Christine Molitor ist an Multiple Sklerose erkrankt. Trotz der Schockdiagnose genießt sie das Leben - eben so gut, wie es geht. Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

(seb) - Mit einem überdimensionalen Gehirn hat die Aktion Multiple Sklerose Erkrankter, kurz Amsel, am vergangenen Mittwoch im Stuttgarter Hauptbahnhof an den achten Welt-MS-Tag erinnert und auf die noch immer unheilbare Krankheit aufmerksam gemacht. Mit dabei war Christine Molitor, die vor rund sieben Jahren erfuhr, dass sie an Multiple Sklerose leidet.

Den Juli 2009 wird Christine Molitor nie in ihrem Leben vergessen. Exakt vier Tage vor ihrem 31. Geburtstag erhielt die Esslingerin damals die Schockdiagnose, an MS erkrankt zu sein. Für die Altenpflegerin bedeutete der Befund aber auch eine gewisse Art der Erleichterung. „Ich litt schon seit einiger Zeit an den Symptomen und war froh, dass ich das Kind endlich beim Namen nennen konnte.“ Das größte Problem sei neben der Beeinträchtigung des Sehnervs die MS-bedingte Müdigkeit, die sogenannte Fatigue. „Sie ist leider sehr präsent. Mich länger zu konzentrieren oder körperlich zu arbeiten, ist schwierig.“ Es sei beispielsweise nicht möglich, mehrere Fenster hintereinander zu putzen. „Selbst ein Spaziergang mit meinem Kind in der Sonne ist anstrengend.“ Dementsprechend gering sei die Vorfreude auf die bevorstehenden Sommermonate. „Ich versuche, so gut es geht, mit der Krankheit am Leben teilzunehmen.“ Neben vielen Pausen sei die Organisation wichtig. „Wenn es sehr heiß ist, gehe ich zum Beispiel früh morgens oder spät abends einkaufen.“

Mit weniger Geschwindigkeit, positiven Gedanken und Yoga versuche sie, den Alltag zu meistern. Darüber hinaus bekomme sie Ergo- und Physiotherapie sowie regelmäßig Medikamente - intramuskuläre Spritzen in den Oberschenkel. An eine Rückkehr an ihren alten Arbeitsplatz sei dennoch nicht zu denken. „Ich bin vollberentet“, so Molitor, die grundsätzlich wieder arbeiten will. Nur was kommt infrage? „Derzeit bereitet mir das noch kein Kopfzerbrechen. Ich habe ein eineinhalb Jahre altes Kind, das hat Vorrang“.

Multiple Sklerose

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche und unheilbare Erkrankung des Zentralen Nervensystems. Weltweit sind 2,5 Millionen, in Deutschland laut Bundesversicherungsamt mehr als 200 000 und in Baden-Württemberg bis zu 18 000 Menschen betroffen. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Der Verlauf und die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Sie reichen von Bewegungsstörungen wie Lähmungen bis hin zu einer abnormen Erschöpfung (Fatigue), Depressionen und Sehstörungen. Kognitive Störungen können die Aufmerksamkeit und Konzentration beeinflussen.