Der Abstellbahnhof Rosensteinpark gehört zu jenen frei werdenden Bahnanlagen, auf denen das künftige Rosensteinquartier entstehen soll. Foto: Schütze Quelle: Unbekannt

Stuttgart (jps) - Vor einigen Wochen ist bekannt geworden, dass das Erdreich beim Abstellbahnhof Rosensteinpark mit giftigem Bromacil verunreinigt ist. Die Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus fordert nun die Stadt auf, das gesamte Areal systematisch unter die Lupe nehmen zu lassen.

„Wenn hochgiftige Stoffe im Boden gefunden werden, muss das genauer untersucht werden“, sagt Fraktionschef Thomas Adler. Die systematische Untersuchung des gesamten Areals solle sicherstellen, dass kein weiteres Gift ins Grundwasser gelange. „Eine Gefährdung der Mineralquellen muss ausgeschlossen werden“, betont Adler.

Das betroffene Areal liegt in unmittelbarer Nähe der Stuttgart-21-Baustelle zwischen Rosensteinpark und Abstellbahnhof. Wie berichtet, waren dort im Jahr 2006 bei einer routinemäßigen Grundwasseruntersuchung Rückstände des seit 1990 verbotenen Unkrautvernichtungsmittels Bromacil entdeckt wurden. Nach Angaben des Amtes für Umweltschutz liegt die Belastung im tolerierbaren Bereich, das belastete Wasser sei seither mithilfe eines Sanierungsbrunnens abgepumpt, gereinigt und kontrolliert worden. Die Verunreinigung wurde erst bekannt, nachdem ein Messprotokoll über Umwege in die Hände der Stuttgart-21-kritischen Gruppe Ingenieure 22 gelangte.

Für die Fraktionsgemeinschaft stellt sich die Frage, warum der Bromacil-Fund nicht zum Anlass genommen wurde, das gesamte Gelände systematisch nach Altlasten, Verschmutzungen und Giftstoffen zu untersuchen. Es sei „mit hoher Wahrscheinlichkeit von weiteren Verschmutzungen des Erdreichs auf dem gesamten Gelände auszugehen“, heißt es in einem Antrag der Fraktionsgemeinschaft an die Stadt. In diesem wird die Verwaltung unter anderem aufgefordert, einen Stopp der Bauarbeiten zwischen Abstellbahnhof und Rosensteinpark durch die untere Wasserbehörde zu prüfen. Das verseuchte Areal liege innerhalb des Gebiets, welches durch eine Verordnung zum Schutz der Heilquellen besonders geschützt sei. Allein das sei Anlass genug, sicherzustellen, dass keine Giftstoffe in das Grundwasser gelangen und die Mineralquellen gefährden. Nach der Verordnung habe die untere Wasserbehörde die Möglichkeit, einen Baustopp für das Gebiet durchzusetzen, bis eine schädliche Verunreinigung des Grundwassers ausgeschlossen ist.

SÖS-Linke-Plus will darüber hinaus auch die Frage geklärt wissen, wer für die Beseitigung der durch das Bromacil verursachten Schäden zuständig ist und wer die entstehenden Kosten trägt: Die Bahn als Verursacherin oder die Stadt, die das Gelände im Zuge des Bahnprojekts Stuttgart 21 gekauft hatte und angeblich durch eine Reduzierung des Kaufpreises seitens der Bahn nun als neue Besitzerin der Grundstücke für die Altlastensanierung verantwortlich ist. Diesbezüglich bemängelt die Fraktionsgemeinschaft, dass der Kaufvertrag der Öffentlichkeit bislang nicht zugänglich gemacht wurde. „Wir fordern eine unabhängige, transparente Untersuchung des gesamten Areals auf Gift und Schadstoffe und eine Klärung, wer für die Beseitigung der Altlasten zuständig ist“, sagt ihr Sprecher Hannes Rockenbauch. „Alle Messergebnisse und Kosten müssen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“