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Stuttgart (jps) - Einer von der Wüstenrot und Württembergische-Gruppe in Auftrag gegebenen Umfrage zufolge spricht sich die Mehrheit der Stuttgarter für das Ausweisen von Baugebieten im Stadtgebiet aus, um dem Mangel an Wohnraum entgegenzuwirken. Der Mieterverein und Haus & Grund Stuttgart sehen sich bestätigt.

Die repräsentative, von TNS-Infratest durchgeführte Umfrage hat ergeben, dass 58 Prozent der Befragten den Zuzug neuer Einwohner nach Stuttgart und dessen näheres Umfeld für positiv halten und darin einen Vorteil für die Stadt sehen. 100 Prozent glauben jedoch, der Zuzug neuer Einwohner werde negative Folgen für den Wohnungsmarkt haben, darunter steigende Immobilienpreise, Engpässe bei der Wohnungsversorgung und eine noch größere Knappheit speziell bei günstigen Wohnungen. 85 Prozent der Befragten finden, dass bestehende Gebäude umgenutzt werden sollten, um Wohnraum zu schaffen. 76 Prozent sprechen sich für das Ausweisen von Bauland im Stadtrandbereich und im Umland aus, 53 Prozent halten neues Bauland im Stadtgebiet für geeignet. Die Umfrageergebnisse stehen im Widerspruch zur Stadtpolitik. Die Mehrheit des Gemeinderats hat die klare Haltung, dass keine neuen Wohngebiete auf der grünen Wiese ausgewiesen werden sollen und lediglich die Innenentwicklung verfolgt werden soll.

Der Haus- und Grundbesitzerverein Haus & Grund Stuttgart sieht sich indes in seiner Haltung bestätigt. „Die repräsentative Umfrage belegt, dass die Bevölkerung einem Einwohnerwachstum der Stadt offen gegenübersteht und auch bereit ist, die städtebaulichen Konsequenzen daraus zu tragen, nämlich Bauland auszuweisen und höher zu bauen“, sagt der Vereinsvorsitzender Klaus Lang. Er kritisiert, dass im Bündnis für Wohnen stur an der viel zu geringen Zielzahl von 1800 neuen Wohnungen im Jahr festgehalten werde. „Die Bürger schätzen sehr realistisch ein, was die Stunde geschlagen hat“, sagt Vereinsgeschäftsführer Ulrich Wecker. Die Politik habe nun die geeigneten Maßnahmen zu treffen, um neuen Wohnraum zu schaffen. Stadtverwaltung und Gemeinderat blieben in Hinblick auf die engen und topografischen Grenzen der Stadt aufgefordert, ein Konzept zu entwickeln, bis in welche Größenregion Stuttgart als Kernstadt der Region wachsen soll beziehungsweise kann.

Der Mieterverein Stuttgart fordert, der Gemeinderat müsse angesichts wachsender Wohnungsnot von seiner Doktrin der Innenentwicklung abrücken. „Offensichtlich erkennt die Stuttgarter Bevölkerung die Notwendigkeit, mehr Flächen für den Wohnungsbau auszuweisen, deutlich besser als der Gemeinderat“, so der Mietervereinsvorsitzende Rolf Gaßmann. „Entweder sorgt die Stadt auch für ausreichend Wohnbauflächen oder die Wohnungspreise werden weiter explodieren und die Wohnungsnot wird noch zunehmen.“