Roland Geiger, Sergio Vesely und Luis Arellano (von links) lassen die Herzen schmelzen. Foto: Weber-Obrock Quelle: Unbekannt

Von Petra Weber-Obrock

Aus dem Spanischen übersetzt heißt „Mano a Mano“ Hand in Hand. Die Besinnung auf die Stärke der Gemeinsamkeit hilft gegen das Gefühl der Fremdheit, das jeden fast überall auf der Welt überkommen kann. „Mano a Mano“ ist auch der Name der südamerikanisch-deutschen Musikformation, die am Freitagabend die Februarkälte im Keller der Galgenstricke vertrieb und sich mitten in die Herzen der Zuschauer spielte.

Der Liedermacher Sergio Vesely, der Flötist Roland Geiger und der Instrumentalist Luis Arellano aus Ecuador sind drei Vollblutmusiker, die sich auf die Fahne geschrieben haben, „mit Rhythmus und Kakao gegen das Fremdsein“ vorzugehen. Ihre bevorzugte Stilrichtung ist dabei die „Musica latino-alemanica“, ein Stilmix aus lateinamerikanischen Rhythmen und Sergio Veselys spanischen Texten, die mit Witz und Melancholie das Spezielle des südamerikanischen Kontinents ebenso wie das Besondere der deutschen Nationalität schwäbischer Prägung aufs Korn nehmen. Salsa, Tango, Bossa Nova - die Rhythmen dieser Musik sind so ungeheuer tanzbar, dass kaum ein Fuß im Publikum sich dem Mitwippen verweigern konnte. Kurz gesagt - die drei präsentierten Musik, die wie ein frischer Wind durch den Raum fegte und dabei süß und tröstlich wie Schokolade war. „Schokolade hilft gegen die Bitterkeit unserer Zeit und gegen das Fremdsein“, begründete Sergio Vesely die reichliche Zitierung dieser Süßigkeit im Programm. „Vielleicht gelingt es ihr, das Tor deines Herzens zu öffnen“, wünschte sich Vesely. Die Frucht des Kakaobaums galt schon bei den Azteken unter ihrem ursprünglichen Namen „Xchocolatl“ als belebende Powerpflanze. Von allem Inhaltlichen einmal abgesehen ist das spanische Wort „Chocolate“ ideal, um Sprache zu rhythmisieren. In den Texten Veselys taucht unter anderem ein „Chocolatero“ auf, ein Schokoladenmacher, der sich an Frauenküssen erfreut, die nach Schokolade schmecken, und ihn schließlich schmelzen lassen.

Veselys Ankunft in Deutschland jährt sich in diesem Jahr zum 40. Mal. Der gebürtige Chilene hatte 1976 als politisch Verfolgter hier Asyl gefunden. In seinen Texten nimmt er seine Erfahrungen mit der neuen Heimat poetisch, melancholisch und selbstironisch aufs Korn. Der typische Deutsche, den er in einem Lied beschreibt, trennt den Müll, liebt Perfektion, Museen und Bibliotheken und geht, wenn irgendwo heiße Merengue-Rhythmen ertönen, ab wie Schmidts Katze. Veselys Blick auf den Südamerikaner, der hauptsächlich der schönen Frauen wegen in Deutschland ist, fällt nicht wesentlich schmeichelhafter aus. Esslingen hat er in seinen Versen mit liebevoller Ironie bedacht. In einem Lied erscheint die Stadt als Ort, „an dem die Vögel mit dir über die Ewigkeit sprechen“.

Nicht nur die Vogelstimmen nimmt der Flötist Roland Geiger mit seiner Querflöte auf und verwandelt sie in süße, leicht jazzig angehauchte Klänge. Auch sonst bestimmt die meisterhaft gespielte Flöte immer wieder die Melodien. Mal lieblich, mal grell, mal wie ein tiefer Klangteppich, weckt Geiger auch mit der Zampona oder der Bassflöte Assoziationen an die Musik der Anden.

Im gemeinsamen dreistimmigen Gesang lassen die drei Musiker weitere Latin-Folk-Elemente wie die kolumbianische „Chacarera“ aufleben. Nach der Pause steigert sich die Intensität der Songs noch. Vesely zum Schluss: „Ich war auch ein Flüchtling.“ Auf der Balkanroute unterwegs zu sein, stelle er sich vor, „wie über einen Abgrund zu springen“. Trotzdem geht er mit dem Thema Fremdheit leichtfüßig um, indem er seine Ankunft im Schwäbischen in einem Song mit einem Kulturschock beschreibt - der Begegnung eines Südamerikaners mit der Kehrwoche.