Ein typischer Stadtbahnunfall: Der Autofahrer hat beim Abbiegen die links fahrende Bahn übersehen. Archiv Foto: Steegmüller Quelle: Unbekannt

Von Elke Hauptmann

Stuttgart - Zusammenstöße von Stadtbahnen mit Autos, deren Fahrer verbotswidrig links abbiegen wollen, sind in Stuttgart trauriger Alltag. Allein im vergangenen Jahr ereigneten sich laut SSB 26 Unfälle dieser Art. Damit die Zahl wieder sinkt und weniger Menschen etwas geschieht, hat das städtische Verkehrsunternehmen gemeinsam mit der Verkehrswacht die Kampagne „Links fährt die Bahn“ gestartet.

In der Landeshauptstadt bedienen 17 Stadtbahnlinien auf einer Linienlänge von 231 Kilometern mit 184 Schienenfahrzeugen 203 Haltestellen. Der wesentliche Teil des Schienennetzes verläuft auf einem eigenen Gleisbett und ist somit vom übrigen Verkehr getrennt. Nur auf einer Linienlänge von zehn Kilometern teilen sich Autos und Stadtbahnen die Straßen. Dennoch ist die Zahl der Unfälle hoch: Laut Verkehrsunfallstatistik haben Autofahrer im vergangenen Jahr 80 Stadtbahnunfälle verursacht, bei denen zwei Menschen schwer und 13 leicht verletzt wurden. In 12,5 Prozent der Fälle wurde der Vorrang von Stadtbahnen missachtet, in 20 Prozent waren Fehler beim Abbiegen ursächlich. Hinzu kommen vor allem Unfälle durch das Überfahren von roten Ampeln.

Die Kollision zwischen einer Bahn und einem in gleiche Richtung fahrenden Kraftfahrzeug, dessen Fahrer beim Wenden oder Abbiegen über den Gleisbereich die herannahende Stadtbahn nicht wahrnimmt, sei ein typischer Unfallhergang, wissen nicht nur die Polizisten. Im Durchschnitt der letzten Jahre mussten die Stadtbahnfahrer nach Angaben der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) jährlich mit etwa 20 Unfällen durch illegales Linksabbiegen rechnen. 26 solcher Kollisionen habe es im vergangenen Jahr geben, 2010 seien 15 gewesen, 25 im Jahr 2005. Auf das Problem macht die SSB nun aufmerksam: An vielen Stellen im Stadtgebiet hängen Plakate, auf denen gewarnt wird: „Achtung! Links fährt die Bahn“. Auch im Radio und im Kino laufen entsprechende Spots.

Derzeit scheinen wieder mehr Stuttgarter Autofahrer der Verführung zu erliegen, eine vermeintliche Abkürzung nehmen zu wollen“, beobachtet man bei der SSB. Und steuert deshalb gegen: „Mit der Kampagne möchten wir zu Bewusstsein bringen, dass die Gleise auch ein Fahrstreifen sind, und zwar für die Stadtbahn. Niemand käme auf die Idee, vom Mittelstreifen aus plötzlich nach links abzubiegen“, erklärt SSB-Betriebsleiter Reinhold Schröter.

Dass dies nicht gut gehen kann, liegt auf der Hand: Stadtbahnen haben einen deutlich längeren Bremsweg als Autos, und sie können nicht ausweichen. Bei Linksabbieger-Unfällen werden die Autos oft von der Bahn noch einige Meter weit verschoben - die Fahrer können die mehr als 56 Tonnen schweren Fahrzeuge in der Regel nicht mehr rechtzeitig zum Stehen bringen, wenn ein Auto überraschend den Weg kreuzt.

Unfallschwerpunkte für illegales Linksabbiegen sind zum Beispiel im Stuttgarter Westen die Kreuzungen Schloss-/Senefelderstraße, Schloss-/Silberburgstraße und Bebel-/Claudiusstraße. In Zuffenhausen sollten die Autofahrer besonders an den Kreuzungen Ludwigsburger-/Frankenstraße und Ludwigsburger-/Hohensteinstraße achtgeben. Und wer häufig im Gebiet Bad Cannstatt/Fellbach unterwegs ist, weiß sicher längst, dass an den Kreuzungen Waiblinger-/Daimler Straße und Stuttgarter-/ Höhenstraße das Linksabbiegen nicht gestattet ist.