll zu einer Fußgängerzone werden. Damit die Idee Wirklichkeit wird, soll im Mai ein Bürgerbegehren starten.

„Stuttgart laufd nai“ heißt die Kampagne, die von zahlreichen Umwelt- und Verkehrsinitiativen unterstützt wird. „Unsere Idee ist, einen zusammenhängenden Raum zu schaffen - ein Paradies für Fußgänger und Radfahrer im Herzen der Landeshauptstadt“, erklärt Stadtrat Christoph Ozasek (Linke). „Es geht darum, Stuttgart zu einer Stadt nach menschlichem Maß umzubauen.“ Seit Jahrzehnten werde die fußgängerfreundliche Gestaltung des öffentlichen Raums sträflich vernachlässigt, kritisiert sein Fraktionskollege Luigi Pantisano.„Wir haben uns für den Weg eines Bürgerbegehrens entschieden, weil wir seit einiger Zeit den Eindruck haben, dass es im Gemeinderat bei der Stadtentwicklung keine nennenswerten Fortschritte mehr gibt.“ Dabei sei Stuttgart einst Vorreiter gewesen: 1953 wurde die erste Fußgängerzone Deutschlands in der Schulstraße geschaffen und mit der Umgestaltung der Königstraße zu einer Fußgängerzone durch Günther Behnisch bis Anfang der 1970er-Jahre einer der bundesweit bedeutendsten Flaniermeilen Leben eingehaucht.

Diese Fußgängerzone soll nach Willen der Initiatoren in den Grenzen des zukünftigen Cityrings, also im Gebiet zwischen den Bundesstraßen Konrad-Adenauer-Straße/ Hauptstätter Straße (B14), Theodor-Heuss-Straße/Heilbronner Straße (B27/B27a), der Paulinenstraße/-Brücke und der Wolframstraße erweitert werden. Als zentral erachten sie den Rückbau der Schillerstraße vor dem Hauptbahnhof und die Zusammenführung von oberem und mittlerem Schlossgarten als intaktes grünes Band bis zum Akademiegarten und dem Schlossplatz.

Innerhalb des City-Rings soll das gesamte Straßennetz in eine Fußgängerzone umgewidmet werden - außer Linienbusse und Taxen sollen keine privaten Autos mehr in der Innenstadt fahren dürfen. Der Lieferverkehr wäre nur noch zu bestimmten Zeiten erlaubt, zudem soll er durch die Schaffung sogenannter Mikrodepots und elektrifizierter Lastenräder deutlich reduziert werden. Alle oberirdischen Parkplätze entfielen - daraus könnten Grünflächen werden oder Spielplätze. Bestehende Parkhäuser sollen umgenutzt werden, Teile der Flächen sollen als Fahrradparkhäuser verwendet werden, andere Teile als Lagerflächen für den Warenaustausch der Innenstadthändler. Erhalten blieben dem Konzept zufolge nur die Parkhäuser, die direkt über den Cityring erreichbar sind. Für Radfahrer soll es eigene Bereiche geben, damit sie schnell und sicher durch das Stadtzentrum gelangen. Bestehende Parkdecks könnten als Parkmöglichkeiten für Fahrräder dienen, zudem sollen an vielen Stellen Abstellbügel unter freiem Himmel installiert werden. „Mit der erweiterten Fußgängerzone haben wir die Möglichkeit, ein Musterbeispiel für Stadtbegrünung und Aufenthaltsqualität zu schaffen“, ist Clarissa Seitz, die Vorsitzende des BUND Stuttgarts und Stadträtin der Grünen, überzeugt.

Dass man mit der Idee einer fußgängerfreundlichen Innenstadt den Stuttgartern aus dem Herzen spricht, davon sind die Initiatoren der Kampagne überzeugt. Sie verweisen auf die aktuelle Bürgerumfrage - viele dort geäußerte Wünsche könnten damit erfüllt werden. So hätten sich 57 Prozent der Befragten für mehr Grün- und Parkanlagen ausgesprochen. 68 Prozent seien der Meinung, dass die Landeshauptstadt zu viel Verkehr hat, 38 Prozent halten die Lärmbelastung für zu hoch.

Weil politische Mehrheiten im Gemeinderat das eine sind, setzt das Aktionsbündnis auf die Bürgerschaft. Geplant ist ein Bürgerbegehren, das im Mai starten soll. Derzeit erarbeite das Aktionsbündnis eine rechtssichere Fragestellung. Mehr als 20 000 Unterschriften von Stuttgartern benötigen die Initiatoren, um als nächsten Schritt einen Bürgerentscheid anzustoßen. Dessen Votum wäre verbindlich. „Wir wollen als Aktionsbündnis die Bürger ermutigen, sich zu beteiligen und einzumischen - es geht darum, dass wir Stuttgart zu einer lebenswerten Stadt umgestalten“, sagt Joachim Sofka von den AnStiftern.

www.stuttgart-laufd-nai.de