Bis Ende November sind in Stuttgart bereits mehr Drogenkonsumenten gestorben als im gesamten vergangenen Jahr.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Jan-Philipp Schütze

Stuttgart - In diesem Jahr sind in der Landeshauptstadt bereits 16 Menschen an den Folgen ihrer Drogensucht gestorben - so viele wie seit 2010 nicht mehr. Gerade in den vergangenen Wochen haben sich die Fälle gehäuft. Gründe dafür kann die Polizei aber nicht nennen.

Der jüngste Fall liegt erst wenige Tage zurück. In der Nacht zum vergangenen Freitag wurde eine 40 Jahre alte Frau, die als Drogenkonsumentin bekannt war, von einer Sozialarbeiterin tot in ihrem Zimmer in der Innenstadt entdeckt. Ein sofort herbeigerufener Notarzt versuchte noch, die Frau, zu reanimieren, jedoch vergeblich. Aufschluss über die genaue Todesursache soll nun eine toxikologische Untersuchung geben.

Die 40-Jährige ist bereits das 16. Drogenopfer in der Landeshauptstadt in diesem Jahr. Damit sind Ende November schon mehr Menschen an ihrer Sucht verstorben als in den Jahren zuvor. Zwischen 2006 und 2015 gab es jährlich 12 oder 13 Drogentote, lediglich 2009 (neun Tote) und 2011 (sieben Tote) waren es weniger. Der Höchstwert im Zehn-Jahres-Vergleich wurde 2010 mit damals 17 Rauschgifttoten registriert.

Auffällig ist, dass sich die Fälle vor allem in jüngster Zeit gehäuft haben. Erst am Montag vergangene Woche war im Stuttgarter Süden ein 38-Jähriger infolge seiner Drogensucht gestorben. Ein Angehöriger hatte den Mann leblos in seinem Wohnzimmer liegend gefunden und die Rettungskräfte alarmiert, die aber nur noch seinen Tod feststellen konnten. Mitte Oktober war ein toter 27-Jähriger in seiner Wohnung im Stuttgarter Westen entdeckt worden. Auch er soll zuvor Drogen konsumiert haben.

Warum in diesem Jahr bereits so viele Menschen an ihrer Drogensucht verstorben sind, kann die Stuttgarter Polizei nicht mit Gewissheit sagen. Das zuständige Dezernat registriere keine Besonderheiten im Vergleich zu den Vorjahren, so ein Polizeisprecher. Es sei nicht ungewöhnlich, dass es über die Jahre hinweg in der Statistik immer wieder Ausreißer nach oben oder unten gebe. Rückschlüsse auf ein geändertes Konsumverhalten ließen sich daraus nicht ziehen. Der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge führte in vielen Fällen eine Mischintoxikation in Verbindung mit einem schlechten Allgemeinzustand infolge eines Langzeitkonsums zum Tode.

Wie schon in den Vorjahren war die Mehrheit der Drogentoten erneut männlich und zwischen 30 und 40 Jahre alt. Eine Ausnahme stellt ein 50-Jähriger dar. Dieser war Anfang August gegen 1.30 Uhr in Begleitung seiner Lebensgefährtin und deren Hund im Stuttgarter Osten unterwegs, als er plötzlich zusammenbrach und verstarb. Wie eine von der Staatsanwaltschaft angeordnete toxikologische Untersuchung inzwischen ergab, hatte der 50-Jährige kurz zuvor eine Überdosis Methadon konsumiert. Dieses vollsynthetisch hergestellte Opioid mit starker schmerzstillender Wirksamkeit wird als Heroin-Ersatzstoff im Rahmen von Substitutionsprogrammen genutzt.