Liebe kann einen umhauen: Probenbild mit Timo Beyerling als Sumchi (rechts) und Daniel Elias Böhm als dessen Kumpel Aldo. Foto: Andreas Zauner Quelle: Unbekannt

Von Martin Mezger

Esslingen - Es geht um ein Fahrrad, ein Mädchen und ein Land namens Ubangi-Schari. Das eine bekommt der elfjährige Sumchi als Geschenk, das andere hätte er gern, und das Land fantasiert er sich zusammen. 1978 hat der israelische Autor Amos Oz sein erstes Jugendbuch veröffentlicht, die Geschichte einer zarten ersten Liebe des Jungen zu seiner Klassenkameradin Esthi. Idealer Stoff für ein junges Theaterpublikum in jenem Übergangsalter, jener bewegten Grauzone zwischen Kindheit und Pubertät, befindet Marco Süß, Leiter der Esslinger Jungen WLB und erklärter Oz-Fan. Deshalb hat er „Sumchi“ für die Kinder- und Jugendsparte der Esslinger Landesbühne inszeniert, zusammen mit dem Dramaturgen Marcus Grube entwickelte er eine szenische Fassung des Erzähltexts, der ihn auch durch seine „beachtliche literarische Qualität“ fasziniert. Premiere ist am Sonntag im Studio am Blarerplatz.

Den Theaterimpuls auf der Bühne gibt laut Grube eine klassische Situation: „Jemand erzählt seine Geschichte und springt dann in die gespielten Szenen.“ Erinnerungscharakter und unmittelbare Gegenwart treffen aufeinander, ähnlich wie im Buch selbst, wo sich freilich auch politische Reminiszenzen in den Zauber der ersten Liebe mischen. Die Story spielt in Jerusalem im Jahr 1947, ein Jahr vor der Staatsgründung Israels. Die unter britischer Verwaltung stehende Stadt war damals „wie ein gespannter Muskel“, sagt Süß. Und diese Gespanntheit der Außenwelt soll auch in der Inszenierung spürbar werden - als Atmosphäre, nicht als historische Dokumentation. „Sonst müssten wir ständig den Erklärbär machen“, sagt Grube. Im Mittelpunkt stehe die Liebes- und Abenteuergeschichte, die überall spielen könnte.

So bricht denn Sumchi mit seinem Mädchenfahrrad auf ins Traumland Ubangi-Schari, das jedoch nur in seinem Kopf (und in der Phantasie der Zuschauer) existiert. Das Fahrrad lässt er sich von einem Freund in einem Tauschhandel abluchsen, und am Ende bekommt er beides: das Fahrrad zurück und das Mädchen als Jugendliebe für einen Sommer. Dass die zarte Liaison dann wieder endet, spielt gar keine so große Rolle, denn: „Alles ändert sich“, sagt Amos Oz, und manches bleibt unwiederbringlich. Aber die beiden haben es geschafft, einmal zusammenzufinden. Und das ist das Entscheidende.

Die Premiere beginnt am kommenden Sonntag um 16 Uhr im Studio am Blarerplatz. Die nächsten Vorstellungen folgen am 2. und 16. Oktober.