Die Vorderseite der Medaille auf die Liebe von Anton Meybusch, zweite Hälfte 17. Jahrhundert.

Foto: Adolar Wiedemann, Landesmuseum Württemberg Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - Die Ehe von Christian Albrecht von Schleswig-Holstein-Gottorf und Friederike Amalia von Dänemark stand wahrlich unter einem guten Stern. Der Herzog und die zweite Tochter König Friedrichs III. von Dänemark heirateten am 24. Oktober 1667 in Schloss Glückstadt (dänisch Lyksborg) und sollten 27 Jahre lang ein Ehepaar bleiben. Ob es an dem besonderen Geschenk lag, das die beiden Frischvermählten anlässlich ihres Freudentags erhielten? Der dänische Medailleur Jeremias Hercules hatte nämlich im Jahr 1668 auf die herzogliche Hochzeit eine Gedenkmedaille gefertigt. Deren Vorderseite zeigt das Paar in zeitgenössischer Kleidung, sich küssend in einer Liebeslaube, auf der Rückseite sind zwei schnäbelnde Tauben und zwei zueinander geneigte Palmen zu sehen, die durch eine verschlossene Kette verbunden sind.

Solch aufwendig gestaltete Silbermedaillen zur Hochzeit zu verschenken, war in der Zeit des Barock durchaus üblich. Davon zeugen auch die rund 15 Liebes- und Ehemedaillen aus der Münzsammlung der württembergischen Herzöge, die sich heute im Besitz des Landesmuseums Württemberg befinden. „Vor allem im 17. Jahrhundert gab es eine starke Nachfrage nach solchen Prägungen“, sagt Matthias Ohm, der Kurator des Münzkabinetts im Landesmuseum. Neben Medaillen, die anlässlich einer bestimmten Hochzeit gefertigt wurden, gab es auch solche, die ganz allgemein die Liebe oder die Ehe zum Thema hatten.

Die Medailleure griffen dabei oft auf wiederkehrende Symbole der ewigen Liebe und des immer währenden Glücks zurück. So schuf der Bremer Johann Blum Mitte des 17. Jahrhunderts ein Rückseitenmotiv, das später oft kopiert werden sollte. Zu sehen ist Amor, der römische Gott der Liebe, wie er auf einem wilden Löwen reitet, versehen mit der Umschrift „Amor vincit omnia - Die Liebe besiegt alles.“ „Amor war als Motiv sehr populär“, sagt Ohm. Andere Medaillen zeigen den Liebesgott, wie er mit seinem Bogen drei Pfeile auf ein Herz schießt oder zusammen mit Psyche auf dem Rücken des Löwen reitet. Auch als Menschenfischer mit einer Angel oder als Herzensschmied wird er dargestellt.

Sowieso das Thema Herz: Eine Medaille zeigt zwei in Flammen stehende Herzen, die inniglich durch eine Kette verbunden sind und von einem Blumenkranz umrahmt werden, auf einer anderen sind zwei brennende Herzen von einem Ring eingefangen. Auch Tauben gehörten damals zu den wiederkehrenden Motiven. „Sie gelten schon seit langer Zeit als Symbol für die Liebe, da sie untereinander Zärtlichkeiten austauschen, monogam leben und sehr fruchtbar sind“, erklärt Ohm. „Und schon im 17. Jahrhundert galt das Schloss als ein Symbol für die Liebe, so wie heute verliebte Paare an Brückengeländern Schlösser mit ihren eingravierten Initialen anbringen.“

Oft hatten die Medaillen auch den Zweck, insbesondere der Gattin ihre ehelichen Pflicht in Erinnerung zu rufen. Auf einer Medaille aus dem frühen 17. Jahrhundert ist beispielsweise zu lesen: „So wie die Sonne für Gott eine Zierde ist, so soll die Ehefrau eine Zierde für ihr Haus sein.“ Doch auch die Männer bekamen den einen oder anderen ins Edelmetall eingeprägten Verhaltenshinweis mit auf den Weg ins Eheleben. „Ein Mann liebt seine Frau, so wie Jesus seine Gemeinde geliebt hat.“

Neben ihrem Symbolgehalt hatten die Medaillen freilich auch einen beachtlichen materiellen Wert. Dennoch waren sie nicht allein den Adeligen vorbehalten. Ganz im Gegenteil waren es überwiegend reiche Bürger, beispielsweise gut betuchte Handwerker in den großen Reichsstädten Augsburg und Nürnberg, die sich diese besonderen Hochzeitsgaben anfertigen ließen. Adelige Herrscher wiederum ließen Münzen mit ihrem Porträt und dem ihrer zukünftigen Ehefrau prägen, um sie im Rahmen der Hochzeitsfeierlichkeiten großzügig zu verschenken. Besonders wichtige Gäste erhielten eine Münze aus Gold, die restlichen Gäste eine aus Silber, das Volk schließlich erhielt eine Variante aus Kupfer.

Die Liebes- und Ehemedaillen aus der Kunstkammer des Landesmuseums werden momentan noch sicher verwahrt in einem Tresor des Museums aufbewahrt. Ab 21. Mai werden dann acht von ihnen im Rahmen der neu gestalteten Schausammlung „Wahre Schätze“ zu sehen sein. Zusammen mit rund 240 anderen Münzen und Medaillen werden sie dort in einem separaten Münzkabinett präsentiert.

Anders als es die Medaillen vermitteln, waren Hochzeiten unter Adeligen lange Zeit keine Liebesheiraten, sondern von den Eltern arrangierte Verbindungen mit großer politischer Bedeutung. So auch bei Herzog Christoph von Württemberg (1515-1568). Dieser hatte mit seiner Ehefrau Anna Maria von Brandenburg-Ansbach zwölf Kinder, von denen neun das Erwachsenenalter erreichten. Für diese galt es, die passenden Ehepartner zu finden. Für den Reformationsfürsten und überzeugten Protestanten Christoph stand außer Frage, dass für seine Töchter und Söhne nur Prinzen und Prinzessinnen aus protestantischen Familien in Betracht kamen. „Mithilfe der Hochzeiten gelang es ihm, ein großes konfessionelles Beziehungsnetz über das gesamte Deutsche Reich zu knüpfen“, sagt Ohm. „Für das frisch zum Herzogtum gewordene Württemberg ein großer Aufschwung.“ Wie überaus geschickt sich der Herzog beim Verkuppeln anstellte, zeigt das Landesmuseum passend zum Valentinstag am Sonntag von 14 bis 15 Uhr. Dann findet unter dem Titel „Christoph, der Weddingplaner“ eine Überraschungsführung für Verliebte statt.